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Psychische Störungen in der Partnerschaft
Ein Thema, das finde ich viel zu oft totgeschwiegen wird, sind psychische Störungen in der Partnerschaft.
Eine Frau mit der ich eine längere und eigentlich sehr harmonische Beziehung geführt habe, hatte mit einer Angststörung und Depressionen zu kämpfen. Von beidem hatte ich zwar schon mal gehört, kannte aber niemanden, der ähnliches durchlitt. Ich wusste bei ihr nichts davon, was ja irgendwie auch verständlich ist, mit solch privaten Dingen geht man halt nicht zu Beginn hausieren. Dementsprechend unbeholfen war meine Reaktion, als sie erstmals in meiner Gegenwart so eine Panikattacke überkam. Ich meine, was machst du da, wenn der Mensch den du liebst plötzlich in Panik aufgelöst ist, hektisch atmet, sich die Hände vors Gesicht hält und weint? So von jetzt auf gleich? Ich war damals völlig hilflos, nahm sie in den Arm, versuchte zu trösten und verstand die Welt nicht mehr.
Der Moment ging vorbei und später "beichtete" sie mir, dass sie gelegentlich solche Angstanfälle bekäme. Häufig kündigten die sich nicht vorher an, sondern kamen so aus dem Nichts. Dazu kam bei ihr eine, ich will es mal depressive Neigung nennen. Neigung, weil es nie diagnostiziert wurde, von den Symptomen her aber zu dem passte was ich mir daraufhin über Depressionen und Angststörungen anlas. Besonders schlimm wurde es in der dunklen Jahreszeit.
Das perfide an der ganzen Sache war, dass es halt kam und ging, nur um dann von einem Moment auf den nächsten wieder aufzutauchen. Irgendwann hatte ich das Gefühl eine Art Paranoia zu entwickeln: Geht es ihr gut? Was tu ich wenn sie wieder einen Anfall kriegt? Was mach ich, wenn ich sie nicht rechtzeitig geerdet und irgendwie in Sicherheit gebracht kriege, wenn sie sich hineinsteigert und es richtig übel wird? Und, so gemein das auch klingt wenn ich es jetzt schreibe: Es schwebt wie eine Wolke über allem, ganz besonders über den schönen Momenten: Bitte, bitte, lass uns dieses Mal eine schöne Zeit haben, lass uns doch diesen einen Moment zusammen haben und einfach so genießen.
Weil ich mir wirklich Sorgen um sie machte, versuchte ich das Ganze anzusprechen. Also sagte ich, was mir durch den Kopf ging: "Ich mache mir Sorgen um dich und ich seh doch, dass es dir nicht gut geht. Ich glaube, du brauchst Hilfe." Bei ihr schien nur "Du hast ein Problem" anzukommen, oder noch schlimmer: "Du bist das Problem". Sie war sehr verletzt, weil sie sich von mir erwartet hatte, dass ich sie einfach so akzeptiere wie sie war. Und das tat ich eigentlich. Ich konnte damit sein, dass sie Probleme hatte und ich war bereit mit ihr daran zu arbeiten. Aber nur daneben zu stehen und zuzusehen, das konnte ich nicht. Und das wollte ich auch nicht. Es machte mich richtiggehend innerlich wütend, dass diese Krankheiten sie so beutelten und sie nicht dagegen kämpfen wollte. Schwächen akzeptieren hin oder her, aber kann man das wirklich in einer Partnerschaft verlangen? Das meine ich jetzt ganz ehrlich als Frage: Kann man das von jemandem erwarten, dass er neben dem Menschen steht den er liebt und sagt: Ja, lass es dir so schlecht gehen wie du magst und fall in dir zusammen, ich schau da gerne bei zu. Ich konnte das jedenfalls nicht, und ich glaube ich könnte es auch heute nicht.
In Kombination verstärkten sich die beiden Störungen nur noch mehr. Ich hatte das Gefühl nicht mehr zu ihr durchzudringen, als wenn sie mir irgendwie fremd wurde. Da half kein Reden, keine Umarmung und auch kein Ignorieren. Über die Zeit brach unsere Kommunikation zusammen und damit am Ende auch die Beziehung. Kleines Trostpflaster: Heute scheint es ihr besser zu gehen, nachdem sie für sich erkannt hat, was sie da mit sich rumträgt.
Habt ihr Erfahrungen mit psychischen Störungen in euren Partnerschaften gemacht? Was habt ihr gelernt, was würdet ihr heute anders machen als damals? Was genauso?
