Nein, ein Partner hält einem keinen Spiegel vor, diese Behauptung lehnt sich doch gerne an inzwischen esoterische Begrifflichkeiten. Eine Spiegelung mag vorkommen, aber sie definiert sich anders. Sie kann in einer Analyse einen Hinweis auf ein gewohntes Verhaltensmuster in Bezug auf tief verwurzelte Ursachen geben. Das geht in den psychologischen Bereich. Ansonsten geben diese Spiegelbehauptungen dem Gegenüber und aussenstehenden Ratgebern einen hervorragenden Grund für Killerphrasen.
Nein, der vorgehaltene Spiegel ist Ausdruck der eigenen Psyche. Und da geht es nicht nur um Verhaltensmuster, sondern um die gesamte Persönlichkeit. Das hat rein gar nichts mit Esoterik zu tun, selbst, wenn diese Sparte das gern für sich zu vermarkten sucht und die "Killerphrasen" sind jetzt mal "geschenkt". Als Mensch habe ich nun mal meine spezielle Psyche und aus dieser heraus betrachte ich die Welt und gehe auf diese zu oder verschließe, sabotiere mich usw. usf. Und, weil ich so bin, treffe ich vornehmlich auf Situationen, Menschen usw. die dazu passen oder die mich z.B. entsprechend "herausfordern" (wobei es sogar egal ist, ob ich mir dem bewusst bin- und es angehen kann oder ob ich mir dem unbewusst bin- und mich der "Opferrolle" hingebe oder diese pflege usw. usf.) und sehr wohl suche ich mir das (unbewusst -leider oft-) in jenem Moment selbst mit aus.
Schiebst du diese "Spiegelbilder" auf Randgebiete, wie die verpönte Esoterik (= Killerphrase), gestehst du dem Menschen nicht zu, es selbst in der Hand zu haben, wie sich -trotz z.B. Schicksalschlägen usw.- sein Leben weiter entwickeln wird, weil alles "Zauber" sein müsste.
Und was heißt "Verhaltensmuster" für dich? Es ist im Ergebnis meine Persönlichkeitsprägung und was ich daraus mache, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten, wie ich mit meinen Mitmenschen nicht umgehe, sondern auch, wie ich sie sehe(n) kann oder eben nicht.
Habe ich also z.B. nie gelernt oder das Gefühl entwickeln dürfen, selbst auch wichtig zu sein und z.B. "Grenzen setzen zu dürfen", werde ich mich (unbewusst) eher denjenigen Menschen vertraut fühlen, die mir genau das früher schon so "eintrichterten". Eben, weil ich nichts "besseres" (anderes) kenne. Dann geht es nicht nur um "Verhaltensmuster", sondern um Prägungen, die mein gesamtes soziales Umfeld prägen und eben oft auch mein Berufsleben usw. usf. Ich treffe dann also auf Menschen, die mir in dem Sinn den Spiegel vorhalten, als dass sie mich permanent an meine "Grenzen" führen bzw. an meine Defizite (Baustellen) usw. erinnern. Aber nicht nur im negativen Sinn, sondern natürlich auch im positiven Sinn.
Wilfried Wieck sagte u.a. immer so schön zutreffend, dass jeder Mann sich genau die Frau suchen würde, die er gerade braucht (u.a. in "Männer lassen lieben. Die Sucht des Mannes nach der Frau.").
Damit sagt er nichts anders aus, als dass man eben den Spiegel "sucht" und auch "vorgehalten" bekommt. Ich sehe das nicht als "negativ" besetzt, sondern als Möglichkeit, über sich selbst heraus wachsen zu können.
Wenn mir Menschen z.B. ständig "respektlos" begegnen, kann ich mich darüber "ständig" (sinnlos) aufregen. Ich kann mich aber genau so gut fragen, ob das ggf. etwas mit meinen eigenen Defiziten zu tun hat und wie ich das z.B. selbst ändern könnte. Das heißt natürlich nicht, dass es auch weiterhin mal respeklose Begegnungen geben wird, die ich nicht verhindern kann und wo ich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen bin. Aber viel öfter steckt hier eben das "eigene Problem" dahinter sich a.) gesund abgrenzen zu können und b.) sich gesund durchsetzen zu können oder c.) eine fremde Aktion eben gerade nicht persönlich zu nehmen und somit drüber stehen zu können usw. usf.
Ein Freund von mir sagt, seine Ex- Freundin habe ihn jahrelang tyrannisiert. Ja, sie stand "stellvertretend" für die Elternkonflikte, denen er eher versuchte durch übermäßiges Harmoniestreben aus dem Weg zu gehen. Um so mehr Harmonie er anstrebte, um so weniger Respekt pflegte sie vor ihm und um so mehr entpuppte sie sich als "sein Vater". Mag er jetzt gern auf die "Frauenwelt" schieben und weiterhin für absolute Harmonie in allen Lebenslagen plädieren. Hätte er aber auch als seinen "Spiegel" sehen und angehen können. Vorallem dann, wenn er mit seinem "Verhalten" (in dem Punkt magst du dann Recht haben) auch in sämtlichen anderen Situationen scheitert (Kinder, dem Hund, dem Chef bzw. der Chefin, dem Freudeskreis usw. usf.). Aber, ist seine Ex z.B. grundsätzlich deshalb wirklich eine Furie oder war sie es nur im Spiegelbild zu ihm so, weil sie ihn einfach nie greifen hat können und darüber verzweifelte? Tanzen die Kinder, der Hund, der Chef usw. ihm nur auf der Nase herum, weil sie allesamt die Bösen sind oder vielleicht doch nur deshalb, weil sie ihn "spiegeln"? Seine Harmoniesucht, verbunden damit, allen bloß immer alles irgendwie recht machen zu wollen und bloß nirgendswo anzuecken, weil, das könnte als furchtbar empfunden werden?
Sind Menschen im übrigen frei von ihrer Persönlichkeit, ihrem Persönlichkeitstyp und dem, auf was sie deshalb vornehmlich treffen?
Wenn man auf Menschen trifft, die wie auch immer, Emotionen in einem selbst auslösen, dann hat man in diesem Moment garantiert einen Spiegel vor sich. Und das hat rein gar nichts mit Esoterik zu tun. Emotionalität ist immer eine höchstpersönliche Angelegenheit. Auch, deren Abwesenheit.
Sobald ich also irgendeine Emotion mit einem Menschen verknüpfe, sei es, weil ich mich freue oder es mich verärgert, ist das etwas, das (zunächst einmal nur) aus mir heraus erwachsen kann und wo das Gegenüber mich lediglich "triggert" (als Spiegel dient).
So, bin leider auf dem Sprung.