Kompliziertes Thema. Ich habe leider nicht die Muse alle 44 Seiten nachzulesen, antworte daher mal gegen meine Gewohnheiten ohne vorher alles bisherige durchzulesen.
Ich glaube als allererstes muss man mal klären was "Selbstbewusst" bzw. konkret "Selbstbewusste Frau" bedeutet, meiner Erfahrung nach gibt es hier oft unterschiedliche Verständnisse und was mich vor allem immer ärgert: es wird dabei immer nur von der beruflichen Tätigkeit gesprochen. Aber gut, Ich sehe da 3 "Kategorien" wenn man das ganze auf die Berufe beschränkt:
Kategorie 1:
Eine Friseurin die stolz auf ihre Leistung ist und jeden Kunden freundlich zum Lächeln bringt, die (freiwillige) Stripperin die sich ihrer Schönheit bewusst auf der Bühne präsentiert, die Hausfrau und Mutter die Stolz auf ihren Haushalt und ihre Kinder ist, die Lehrerin aus Leidenschaft, ... Auch diese Frauen können selbstbewusste Frauen sein, bzw. sind es oft.
Hier wird wohl niemand meinen, das Männer Angst vor diesen selbstbewussten Frauen haben (ok, vielleicht schreckt die Stripperin den einen oder anderen ab, aber nicht aufgrund ihres Selbstbewusstseins).
Tatsächlich haben denke ich die meisten Frauen dieser Kategorie (und ihr Pendant der männliche Handwerker, Versicherungsvertreter oder Fabriksarbeiter) sehr häufig sehr glückliche Beziehungen, daher ist aus meiner Sicht schonmal generell zu sagen, dass Männer keine Angst vor selbstbewussten Frauen haben.
Kategorie 2:
Leider wird als Selbstbewusste Frau meist eine Karriereorientierte Frau, oft in traditionellen Männerberufen, gemeint, die sich trotz aller Widrigkeiten Hochkämpft und in der beruflichen Leistung den Männern um nichts nachsteht. Hier wird leider Selbstbewusstsein bzw. Erfolg nur am Gehaltsscheck und Titel gemessen. Das ganze gilt allerdings auch für manche Männer, daher schreib ich folgendes lieber allgemein auf "Karriereorientierte" Menschen bezogen. Meiner Erfahrung nach sind viele Menschen dieser Kategorie nicht selbstbewusst nach meinem Verständnis. Sie sind meist als Führungskraft sehr streng Direktiv, kontrollsüchtig und geben anderen die Schuld an allem was schief rennt. Nebenbei oft auch noch Intrigant. Sie sind erfolgreich im Materiellen Sinne aber allein das sie den noch dickeren Gehaltsscheck zur Selbstbestätigung brauchen und es als schwäche sehen andere Meinungen anzuhören widerspricht doch dem Begriff Selbstbewusst stark.
Es gibt natürlich auch wirklich selbstbewusste Menschen die Karriere machen (siehe Kategorie 3).
Viele der Frauen die davon reden, dass Männer "Angst vor selbstbewussten Frauen haben" gehören meiner Erfahrung nach zu dieser Gruppe, ohne dies der Eröffnerin dieses Threads zu unterstellen (mein Eindruck ist ein anderer), aber generell ist das häufig der Fall.
Diese Frauen werden eher wegen anderer Probleme (keinen Zeit neben der Arbeit für Beziehung, Kontrollsüchtig, Konfliktunfähig,...) abgelehnt, nicht wegen ihres Selbstbewusstseins. Dazu kommen auch hier die Probleme von Kategorie 3 (siehe unten)
Männer dieser Kategorie bekommen durchaus Frauen, da sie Hohen Status in der Gesellschaft haben und Sicherheit bieten, was manche Frauen zu schätzen wissen. Für diese Männer sind ihre Frauen aber oft nur Statussymbole und daher meist besonders nach optischen Kriterien ausgewählt.
Kategorie 3:
Diese Menschen gehen aus Freude und mit Leidenschaft ihren Beruf nach, ähnlich wie Kategorie 1. Allerdings handelt sich dabei um besser verdienende Berufe, meist mit einem vorhergegangenen Studium o.ä. Typische Beispiele dafür sind ÄrztInnen, Berufe im kreativen Bereich (Medien, Marketing, ...), ...