Eine Frau mit der ich eine längere und eigentlich sehr harmonische Beziehung geführt habe, hatte mit einer Angststörung und Depressionen zu kämpfen. Von beidem hatte ich zwar schon mal gehört, kannte aber niemanden, der ähnliches durchlitt. Ich wusste bei ihr nichts davon, was ja irgendwie auch verständlich ist, mit solch privaten Dingen geht man halt nicht zu Beginn hausieren. Dementsprechend unbeholfen war meine Reaktion, als sie erstmals in meiner Gegenwart so eine Panikattacke überkam. Ich meine, was machst du da, wenn der Mensch den du liebst plötzlich in Panik aufgelöst ist, hektisch atmet, sich die Hände vors Gesicht hält und weint? So von jetzt auf gleich? Ich war damals völlig hilflos, nahm sie in den Arm, versuchte zu trösten und verstand die Welt nicht mehr.
Der Moment ging vorbei und später "beichtete" sie mir, dass sie gelegentlich solche Angstanfälle bekäme. Häufig kündigten die sich nicht vorher an, sondern kamen so aus dem Nichts. Dazu kam bei ihr eine, ich will es mal depressive Neigung nennen. Neigung, weil es nie diagnostiziert wurde, von den Symptomen her aber zu dem passte was ich mir daraufhin über Depressionen und Angststörungen anlas. Besonders schlimm wurde es in der dunklen Jahreszeit.
Das perfide an der ganzen Sache war, dass es halt kam und ging, nur um dann von einem Moment auf den nächsten wieder aufzutauchen. Irgendwann hatte ich das Gefühl eine Art Paranoia zu entwickeln: Geht es ihr gut? Was tu ich wenn sie wieder einen Anfall kriegt? Was mach ich, wenn ich sie nicht rechtzeitig geerdet und irgendwie in Sicherheit gebracht kriege, wenn sie sich hineinsteigert und es richtig übel wird? Und, so gemein das auch klingt wenn ich es jetzt schreibe: Es schwebt wie eine Wolke über allem, ganz besonders über den schönen Momenten: Bitte, bitte, lass uns dieses Mal eine schöne Zeit haben, lass uns doch diesen einen Moment zusammen haben und einfach so genießen.
Weil ich mir wirklich Sorgen um sie machte, versuchte ich das Ganze anzusprechen. Also sagte ich, was mir durch den Kopf ging: "Ich mache mir Sorgen um dich und ich seh doch, dass es dir nicht gut geht. Ich glaube, du brauchst Hilfe." Bei ihr schien nur "Du hast ein Problem" anzukommen, oder noch schlimmer: "Du bist das Problem". Sie war sehr verletzt, weil sie sich von mir erwartet hatte, dass ich sie einfach so akzeptiere wie sie war. Und das tat ich eigentlich. Ich konnte damit sein, dass sie Probleme hatte und ich war bereit mit ihr daran zu arbeiten. Aber nur daneben zu stehen und zuzusehen, das konnte ich nicht. Und das wollte ich auch nicht. Es machte mich richtiggehend innerlich wütend, dass diese Krankheiten sie so beutelten und sie nicht dagegen kämpfen wollte. Schwächen akzeptieren hin oder her, aber kann man das wirklich in einer Partnerschaft verlangen? Das meine ich jetzt ganz ehrlich als Frage: Kann man das von jemandem erwarten, dass er neben dem Menschen steht den er liebt und sagt: Ja, lass es dir so schlecht gehen wie du magst und fall in dir zusammen, ich schau da gerne bei zu. Ich konnte das jedenfalls nicht, und ich glaube ich könnte es auch heute nicht.
In Kombination verstärkten sich die beiden Störungen nur noch mehr. Ich hatte das Gefühl nicht mehr zu ihr durchzudringen, als wenn sie mir irgendwie fremd wurde. Da half kein Reden, keine Umarmung und auch kein Ignorieren. Über die Zeit brach unsere Kommunikation zusammen und damit am Ende auch die Beziehung. Kleines Trostpflaster: Heute scheint es ihr besser zu gehen, nachdem sie für sich erkannt hat, was sie da mit sich rumträgt.
Habt ihr Erfahrungen mit psychischen Störungen in euren Partnerschaften gemacht? Was habt ihr gelernt, was würdet ihr heute anders machen als damals? Was genauso?