Jen24

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  • #1

Unfruchtbar - wann thematisieren?

Hallo,

ich befinde mich in einem Dilemma. Ich bin gerade 36 und habe vor ca. 2 Jahren die Diagnose bekommen, dass ich unfruchtbar bin. Es gibt verschiedene Ursachen, ich war bei mehreren Ärzten. Es war ein Zufallsbefund, ich habe nie versucht, schwanger zu werden. Ich habe mir immer Kinder gewünscht und würde es mit dem richtigen Partner auch einfach gern versuchen - oder Kinder adoptieren, falls er das möchte.
In der Vergangenheit hat das Thema bei der Partnersuche immer wieder Probleme bereitet. Einmal habe ich es relativ früh gesagt und danach wollte derjenige mich nicht mehr sehen.

Vor einigen Wochen hatte ich noch ein sehr unschönes Erlebnis. Ich habe mich öfter (insgesamt sicher 10/15 mal) mit einem Kollegen getroffen, an dem ich nicht wirklich Interesse hatte. Von meiner Seite war das ganze rein freundschaftlich. Es ist nie was zwischen uns gelaufen, er hat es auch nie versucht. Ich hatte aber den Eindruck, er hat Interesse und er hat dann plötzlich davon gesprochen, dass er seine Zeit nicht mit Frauen "verschwenden" wollte, die schon Kinder haben oder über 40 sind, weil er eigene Kinder wollte. Irgendwie fühlte ich mich genötigt, meine Situation klarzustellen, obwohl wir ja weder eine Beziehung noch sonst irgendwas hatten. Er war total sauer und wollte mich nie wieder sehen. Sein Standpunkt: das hätte ich viel eher sagen müssen, ich war nicht ehrlich, er hat seine Zeit unnötig verschwendet.

Mich hat das sehr getroffen, obwohl ich kein Interesse an ihm als Partner hatte. Ich frage mich, wann muss ich so was thematisieren? Ich will ja nicht vor Menschen, die ich kaum kenne, meine intimsten "Probleme" ausbreiten. Und ich möchte einen kinderlieben Mann, damit ich künftig vielleicht doch noch eigene oder wenigstens adoptierte Kinder haben kann. Wenn ich das so früh anspreche, habe ich Angst, dass ich gerade die Sorte Männer sofort verschrecke. Auf der anderen Seite möchte ich ja auch niemanden anlügen.

Wie seht Ihr das?
 

Markus Ernst

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  • #2
Liebe Jen24,

ich kann gut verstehen, dass Sie sich hier in einer Art Zwickmühle befinden - beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Ähnliche Themen wurde hier im Forum schon häufiger diskutiert, meist ging es dabei um die Frage, zu welchem Zeitpunkt des Kennenlernens am besten eine spezielle Erkrankung thematisiert werden sollte. Ich glaube, es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Ich habe eine persönliche Meinung dazu und weiß aus zahlreichen Gesprächen mit Partnersuchenden, dass vieles für dieses Vorgehen spricht. Ich denke, es ist besser, nicht bereits im Profil anzusprechen, dass Sie möglicherweise keine Kinder bekommen können. Sie schreiben selbst, dass es sich hierbei um ein sehr intimes und privates Problem handelt. Es muss einfach eine gewisse Vertrauensbasis vorhanden sein, um darüber sprechen zu können. Es geht auch immer darum, als Betroffene(r) überhaupt die Chance zu haben, auf mögliche Reaktionen/Ängste reagieren zu können. Ich bin mir sicher, dass ein einfühlsamer Mensch Verständnis dafür haben wird, wenn Sie ihn erst im Laufe des Kennenlernens "aufklären". Aus meiner Sicht hat in Ihrem Fall das anfängliche Abwarten und Herstellen einer Vertrauensbasis zum Gegenüber einen höheren Stellenwert als die Forderung, in jeder Hinsicht "mit offenen Karten zu spielen".

Herzliche Grüße aus Hamburg,
Markus Ernst
 

Yin

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  • #3
Hallo Jen24,

Oh je... das ist wirklich eine schwierige Situation.

Ich finde, es kommt immer ein wenig drauf an, was man selber von dem anderen möchte (also Beziehung oder Freundschaft) und was derjenige von einem möchte.

In deinem Fall bist du ja eher davon ausgegangen, dass das ganze rein freundschaftlich ist. Da würde ich auch nicht solche Dinge zur Sprache bringen, weil sie für die Freundschaft ja keinerlei Relevanz haben.

