AW: Unverständliche Reaktionen / Zuschriften
Zunächst vielen Dank für die aufschlussreichen Kommentare und die engagierte Diskussion, im Folgenden noch ein paar Anmerkungen dazu ...
Zitat von Merle:
... die meisten erfolgreichen, charmanten, selbstbewussten, witzigen Frauen von heute mögen nicht immer mit Pumps und Nagelack auftreten müssen. Sondern so, wie sie sich gerade fühlen...
Die „meisten“ Frauen interessieren mich allerdings nicht (da sähe ich mich auch deutlich überfordert) und voraus sich die Annahme eines „immer“ speisen könnte, ist mir unklar, es geht um die Option und insbesondere darum, dass Frau selbst Spaß daran hat.
Liebe Merle, deine Anmerkung hat, mit Verlaub gesagt, tendenziell loriotsche Qualität: „Ich finde rot lackierte Fingernägel sehr hübsch.“ – „Aha, und damit du mich liebst, muss ich mir also immer die Nägel rot anmalen ...!“
Zitat von Merle:
... eine Frau mit Nagellack und High Heels sucht, ist m.E . eine sexuelle (und nicht ästhetische) Vorliebe .... attraktive, selbstbewusste Frauen von heute lackieren sich nicht (nie oder nur in Ausnahmesituationen) die Finger.
Einigen wir uns auf „erotische Vorliebe“, aber auch das hat etwas mit Ästhetik zu tun, irgendwie. Das mit der Nagellack-Abstinenz selbstbewusster und attraktiver Frauen scheint mir aber - nach meinen persönlichen Beobachtungen - doch eine Fehleinschätzung zu sein. In - sagen wir mal - tendenziell groß- oder weltstädtischen Gefilden (gar nicht zu reden vom europäischen Ausland) kann man andere Eindrücke gewinnen, „Auslaufmodell“ in diesem Zusammenhang dürfte - sorry, für diese Einschätzung - nicht nur eine typisch deutsche sondern auch eine eher provinzielle Perspektive zu sein. Und: Für junge Frauen unter 30 gilt das keinesfalls, da ist derzeit ganz offensichtlich ein gegenteiliger Trend angesagt.
Zitat von Merle:
.. meines Wissens ist Equinox an Frauen interessiert, die z.B. Designerinnen sind oder Architektinnen oder Naturwissenschaftlerinnen. Diese Damen haben in der Regel einen 10-Stunden-Job und das Umfeld ist von Männern dominiert und geprägt. Das heisst nicht, dass Frau nicht auch mal Röcke und Pumps anzieht, aber an anderen Tagen trägt sie eben auch mal Bundfaltenhose und Rollkragenpulli (besonders, wenn Frau Architektin ist). Ich kenne wirklich sehr, sehr viele solcher Frauen und KEINE EINZIGE lackiert sich die Fingernägel!
Keine Ahnung, woran sich meine Vorliebe für diese Berufsgruppen ablesen ließe. Weil ich eine radfahrende Naturwissenschaftlerin mit High-Heels beispielhaft benannt hatte? Die Dame gibt es wirklich, sie ist die Lebensgefährtin eines Freundes, aber nicht meine Zielgruppe. Und Menschen mit dauerhaften 10-Stundenjobs verlieren nach meinen Erfahungen meist das Gefühl (und auch die Zeit) für einen sinnlichen Umgang mit sich selbst, kein wirklich gesundes Verhalten. Und ad Architektin: Gerade zum obligaten schwarzen Berufs-Outfit können rote lackierte Nägel richtig scharf aussehen, soviel zur Ästhetik. Allerdings gilt mein Interesse doch mehr dem kreativ-kulturellen Bereich, allein schon wegen der persönlichen Affinitäten ...
Zitat von Heike:
... die Realität hingegen scheint ein wenig komplexer zu sein. Offenbar fühlt sich manche Frau, die eigentlich ins Raster fallen würde, gerade abgeschreckt von der direkten Erwähnung.
