A

authentisch_gelöscht

Gast
  • #31
AW: Warum ist die Liebe so kompliziert?

Zitat von Berlin:
Ich (m, 29) möchte von meinem Leiden in der Liebe und des Lebens erzählen. Während alle Frauen die in meiner Lebenszeit mit mir durchs Leben gegangen in der Blüte stecken bin ich nach wie vor Single.
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Meine Jugendliebe ist bereits verheiratet und hat einen dreijährigen Sohn.
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Die Herzensbrecherin ist mit einem reichen Unternehmer aus Luxembourg verheiratet.
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Kleinere Techtelmechtel gab es immer mal wieder, jedoch nichts in welchen wahre Gefühlen eine Rolle spielten.
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Während meine ehemalige Partnerin(Millionärstochter) in dem von Ihren Eltern gekauften Penthouse sorgenfrei in neuer Partnerschaft mit neuem Partner lebt bin ich seit 1,5 Jahren alleine in meiner Single-Wohnung.
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Durch Parship hat sich eine einzige Chance im Dezember/Januar ergeben. Sie hat in der Kennenlernphase für sich entschieden mit mir keine Partnerschaft einzugehen, da wir ihrer Meinung nach zu verschieden wären.
[...]
Warum ist die Liebe so kompliziert?

Lieber Berlin
Ich finde die Liebe manchmal auch sehr kompliziert, aber gleichzeitig ist (oder wäre?) unsere Unzufriedenheit damit doch auch ein hervorragender Antrieb, sich selbst und andere Menschen besser verstehen zu wollen. Und dies ist eine hochinteressante Angelegenheit.
Ich habe im obigen Zitat nur diejenigen Sätze von dir stehen lassen, welche ich besonders bemerkenswert fand, teilweise auch im Kontrast zueinander.

An deiner Stelle würde ich mir zu folgenden Fragen Gedanken machen:
Worin genau besteht dein Leiden?
Weshalb interessierst du dich dafür, was deine ehemaligen Partnerinnen heute machen? Weshalb findest du an ihrer Situation vor allem die materielle Seite besonders erwähnenswert? Denkst du, wenn man reich ist, hat man keine Sorgen? Meinst du, wenn man in einer Beziehung ist, hat man keine Sorgen? Hattest du denn in deinen Beziehungen keine Sorgen? Was findest du denn in diesem Fall kompliziert an der Liebe?

Wie unterscheiden sich denn "Techtelmechtel" (wie du das aus deiner Perspektive nennst) davon, was vielleicht die Frauen, die in deinem Leben ein Rolle gespielt zu haben scheinen, über ihre Beziehungen zu dir denken?

Wie definierst du genau "Chance" in Bezug auf Parship-Kontakte? Hast du nie einer Frau, die dir geschrieben hat, keine Antwort oder eine negative geschrieben? Hast du allen Frauen, die überhaupt vorgeschlagen wurden, geschrieben? Ich nehme an nicht. Wie hast du dann die Auswahl getroffen? Etwa nicht so, dass du dachtest, diejenigen, die du nicht angeschrieben hast, würden nicht zu dir passen, etwa weil du sie als zu verschieden von dir wahrnahmst?

Könnte es sein, dass du auch sonst, in Bezug auf andere Themen denkst, dass die anderen (immer?) das bessere Los ziehen als du? Könnte das vielleicht auch daran liegen, wie du die Ereignisse siehst und interpretierst? Würden das Aussenstehende ebenso sehen? Versuch mal, dich in die Perspektive eines anderen zu versetzen, der dein Leben beobachtet. Was würde er sich denken? Würde sich das, was er über dein Leben und deine Beziehungen erzählen würde, mit deiner Erzählung decken?

Lieber Berlin, du bist sicher ein Mensch, in dem ganz viel Wunderbares und Liebenswertes steckt. Aber vielleicht bist du für die anderen auch nicht immer so einfach. Das Leben, die Welt und alle Menschen sind nicht schwarz-weiss, sondern in allen Farben schillernd und je nach Perspektive anders zu sehen. Auch du.
Manchmal ist es nicht einfach, zu akzeptieren, dass wir selbst nicht besser oder (je nach Situation und Lebensphase) auch nicht schlecher sind als alle andern. Wenn wir aber unbewusst unser Leben durch eine Brille sehen, die uns vorgaukelt, dass wir grundsätzlich das schlechtere Los ziehen, dann ist es logisch, dass wir immer wieder zum selben Schluss kommen, wenn wir etwas bilanzieren. Und uns vielleicht auch gar nicht ernsthaft bemühen, dass es mal ein gutes Ende - oder gar kein Ende - nimmt. Wir glauben ja eh nicht daran.
Wenn wir mit solchen negativen und leider oft verheerenden Denkmustern zu kämpfen haben, dann ist es wichtig, dass wir versuchen, aufrichtig mit uns selbst zu sein, immer wieder. Und mutig, um neue Handlungsweisen auszuprobieren. Gleichzeitig sollten wir aber auch nicht allzu hart mit uns ins Gericht gehen, sondern uns auch verzeihen, dass wir nicht perfekt sind. Unsere schädlichen Denkmuster sind ja nicht unsere Schuld, sondern in der Regel sind es Strategien, die einst ein verzweifeltes Kind gewählt hat, um auf seine Weise schlimme Situationen so gut wie möglich zu überstehen. Es ist wichtig, sowohl mit sich selbst als auch mit den anderen, liebevoll, freundlich und wohlwollend umzugehen, sei dies im Handeln oder im Denken. Ich glaube nur so finden wir unser Glück irgendwann. Vielleicht stellen wir dann erstaunt fest, dass es nicht von einem Partner oder einer Partnerin abhängt, sondern von uns.
Ich wünsche dir viel Aufrichtigkeit und viel Mut!
 