Wenn man jemanden datet, um ihn als potentiellen Partner kennenzulernen, würde ich es auch nicht bei den ersten Treffen, schon aber nach einer gewissen Zeit zur Sprache bringen. Man muss ja nicht gleich raushauen, was mit einem ist, sondern einfach mal nach der Einstellung zu Kindern fragen.

Kommt er früher auf das Thema fände ich es allerdings fair, Farbe zu bekennen. Du kannst es ja genauso schildern, wie hier. Dass du dir eigentlich Kinder wünscht, es aber nicht sicher ist, dass du eigene bekommen kannst. Du kannst ihm ja gleich eine Gegenfrage stellen und fragen, ob er sich generell so etwas wie Adoption vorstellen könnte.

Ins Profil würde ich es keinesfalls schreiben... das geht ja erst einmal keinen was an. Ich habe ein ähnliches Thema erstellt. Also wann man "negative" Sachen zur Sprache bringen sollte.

Ich drücke dir die Daumen, dass du den für dich richtigen findest.

Liebe Grüße, Yin
 

fafner

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  • #4
Zitat von Jen24:
Er war total sauer und wollte mich nie wieder sehen. Sein Standpunkt: das hätte ich viel eher sagen müssen, ich war nicht ehrlich, er hat seine Zeit unnötig verschwendet.
Ich kann ja nicht so mitreden, weil ich selber keine hab. Aber wer so reagiert, würde sich frau den als Vater ihrer Kinder wünschen...?
 

Git80

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  • #5
Zitat von Jen24:
Vor einigen Wochen hatte ich noch ein sehr unschönes Erlebnis. Ich habe mich öfter (insgesamt sicher 10/15 mal) mit einem Kollegen getroffen, an dem ich nicht wirklich Interesse hatte. Von meiner Seite war das ganze rein freundschaftlich. Es ist nie was zwischen uns gelaufen, er hat es auch nie versucht. Ich hatte aber den Eindruck, er hat Interesse und er hat dann plötzlich davon gesprochen, dass er seine Zeit nicht mit Frauen "verschwenden" wollte, die schon Kinder haben oder über 40 sind, weil er eigene Kinder wollte. Irgendwie fühlte ich mich genötigt, meine Situation klarzustellen, obwohl wir ja weder eine Beziehung noch sonst irgendwas hatten. Er war total sauer und wollte mich nie wieder sehen. Sein Standpunkt: das hätte ich viel eher sagen müssen, ich war nicht ehrlich, er hat seine Zeit unnötig verschwendet.

1. Deinen Umgang mit der Thematik (erstmal nix sagen, aber wenn das Thema kommt, gibt's die Wahrheit) finde ich ok.
2. Sich 10/15 mal mit jemandem zu treffen, der Interesse an einem hat, man selbst aber ganz genau weiß, dass man ausschließlich freundschaftliches Interesse hat, finde ich hingegen nicht ok. Zumindest hättest du klarstellen müssen, dass du eben auf reiner Kumpelschiene unterwegs bist. Dann wäre die Frage nach Kindern wahrscheinlich nie gekommen, weil das für einen reinen Freund schlicht keinerlei Rolle spielt.
 

Rätsel

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  • #6
Auf keinen Fall Unfruchtbarkeit ins Profil setzen oder bei den ersten Verabredungen erwähnen. Generell das Thema Kinder/Familie am Anfang einer Bekanntschaft meiden. Wenn eine Frau gleich am Anfang von Kindern spricht, ergreift ein Mann die Flucht, wie du selber die Erfahrung gemacht hast. Den Kollegen, den du nur als Kumpel getroffen hast, geht dein Problem nichts an. Das war hier echt unglücklich, dass du es ihm erzählt hast, aber jeder macht mal Fehler. Er war einfach nicht an dir interessiert und hat nur nach einem Grund gesucht, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben und den Kontakt abzubrechen. Lass dich durch sein Verhalten nicht verunsichern. Ich rate dir dazu, einem Mann erst dann davon zu erzählen, wenn sich eine Vertrauensbasis schon aufgebaut hat, er dir ein gutes Gefühl gibt und erst nachdem er mit dem Thema Kinder und Familienplanung anfängt. Und natürlich nur, wenn das ein Mann ist, mit dem sich eine intime Beziehung anbahnt. Männer, die sich nur kumpelmässig verhalten und deine Nähe nicht suchen, geht das nichts an. Und wenn es soweit ist, mach kein Drama daraus. Erwähne es kurz und sachlich, mit 2-3 Sätzen. Fange nicht an mit Grabesstimme zu verkünden: „Es gibt etwas Schlimmes, was ich dir sagen muss“.
 
