Glaubst du wirklich, dass es sehr häufig möglich ist, dass eine sehr ungebildete Person, die ein entsprechendes Leben führt, plötzlich anfängt, sich für viele Dinge zu interessieren und auch den Zugang zu diesen findet?
Nochmal: Die Diskussion bezog sich primär auf "bildungsferne" Menschen, Menschen, die formal als "ungebildet" angesehen werden, weil ihre Eltern ein niedriges Bildungsniveau aufweisen oder das Bücherregal ihrer Familie nur dünn besetzt ist. Schon die Annahme, dass diese Menschen in ihrer Mehrheit "ungebildet" seien ist in meinen Augen falsch. Und natürlich kann jeder Mensch zu jeder Zeit zugang zu Neuem finden. Ich weiß ja nicht wie das bei Dir war, aber ich für meinen Teil bin ziemlich ungebildet auf diese Welt gekommen, noch dazu als Kind einer formal "bildungsfernen" Familie.

Weder das noch die teils eher demotivierenden Strukturen des deutschen Bildungswesens haben mich nicht daran gehindert meine Neugier auszuleben und das eine oder andere zu lernen.
Von "unüberwindlicher Hürde" war nicht die Rede, sondern von großen Schwierigkeiten.
Zumindest darin sind wir uns einig: Wenn an einer zentralen Stelle große Unterschiede auftun, dann erleichtert das eine Partnerschaft sicher nicht gerade, sondern macht es ggf. schwieriger. Aber das gilt halt für viele Bereiche, mit einer Partnerin die meinen Bewegungsdrang so gar nicht teilt könnte ich beispielsweise eher wenig anfangen.
Vielleicht bin ich da auch etwas desillusionierter als du, weil ich die Erfahrung gemacht habe, mit einer Frau zusammen gewesen zu sein, deren Bildungsbackground sehr weit von meinem entfernt war.
Meine Erfahrung ist da eher genau entgegengesetzt. Ich habe einen sehr heterogenen Freundeskreis, jeder hat seinen ganz eigenen Hintergrund, sowohl in Bezug auf seine, wie heißt das so schön,
sozioökonomische Herkunft als auch in Bezug auf die höchste formale Bildungsqualifikation. Das funktioniert wunderbar, weil wir neben solchen Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten haben, wir können von unterschiedlichen Standpunkten aus ein Thema betrachten oder bearbeiten, insodern bereichert diese Vielfalt eher, als zu trennen und zu stören.
Und auch in meinen Partnerschaften gab es einen bunten Strauß an formalen Bildungsqualifikationen, allerdings immer gepaart mit einem generellen Interesse an Bildung, an gemeinsamen Werten und am konstruktiven Streit darüber, wie diese Welt denn nun zu sehen und zu verstehen ist.
In meinem Erleben war der Wille und die Voraussetzungen der Menschen in meinem engeren Umfeld sich mit den Dingen zu beschäftigen die auch mich interessieren nie maßgeblich von ihrer formalen Bildung abhängig, sondern eher von ganz anderen Dingen.