A

authentisch_gelöscht

Gast
  • #32
AW: Warum ist die Liebe so kompliziert?

Guten Morgen, lieber Berlin!
Wie geht es dir? Ich hoffe, du bist auf einem guten Weg.
Ich stelle fest, dass du seit meinem Beitrag nicht mehr geschrieben hast. Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt haben sollte. Das war keinesfalls meine Absicht. Ich weiss, dass ich manchmal zu ungeduldig bin und den anderen, das was ich denke und spüre, einfach so in allzu geballter Ladung an den Kopf werfe. Entschuldige bitte. Andererseits habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass mich ganz freche und ungehörige Dinge manchmal am Weitesten bringen, wenn ich mich darauf einlasse, darüber nachzudenken, welcher wahre Kern dahintersteckt und weshalb mich eine Bemerkung so unglaublich schmerzen kann. Wenn man verletzt ist, dann ist es wichtig, die Gefühle herauszulassen, sei es Wut oder Trauer. Wir alle dürfen ruhig hemmungslos heulen oder gar laut schreien und toben. Es tut gut und manchmal ist es dann nach kurzer Zeit schon vorbei. Ausserdem: wenn wir die Gefühle in uns horten, statt sie loszulassen, dann verdecken sie den Zugang zu unserem tiefsten Inneren. Auch für uns selbst ist es dann schwierig an das heranzukommen, was uns eigentlich ausmacht. Zu spüren, was unser ganz individueller Weg sein könnte, wohin es uns eigentlich, wenn wir ganz aufrichtig sind, hinzieht. Und wenn es uns nicht gut geht, wenn wir uns einsam, traurig, unsicher und verzweifelt fühlen, dann ist das Beste, was wir tun können, darüber nachzudenken, wohin es uns eigentlich zieht. Eine Vision davon zu entwickeln und dieser Vision Raum zu geben. Das gibt uns viel Kraft und neue positive Energie. Es ist viel hilfreicher und tröstlicher für unsere Seele, über unsere Vision nachzudenken, darüber, was uns den für uns ganz individuellen Sinn im Leben geben könnte, als über dem Stress zu brüten, der uns gefangen hält und so die Angst zu kultivieren. Wir müssen die Angst loslassen, sie wegschicken. Angst ist vielleicht die Wurzel allen Übels. Deshalb müssen wir Mut fassen und über Visionen, unsere persönlichen, ganz ureigenen Visionen nachdenken. Darüber, was uns wirklich gut tut, was uns Energie gibt, das wohin es uns einfach zieht. Vergessen wir mal - zumindest für den Moment, wenn es nicht absoluter geht - die gesellschaftlichen Zwänge um uns herum, das was die anderen erwarten und denken könnten. Vergessen wir, dass wir Dieses und Jenes einfach tun müssen, weil dies nun mal so ist. Vergessen wir, dass wir Geld verdienen müssen. Vergessen wir, dass wir unbedingt eine Familie gründen wollen und dass uns irgendwann die Zeit dafür davonlaufen könnte. Vergessen wir, dass wir es unseren Eltern schuldig sind, angesehene Personen zu werden mit einem Beruf, der einen hohen Status verspricht. Vergessen wir die Familientraditionen. Vergessen wir, dass wir von vielen Fähigkeiten, die wir für wichtig halten, denken, wir hätten sie nicht. Vergessen wir, dass wir etwas Besseres sein wollen. Vergessen wir, dass wir es den andern zeigen müssen. Vergessen wir, dass wir denken, die anderen hätten mehr Glück als wir. Vergessen wir, dass die anderen uns immer weh tun. Vergessen wir einfach all diesen Müll, diesen Gedankenmüll, der uns Angst macht, und den wir ständig selbst reproduzieren! Wir müssen verstehen, dass wir all dies SELBST denken. Wenn die Angst, die uns und unsere Kreativität blockiert, weg ist, weil wir uns mit unserem tiefsten Innern und der Richtung beschäftigen, in die es uns zieht, statt mit all dem Negativen, das nur aus dem alten Schmerz heraus entstanden ist, dann stellen wir ganz überrascht fest, dass wir ganz ungeahnte Möglichkeiten haben, dass sich plötzlich Wege auftun, die wir nie vermutet hätten, dass wir plötzlich vor Ideen sprühen und eine grosse Kraft in uns entdecken.

Also, lass zuerst mal die negativen Gefühle raus, sag es, schrei es, heul es, brüll es in die Welt hinaus - du hast Recht, es ist wirklich schlimm! - , und dann beginne darüber nachzudenken, welche Aufgaben du im Leben so gerne erfüllen möchtest, welchen Beitrag du zu dieser Welt so unbedingt leisten möchtest, dass du es verantworten kannst, dafür die ganze Zeit deines Lebens einzusetzen.
Ich wünsche dir viel Aufrichtigkeit und Mut, lieber Berlin!
 
G

Gast

Gast
  • #33
AW: Warum ist die Liebe so kompliziert?

@authentisch
Wer ist in deinem Beitrag eigentlich „wir“? Hast du die Auslegung von 42 gefunden :)?

Ich glaube nicht, dass „müssen“ hilfreich ist.

Zitat von authentisch:
Wir müssen die Angst loslassen, sie wegschicken.
Nach meiner Erfahrung funktioniert das so nicht. Die Angst zu integrieren ist für mich der bessere Weg.
 
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219
  • #35
AW: Warum ist die Liebe so kompliziert?

Ist es die Liebe oder ist es das reale Leben?

Und resultierte der Schmerz nun aus der Liebe oder aus dem Rest vom realen Leben?