Das glaube ich gerade nicht. Wer tatsächlich „ins Raster fällt“, fühlt sich kaum abgeschreckt, schließlich sind meine Erläuterungen und Hinweise nicht völlig humorbefreit und ja durchaus auch nicht ohne Selbstironie. Aber: Auch das muss Frau verstehen, es geht ja nicht nur um Äußeres. Verunsichert fühlen sich wohl eher Frauen, die feststellen, dass der Typ Mann, den sie sich vielleicht als Partner vorstellen könnten, deutlich andere Präferenzen hat, was das Äußere betrifft. Und statt dessen Wünsche bezüglich eines femininen Outfits schlicht als inkompatibel mit dem eigenen Geschmack zu akzeptieren - für den Frau ja selbst verantwortlich ist, es ist doch ihre freie Entscheidung, ob sie sich nun weiblich stylen möchte oder nicht - empört sie sich über den (aus ihrer Sicht falschen) Geschmack des Wünschenden.
Zitat von SineNomine:
... nur weil bestimmte Kritierien sich auf Äußerlichkeiten beziehen sind sie im Vergleich zu den vielzitierten "inneren Werten" nicht weniger wichtig für eine Partnerschaft, denn ersten muss es, damit es funktioniert, eben auf allen Ebenen, auch auf der äußerlich-köperlichen, passen und zweitens drückt unser Äußeres mitunter mehr von unserem Inneren aus als uns bewusst ist.
Meine Rede!! Dem ist auch nichts mehr hinzuzufügen!
Zitat von nuit:
... ich erlaube mir als frau meine erotische ausstrahlung zu pflegen, die nun mal auch stark über äußerlichkeiten transportiert wird, wobei ich ausreichend selbstbewusstsein habe, mich nicht ausschließlich über sie zu definieren oder definiert zu werden.
Nochmals vielen Dank für deine Postings – der spielerische und selbstbewusste Umgang mit uns selbst, mit Vorlieben, Leidenschaften und Schwächen, sagt sehr viel über Selbstverständnis und Persönlichkeit aus. Ich entdecke in deinen Zuschriften das meiste Verständnis – ohne die Notwendigkeit von Erläuterungen, sondern einfach aufgrund der Interpretation der Botschaften zwischen den Zeilen. Aber vielleicht ist die österreichische (oder auch weltstädtische) Perspektive ja doch offener und hat auch die Distanz, die man braucht, um zu abstrahieren und die Dinge auch mit etwas Ironie zu betrachten. Oder macht es die rein räumliche Nähe zu freudscher Interpretationsfreude und -tradition? Oder ist es dein nicht-deutscher Hintergrund, der eine mehr von Sinnlichkeit geprägte Selbst- und Fremdwahrnehmung mit sich bringt? Schließlich ist auch die oben benannte naturwissenschaftliche Radlerin mit High-Heels Ausländerin.
Zitat von Freitag:
... nur geschätzte 1 % der parshipperinnen seiner wunschoptik entsprechen.
Ich würde es nicht ganz so negativ sehen: 22 Damen haben sich (wenn ich richtig gezählt habe) an dieser Diskussion beteiligt, davon hatten immerhin fünf definitiv KEINE Probleme mit femininem Outfit und Styling und das sind doch weitaus mehr als die „gefühlten“ 1% ... !
Insgesamt habe ich aber doch den Eindruck, dass Intellektualität und Sinnlichkeit leider oft als gegensätzlich wahrgenommen werden. Möglicherweise ein spezifisch deutsches Phänomen? Möglicherweise insbesondere allem bei der Altersgruppe 50plus oder schon 45plus zu finden? Vielleicht liegt es an der hierzulande verbreiteten Vorstellung, dass eine Frau nur dann ernstgenommen werden kann, wenn sie sich jeder Art der erotischen Ausstrahlung und einschlägiger Signale enthält? Dass berufliche Kompetenz mit Sinnlichkeit und Erotik unvereinbar ist? Dass Frau weitgehend geschlechtsneutral daher kommen muss, um als kompetent wahrgenommen zu werden?
In diesem Sinne ein gutes Ankommen in 2013. Übrigens sei Damen (und Herren) bei entsprechendem (Weiter-)Bildungsinteresse in Sachen Stil und u.a. auch High-Heels die Seite von Monika Kritzmoeller empfohen ...