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DerDogi

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  • #7
Zitat von Git80:
2. Sich 10/15 mal mit jemandem zu treffen, der Interesse an einem hat, man selbst aber ganz genau weiß, dass man ausschließlich freundschaftliches Interesse hat, finde ich hingegen nicht ok. Zumindest hättest du klarstellen müssen, dass du eben auf reiner Kumpelschiene unterwegs bist.

Mir wurde immer rückgemeldet, dass ich selber schuld sei, wenn es zur Kumpelschiene gekommen ist. Von wegen, keine Initiative ergriffen oder so. Ich hab auch weibliche Kumpels mit denen ich mich auch so häufig treffe, ohne dass einer das Thema "es ist aber nur freundschaftlich" angesprochen hätte. Also ob das jetzt an der "mangelnden Initiative" oder an einem "gekonnten ignorieren der Annäherungsversuche" liegt würden beide Seiten wohl komplett unterschiedlich sehen.

In jedem Fall sollte für die Bezeichnung "unehrlich" schon ein bisschen mehr, als das Zeit verbringen von Zeit miteinander passieren.
Und selbst wenn, wenn er nie gefragt hat "Kannst du eigentlich eigene Kinder bekommen?" dann braucht er nicht erwarten, dass du es von selber tust.

Ich selber habe beispielsweise keinen besonders augeprägten Kinderwunsch. Wenn ich eine Frau daten würde, wär mir das herzlich egal ob sie fruchtbar ist und wie man das Thema in der Zukunft behandelt würde ich erst besprechen, wenn diese Zukunft ansteht. Ich finde es schon arg vermessen von diesem Kerl, wenn er davon ausgeht, dass sich ein Mann ausschließlich nur mit einer Frau trifft oder sogar datet, um später mal ihre Gebärmutter benutzen zu dürfen. Als ob es nichts anderes an einer Frau gäbe, dass man mögen kann .... also so ein Idiot!

@Jen24
Ich würde dir erstmal empfehlen dich als ganz normal und vollständig zu betrachten, so dass du dich nicht genötigt fühlst, irgendeinen "Fehler" gestehen zu müssen. Du bist so wie du bist, und wenn einem der eine oder andere Punkt an einer Frau wichtig ist, soll er es sagen oder fragen, und dann kriegt er schon eine ehrliche Antwort von dir.

Es ist aber schon ratsam über das Profil ein bisschen vorzuleketieren (in meinem steht ein blöder Witz um die humorlosen Frauen gleich zu vorzuwarnen). Wenn du das Thema irgendwie nebenbei andeutest, dann werden die Männer bei denen Kinder Prio1 darstellen hellhörig, und alle anderen werden es nicht registrieren. Zumindest sollte ein "vielleicht" beim Kinderwunsch den Kandidaten vorwarnen, dass er bei dir nicht sicher zu seinem Kinderglück kommt.
 
G

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  • #8
Hat Parship nicht neuerdings ein Feld, in das man den Kinderwunsch eintragen kann? Wenn man dort "Nein" hineinschreibt, sollte das für den Anfang reichen. Dann kann auch niemand später Vorwürfe machen.
 

Git80

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  • #9
Zitat von Jen24:
Von meiner Seite war das ganze rein freundschaftlich. Es ist nie was zwischen uns gelaufen, er hat es auch nie versucht. Ich hatte aber den Eindruck, er hat Interesse

@Yin, Dogi und Rätsel:
Bitte genau lesen: Sie wusste, dass er Interesse hat. Und da ist es für mich nicht ok, sich 10-15 mal "bespaßen" zu lassen, ohne es selbst ernst zu meinen. Klar ist er auch selber schuld, wenn er nicht früher "zur Sache" kommt. Das entbindet aber die TE nicht davon, sich in der Situation fair zu verhalten.
 

Yogofuu

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  • #10
Bei der Partnersuche auf Parship würde ich es ansprechen wenn der Mann einen Kinderwunsch hat oder das Thema Kinder- oder Kinderwunsch aufkommt (falls es angesprochen wird). Vor allem dann wenn der Mann ernsthaftes Interesse zeigt.

