Habe Alles sehr aufmerksam durchgelesen. Danke Euch. Werde nicht auf jeden einzelnen Beitrag eingehen können, versuche mal meine Aha-Effekte wiederzugeben.
Als erstes gab mir zu denken, dass ich ja auch die Freundin um Verzeihung bitten müsste, falls wirklich zu Unrecht beschuldigt. Ist immer gut, die Perspektive zu wechseln. Dann: verzeihen - vergeben. Vergebung wird gegeben, wenn der Andere darum bittet, weil er mit sich nicht im Reinen ist. Wer bin ich schon, um dem Anderen zu sagen, dass er fehl gehandelt hat? Seine Werte müssen nicht meine sein und sind nicht geringer einzuschätzen. Ich kann ihm meine Werte mitteilen und sie zur Bedingung des Zusammenseins machen. Das ist jetzt das Problem. Gibt es einen Urkodex? Ich höre oft, in Frieden mit der Vergangenheit zu leben, das ist gut. Alles andere zerstört auf die Dauer nur Einen selbst, bringt negative Energie usw. Ich nehme mal ein krasses Gegenbeispiel:
Der Mann wurde gefeuert, weil die Firma sich personell einschränken muss. In der Nacht schleicht er sich aufs Firmengelände und streut Nägel auf den Betriebshof in der Hoffnung, dass die firmeneigenen Fahrzeuge einen Platten bekommen. In der nächsten Nacht geht er nachschauen: es ist nichts passiert. Jetzt erzählt er die Geschichte einem Freund. Der ist anders gewickelt und erklärt ihm, dass Rache nichts bringt, dass es die Aufgabe ist, sich innerlich zu versöhnen, zu einem inneren Frieden der Angelegenheit gegenüber zu finden, er sich in der Konsequenz nur selbst schadet und dass es gerade gut ist, dass nichts passiert ist, dass man daraus gerade lernen kann. Zum Schluss stellt er noch die Frage: "Was meinst Du, was könntest Du denn daraus lernen?" Die Antwort: "Dass ich das nächste Mal halt längere Nägel nehmen muss." Wer hat jetzt Recht?
Also, das ist jetzt krass, passt vielleicht nicht so ganz, bringt mich aber als Beispiel immer zu dem Grundkonflikt, wie komme ich zum inneren Frieden? Und jetzt, nach Euren Antworten, denke ich, mein Ansatz ist falsch, es geht nicht um Verzeihen oder Vergeben, das ist viel zu hoch gegriffen, vielleicht geht es nur um eine gewisse Einordnung, mit der man leben kann oder halt nicht. Mal sehen.