AW: wieso wollen Männer so schnell das "Eine" ???
Zitat von Schmusehannes:
Zustimmung.
Und ich differenziere weiter:
1. Die Motive können unmittelbar bewusst sein
2. Viel häufiger sind sie aber auch gar nicht unmittelbar bewusst, etwa in der Art, daß man/frau dies einfach nur als „guten Ton“ empfindet.
3. Diese weit verbreitete Empfindung als „guter Ton“, das ist wohl auch meist der „fruchtbare Boden“ (für die Verteufelung der männlichen Sexualität und seiner Artikulationsmöglichkeiten).
Zustimmung.
Der von mir angesprochene fruchtbare Boden ist real vorhanden. Eine gewisse Verunsicherung darüber bzw. die latente Angst davor, ob einer verbal geäußerten Willensbekundung nicht möglicherweise ein Übergriff folgt, kommt nicht von ungefähr. Das wäre aber ein eigenes Thema. Wir haben beispielsweise alle den #aufschrei vernommen. Vielen Menschen war die Thematik auch vorher bewusst. Es existiert also ein Spannungsfeld in das man sich begibt, wenn man als Mann mit einer Frau sexuell in Kontakt treten will. Das lässt sich weder wegdiskutieren noch wegregulieren. Es exisiert, weil es ständig weiter genährt wird. Durch reale Übergriffe und durch die Berichterstattung nebst Diskussion darüber. (Auch das wäre ein eigener Themenkomplex). Wer das ignoriert und gleich mal mit Vollgas in die Tempo 30 Zone rauscht, muss sich nicht wundern, wenn er dafür die rote Karte kassiert. Ich sehe es sogar als Vorteil, dass die Existenz dieses Spannungsfeld so bekannt ist. Man kann sich ausrechnen was einen erwarten könnte und sich darauf einstellen. Besser wäre natürlich, wenn das Feld aufgelöst werden könnte, aber ich sehe nicht wie das kurzfristig gelingen kann. Trotzdem sollte unbedingt daran gearbeitet werden, dass das angstgespeiste Feld durch eines ersetzt wird, das durch erotische Spannung genährt wird.
Zitat von Schmusehannes:
Ich differenziere in
1. „Die gebräuchliche Sitte ist, dass ...“. Ja es ist die gebräuchliche Sitte, daß... Aber deswegen muss sie lange noch nicht im Einklang stehen mit dem unmittelbar darüber festgestellten Konsens.
Kannst du das bitte nochmal anders sagen? Ich verstehe nicht wie es gemeint ist.
Zitat von Schmusehannes:
Im Einklang mit den oben befürworteten akzeptierten Recht auf sexuelle Selbstbestimmung muss niemand „auf seinen Willen verzichten“ sondern allenfalls auf die Durchsetzung seines Willens. Und das auch nur sofern hierzu die Mitwirkung eines Anderen erforderlich wäre.
Stimmt, so war es gemeint:
Die gebräuchliche Sitte ist, dass jemand der etwas will, was der andere nicht will, auf die Durchsetzung seines Willens verzichten muss, sofern es ihm nicht gelingt den anderen mit lauteren Mitteln dafür zu motivieren.
Aber hier: "Und das auch nur sofern hierzu die Mitwirkung eines Anderen erforderlich wäre." bin ich skeptisch. Ich kann mir einiges vorstellen, das zu tun ohne die Mitwirkung des anderen möglich wäre und das trotzdem übergriffig ist.
Zitat von Schmusehannes:
In diesem Punkte haben wir eine vielfach unbemerkte, aber dennoch fundamentale Verdrehung der Menschenrechte:
Sollte es also „die gebräuchliche Sitte sein“, bereits eine verbale Interessenskundgabe, die als verbale Äußerung keiner Mitwirkung einer Gegenseite bedarf, als übergriffig zu bezeichnen, wäre das schon der entscheidende Übergriff. Und zwar:
1. Gegen das Recht: Jeder Mensch hat das Recht auf (sexuelle) Selbstbestimmung.
2. Gegen das Recht: Dieses Recht endet genau da, wo es das Recht des anderen auf (sexuelle) Selbstbestimmung verletzt.
Das heißt, das Recht des Einen, von einem Thema nichts hören zu wollen, reicht nicht so weit, dem Andern das Maul zu verbieten. (Wer da anderer Meinung ist, darf das gerne laut und deutlich tun. )
Denn derjenige, der etwas nicht hören will, kann sein Recht des Nicht-Hörenwollens auch anders wahren als dem Sprecher die verbale Äußerung oder den Willen zur verbale Äußerung zu verbieten.
Die gebräuchliche Sitte ist, insbesondere „dem Mann“ (nicht jedoch der Frau) die verbale Kundgabe seiner (sexuellen) Interessen als Übergriff um die Ohren zu hauen. Und genau das ist die übliche ...
Genau hier besteht unsere Meinungsverschiedenheit.
Ich sehe nicht, dass es gebräuchliche Sitte ist, insbesondere „dem Mann“ (nicht jedoch der Frau) die verbale Kundgabe seiner (sexuellen) Interessen als Übergriff um die Ohren zu hauen.
Das handhabt jeder anders und auch abhängig davon wie in den Wald hinein gerufen wird und manchmal wird dabei auch mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Mir ist nicht entgangen, dass einige ganz besonders laut Zeter und Mordio rufen, wenn sie mit verbalen Kundgaben sexueller Interessen konfrontiert sind. Man müsst halt jeden Einzelnen ganz ehrlich und ergebnisoffen nach den Gründen dafür fragen.
Wie auch immer, nur weil einige Stimmen sich besonders effizient Gehör verschaffen, repräsentieren sie nicht notwendigerweise die Mehrheitsmeinung. Es gibt durchaus sehr viele, wenn auch mangels medialer Machtbefugnis dezentere Stimmen die damit anders umgehen. Die bewusst kein Öl ins Feuer des Geschlechterkampes gießen, die nicht polemisieren, sondern die zu einem fairen Miteinander aufrufen. Man muss halt auch mal hinhören, die Antennen ein wenig sensibler einstellen und die emotionalen Wogen erst mal abebben lassen ehe man sich äußert.
Sexualität ist ein hochemotionales Thema. Sex ohne Leidenschaft wäre ja auch langweilig.
Aber eine Diskussion über den Umgang mit Sexualität sollte IMHO eben möglichst nicht emotional geführt werden. Mir ist klar, dass das leichter gesagt als getan ist. Aber ich sehe nicht, wie man in dem Thema weiterkommen kann, wenn einfach nur verbal aufeinander eingeknüppelt wird. Das ist zwar vlt. medienwirksam, aber nicht zielführend.
Wir sollten doch im Sinne einer gedeihlichen Zukunftsgestaltung zu einem Miteinander der Geschlechter kommen, in dem eine Atmosphäre des gegenseitigen Sehens, Verstehens und Vertrauens herrscht.
Ich finde, dass gerade dieser Thread hier ein gutes Beispiel dafür ist, wie solch ein Miteinander gelingen kann.