Der Unterschied zu Kategorie 1 ist vor allem, dass hier weit mehr Zeit in den Beruf fließt, mehr Geld verdient wird (evtl. auch mehr als der Mann) und evtl. auch nicht die Frau in die Rolle der Vollzeit-/Halbzeitmutter wechseln möchte.
Diese Frauen sind Objektiv betrachtet grundsätzlich wirklich tolle Partien, wie man so schön sagt. Man braucht sie nicht auf alles einladen, sie sind selbstständig (und selbstbewusst), sehen oft fantastisch aus, suchen aber tatsächlich oft länger nach dem passenden Mann. Hier stellt sich also evtl. berechtigt die Frage, haben Männer Angst vor Frauen dieser Kategorie?
Meiner persönlichen Meinung nach, kommen hier zwei Probleme ins Spiel.
Problem 1 ist der Status.
Männer mögen es meist höheren Status (zumindest etwas) als die Frau zu haben und - wie praktisch - Frauen mögen meist Männer mit höheren Status als sie. Status heißt dabei aber nicht immer nur Geld oder Titel. Was genau Status bedeutet ist von Mensch zu Mensch verschieden. Das kann Intelligenz, Kreativität, Sportliche Leistung, Handwerkliches Geschick oder Position in einem Verein sein. In unsere Kapitalistischen Gesellschaft ist Geld und Macht/Titel aber ein sehr starker Statusfaktor. Und so ist es für die erfolgreiche Frau aus Kategorie 3 schonmal schwieriger einen Partner mit passenden Status zu finden.
Problem 2 ist das weitverbreitete Mann/Frau bzw. Familienbild.
Unser Frauen und Männerbild wird erstmal vor allem von Mama und Papa geprägt. Wir wurden fast alle als Kinder von Mama großgezogen und die wenigstens werden dabei eine Mutter der Kategorie 3 gehabt haben. Und wenn doch war dann statt Mama ein Kindermädchen oder eine Oma da sie das Kind betreut hat und wieder aus Kategorie 1 stammte (gilt auch für die Oma mit erfolgreicher Vergangenheit, in dem Moment wo sie Vollzeit ein Kind betreut ist sie Kategorie 1) und siehe da schon haben wir wieder das klassische Frauenbild mitbekommen. Eine Frau der Kategorie 3 passt also erstmal nicht in unser Ursprüngliches Frauenbild, daher verlieben wir uns seltener in sie und können uns schwerlich eine Familie mit ihr vorstellen. Die Häufigste Antwort, die Feminismus- bzw. Moralismuskeule hilft da leider nicht viel, diese Bilder kann man nicht einfach aus unseren Gefühlen wegdiskutieren, da hilft nur eine Bewusstmachung dieser Bilder und der Wille sie auch bewusst zu ändern, dann ist das vermutlich möglich.
Wenn Mann und Frau keine Kinder wollen ist erstmal alles ok und es kann eine glückliche Beziehung entstehen.
Wenn es um Kinder und damit Familie geht wird es aber aufgrund des klassischen Familienbildes aber meist dabei bleiben, das erstmal die Frau die Kinder betreut (in der Vorstellung der Männer aber meist auch der Frauen), dies führt dann wieder zurück zum alten Mann/Fraubild bei der nächsten Generation und schon haben wir einen schönen Teufelskreis. Der kann nur langsam durchbrochen werden, dass immer mehr Männer auch in Karenzgehen ist da ein Schritt in die richtige Richtung. Das schweift aber auch schon vom eigentlich Thema ab fürchte ich.
Zusammengefasst ist meiner bescheidenen Meinung nach dieses traditionelle Mann/Frau Rollenbild nunmal bei den meisten von uns stark verankert und mit ein Grund, neben dem Status, warum es Frauen der Kategorie 3 (neben Zeitmangel, etc.) oft schwerer haben einen Partner zu finden, bzw. ebenfalls oft denken, dass Männer Angst vor selbstbewussten Frauen haben.
hoffe das ist nicht zu lange geworden, und wird wenigstens von ein / zwei Leuten gelesen,
lg
Harald