Liebe Morgenrot,
als mein Sohn etwas mehr als ein Jahr alt war, haben sein Vater und ich uns getrennt. Die Trennung und auch die ersten Jahre waren nicht leicht, aber wir waren uns einig darin, dass er uns beide braucht und wir auch weiterhin gemeinsam Eltern sein wollen. Konflikte haben wir nicht vor ihm ausgetragen und auch sonst keine "dreckige Wäsche gewaschen".
Die Bindung zu mir war in den ersten Jahren noch stärker und so haben wir das Wechselmodell langsam ausgebaut. Seitdem mein Sohn ca. 5 Jahre alt war, lebt er zu 50% beim Papa und 50% bei mir, zu Beginn aber noch mit Wechsel nach 3 bzw 4 Tagen. Schnell wurde aber klar, dass diese kurzen Zeiträume nicht gut waren, besonders nicht für meinen Sohn, der selbst von "zu viel hin und her" sprach, aber zugleich sehr deutlich darin war, dass er weiterhin in beiden Familien leben wollte. Seitdem wechselt er im Wochenrythmus.
Wichtig ist, dass die Eltern noch miteinander kommunizieren können, denn es gibt immer wieder viel zu besprechen, Ferien, Schule, Freizeitaktivitäten, Geburtstage, Geschenke, neue Kleidung etc. Und manchmal muss eben auch noch der Turnbeutel oder die Gitarre hinterher gebracht werden - es gibt kaum einen Menschen mit dem ich so regelmäßig in Kontakt stehe wie mit meinen Exmann

Wir informieren uns z.B. auch immer bei Krankheit und beratschlagen was zu tun ist. Wechselmodell ist keine Egoveranstaltung und häufig auch mit Kompromissen verbunden.
Mittlerweile ist mein Sohn zwar so groß, dass er manches auch allein regelt, aber er soll trotzdem wissen, dass wir Eltern auch immer noch gemeinsam einen Blick auf sein Leben haben und beide immer für ihn da sind. Auch die wichtigsten Regelungen z.B. was Medien angeht, sprechen wir gemeinsam ab. Dazu treffen wir uns auch mal zu dritt und gehen essen oder so. Auch Weihnachten und den Geburtstag meines Sohnes feiern wir im großen Kreis der Patchworkfamilie (mit Stiefmutter, Halbgeschwistern und Großeltern).
Meinem Sohn geht es super damit und er hat sich noch nie darüber beschwert wie es bei uns läuft. Und auch ich finde, dass mein Leben durch das Wechselmodell sehr viel entspannter und vielseitiger ist als das vieler anderer Mütter, die ständig 24/7 für ihre Kinder allein da sein müssen und damit meine ich nicht nur Alleinerziehende.
Hier noch zwei Medientipps: Im aktuellen Zeit-Magazin geht es um das Wchselmodell und das Buch "Eine Woche Mama, eine Woche Papa" ist auch zu empfehlen.