AW: Sind geschiedene Männer mit Kind schwer vermittelbar ?
Hallo VB1234!
Das mit dem geschieden oder getrennt lebend als Status und starten koennen (und wollen) ist schon haeufig im Forum diskutiert worden. Ich hoffe, dass es ok ist, dass ich darauf nicht weiter eingehe ;o)
Maenner, die - ob in Teilzeit oder ganz - sich um ihre Kinder vergangener Beziehungen kuemmern, haben dadurch per se nicht einen Makel/Mangel/ein Hemmschuh in der Kontaktaufnahme, jedenfalls habe ich diese Erfahrung nicht gemacht.
Es ist aus meiner Sicht zu verstehen, dass Eltern ihren Kindern nicht staendig wechselnde Liebschaften zumuten wollen, der Fakt ein aktives Elternteil mit Teilhabe am Leben seines Kindes/seiner Kinder zu sein, macht ein langsames Kennenlernen trotzdem moeglich.
Wenn der Partner/die Partnerin mit Kind(ern) jeden Kontakt verweigert, wenn das Kind im Lebensumfeld ist, oder mit dem Verweis auf Schonung der Kinderseele auch ein normales Umgehen wie mit anderen Freunden nicht ermoeglicht wird, dann bezweifle ich gerne mal die Glaubwuerdigkeit des Kennenlernen-wollens. Ich habe erlebt, wie die Abgrenzung der Kinder vor einem moeglichen neuen Partner/Partnerin das Kennenlernen unmoeglich gemacht haben.
Vielleicht bin ich anders, was das angeht, aber was schadet es bitte einem Kind, wenn Papa (oder Mama) andere Menschen kennenlernt? Dass Aufmerksamkeit geteilt wird, ist doch sonst in der Familie auch normal – Papa und Mama reden auch miteinader, wenn das Kind da ist, also wo sollte da der Unterschied sein? Und dass man nicht uebereinander herfallen muss, nur weil man frisch verguckt ist, ist doch auch klar? Man kann sich vorsichtig herantasten, miteinander spazieren gehen und auch den Partner mit Kind im Umgang kennen lernen, was ja auch sehr wichtig fuer eine Perspektive in der Beziehung ist.
Und warum sollte ein Kind ein Problem bei solchen ‚harmlosen‘ Treffen haben? Ich meine vielmehr, dass die Elterteile ein Kopfkinoproblem haben, was die Sproesslinge wohl moeglich ganz entspannt sehen? Statt zu sagen :..‘das ist meine neue Freundin/mein neuer Freund‘ geht doch auch.... ‚schau mal, das ist jemand, den ich gerade kennengelernt habe, und ich wollte gern, dass du ihn/sie auch triffst‘. Es koennte fast sein, dass man sich damit gerade den Druck nimmt, dass alles von Anfang an Feuer und Flamme sein muss, und das man mehrere Treffen braucht und die auch realisieren kann mit Kind, wenn man nicht jedes Treffen zum Feuerwerk-Ereignis machen muss?
Ok, wenn die Kinderpsychologen auf die Bremse treten mit beziehungsgeschaedigten Kindern – ich denke, dass es meist so funktioniert, wenn man die eigenen Hemmschwellen im Kopf nicht zu Barrikaden aufgetuermt hat.
Liebe hat doch viele Facetten (nicht wahr Heike, und jeder hat darueber seine Wahrnehmung), warum kann man die Lieben seines Lebens denn nicht miteinander vereinbaren? Die Liebe zum Kind und einem neuen Partner/Partnerin schliessen sich nicht aus, so verstehe ich auch VB1234 - was sich ausschliesst ist eine Sektionierung des eigenen Lebens in ein Vorher/Nachher, schliesslich nimmt sich jeder aus der alten Beziehung selbst mit.
Statt ‚Cut‘, empfehle ich Integration der vorherigen Werte und Inhalte, und Kinder gehoeren aus meiner Sicht klar dazu.
Ich war und bin immer sehr neugierig auf alle Form von Familie, die an einem neuen Partner haengt. Nennt es Neugier oder Interesse am Menschen in seinem Netzwerk, Menschen sind nicht so alleinlebend, wie der Status Single glauben macht. Und die Lebensgeschichte praegt im wesentlichen Masse (engl. Tastatur hat kein sz, tstststs) die Muster im Beziehungsverhalten – ob es nun die Rollenvorbilder der Eltern, das Zusammenspiel mit Geschwistern, gemachte Erfahrungen mit ExpartnerInnen und der Umgang mit den eigenen Kindern sind. Alle diese Beziehungen sagen etwas aus ueber den Menschen, der sie fuehrt/gefuehrt hat.
Ohne Wertung, ob gut oder schlecht, es gibt ein vollstaendigeres Bild und damit das ‚authentischere‘. Ist das nicht immer das, was alle sich wuenschen, die ueber die virtuelle Welt einen Kontakt gestartet haben?
Also, statt zu glauben, dass dieser Status mit Kind/in Trennung lebend der Hemmschuh sein koennte fuer eine Kontaktaufnahme, waere es nicht besser, das gelassene, ruhige Umgehen (soweit moeglich, nicht Uebermenschliches von sich selbst verlangen ;o) ), zu ueben auch schon mal mit dem Kind das ‚was waere, wenn ...‘ Spiel zu spielen, auch den Kontakt mit anderen Menschen (die nicht potentielle Partner sind) zu ueben, damit beide, Elternteil und Kind, lernen, wie es ist, dass die Liebe sicher ist zwischen ihnen, wenn auch andere Menschen im Leben sind oder dazu kommen?
Ich komme aus der Position, dass ich zwar keine Kinder, wohl aber eine florierende, erweiterte Familie habe. Und bei mir war es etwas, was fuer mich immer wichtig war: dass mein Partner auch diese ‚Vorgeschichte‘ von mir kennt, und nicht nur akzeptiert, sondern auch ins Herz schliesst. Weil ich mich eben nicht teilen moechte, weil diese Loyalitaetskonflikte mir nicht gut tun. Ich moechte mich nicht entscheiden muessen.
PartnerInnen koennen und muessen sich mit dem Geflecht der Lieben aus dem Vorleben und dem aktuellen Leben auseinandersetzen. Wenn es da scheitert, ist es vielleicht sogar besser, wenn es schnell scheitert - ich weiss, klingt unfreundlich, ist aber aus meiner Sicht die bessere Wahl: ein schnelles Ende mit Erkennen, dass es nicht passt, statt eines herausgezoegerten ‚Vielleicht geht es ja doch, wenn ich mir nur genug Muehe gebe?‘.
Also bin ich mal neugierig, wie den andere Menschen umgehen damit, dass der moegliche Partner loyal ist und seine Verantwortung lebt. Fuer mich waere ein Verantwortung lebender Partner genau das, was ich erwarte, alles andere macht mich stutzig...
Es gab auch schon einmal einen Thread, eifersuechtig auf die Kinder des Partners – da erinnere ich mich auch schon an Aeusserungen, dass manche Menschen es zu schwer fuer sich fanden, die Kinder anzunehmen. Die Bandbreite ist sicher gross in den Reaktionsmoeglichkeiten und Sichtweisen.
Noch einen schoenen Tag an die Forumsgemeinde