Beim kennenlernen außerhalb von Parship ist die sache etwas komplizierter.. da kann das Thema mit dem Kinderwunsch Wochen oder gar Monate nicht angeschnitten werden und der Mann könnte sich am ende belogen vorkommen wenn er es dann erfährt. Da musst du das Thema eher früher als Später ansprechen um eventuel hässliche Szenen zu vermeiden.

Wenn du selber Kinder haben willst ist es ja sowieso unabdingbar das du den Mann darauf aufmerksam machst (eine Adoption würde für mich persönlich kein Problem darstellen es muss nicht umbedingt mein leibliches Kind sein... hauptsache die Familie ist am Ende happy und das Kind gut erzogen *g*). Es einfach zu versuchen und hoffen das es klappt ist bei einem Unfruchtbarkeitsbefund keine gute Strategie auch wenn ich einige Frauen kenne die trotz diesem Befund schwanger geworden sind.
 

Yin

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  • #11
Zitat von Git80:
Sie wusste, dass er Interesse hat. Und da ist es für mich nicht ok, sich 10-15 mal "bespaßen" zu lassen, ohne es selbst ernst zu meinen.
Stimmt... musste es gerade nochmal lesen. Sie hatte es vermutet........

Aber mit Vermutungen kann man auch sehr daneben liegen! Da er nie einen Versuch unternommen hat, konnte sie es wohl aber auch nicht 100%ig einschätzen. Aber das ist natürlich spekulativ....

Wenn ich weiß, dass der andere Interesse hat, ich aber nicht, dann sollte ich ihm DAS natürlich mitteilen. Sonst ist es in der Tat nicht fair! Wenn man es nur vermutet, kann man ja mehrfach darauf hinweisen, dass es total Spaß macht, sich mit dem anderen als Kumpel(!!) zu treffen. Dann würde ich direkt schnallen, dass ich in der Friendzone gelandet bin.

Gruß, Yin
 

fafner

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  • #12
Zitat von Yin:
Wenn ich weiß, dass der andere Interesse hat, ich aber nicht, dann sollte ich ihm DAS natürlich mitteilen.
Gibt's hier im Forum eigentlich nur Supermenschen, die sich immer über ihre eigenen Gefühle vollständig im klaren sind, und darüber hinaus sogar noch über die vom Gegenüber...?
 

Yin

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  • #13
Zitat von fafner:
Gibt's hier im Forum eigentlich nur Supermenschen, die sich immer über ihre eigenen Gefühle vollständig im klaren sind, und darüber hinaus sogar noch über die vom Gegenüber...?

Also wenn du aus meinem Post geschlossen hast, dass ich so ein Mensch wäre, dann möchte ich das klar stellen:

Ich bin die LETZTE, die es merkt, ob mein Gegenüber Interesse an mir hat. Eigentlich schließe ich es sogar meistens aus, dass es so ist und wähne mich eigentlich immer in der Friendzone.

Wenn ich habe den Verdacht HÄTTE (so, wie Jen geschrieben hat) und ich wüsste, dass der andere NICHT mein Typ ist, DANN würde ich halt erwähnen, dass er für mich ein Kumpel ist.

Gruß, Yin
 

Jen24

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  • #14
Hallo zusammen,

ich hätte das mit der reinen Freundschaft natürlich eher klarstellen können. Aber irgendwie fand ich es "vermessen" Interesse zu unterstellen, obwohl er nie einen Versuch unternommen hat. Es wäre mir total peinlich gewesen, ihm quasi präventiv einen Korb zu geben. Und ich bin davon ausgegangen, dass man bei so vielen Treffen als Mann dann doch mal einen Versuch unternimmt, Körperkontakt herzustellen. Wenigstens mal den Arm berühren oder so. Aber da kam nichts. Erst als er die Bemerkung mit der Zeitverschwendung gemacht hat, war ich mir sicher genug, um was zu sagen.

Bei Parship beim Kinderwunsch "nein" anzugeben, kommt für nicht in Frage. Ich wünsche mir ja einen Mann, der Kinder möchte und mit dem ich es erstens probieren und zweitens, falls es nicht klappt, adoptieren kann. Wenn ich "nein" angebe, nehme ich mir ja selbst jede Chance.

Viele Grüße
jen