Ich denke, es braucht beides. Einerseits braucht es die "Passung", andererseits braucht es auch Toleranz, weil niemand perfekt "passt". So sehe ich das. Manche Abweichung kann man besser tolerieren als andere.
Z.b. passt mein Freund optisch gut zu mir, die "Chemie" stimmte von Anfang an und paar andere Kriterien passen auch sehr gut: wir sind beide keine Stubenhocker und unternehmen gerne was (schwimmen, Kino, essen gehen, ....) und haben auch nen ähnlichen Filmgeschmack. Und wir wollen beide keine Kinder (mehr). Er hat schon welche und das reicht ihm. Und mir auch. Er sieht seine Kinder leider nicht ganz so oft wie er sie am liebsten sehen würde, was mir einerseits leid tut für ihn, aber was andererseits auch wieder Passung möglich macht. Manchmal passt auch was nur zufällig, es hätte zufällig auch ganz anders und dann nicht mehr so passend sein können. Ich hatte mal ne Beziehung mit nem Mann, der sein Kind jede Woche bei sich hatte und ich war damit überfordert. Es gab mir zu wenig Paarzeit. Das ist diesmal anders.
Deswegen kann ich z.b. nicht pauschal sagen, ob ein Mann mit Kindern infrage kommt oder nicht. Denn es kommt drauf an, ob es für uns beide noch genügend Zeit zu zweit gibt und wie er seine Rolle als Vater sieht und ausübt. Klingt vielleicht doof, aber es macht auch ein Unterschied, wie er seine Kinder erzieht. Helikopter-daddy geht für mich z.b. gar nicht, aber nicht jeder Vater ist so einer.
Da kommt es auf den Einzelfall an.
Aber ich konnte während meiner Suche schon von vornherein jeden Mann ausschließen, der unbedingt noch Kinder will.
Weil ich keine Kinder kriegen will und das nicht nur einem anderen zuliebe machen würde. Ich will auch nicht vom anderen, dass er auf seinen Kinderwunsch mir zuliebe verzichtet.
Manches hab ich für mich kategorisch ausgeschlossen und bei anderen Faktoren war ich erstmal offen und hab's mir genauer angeschaut.
Und trotz sehr guter Passung gibt es auch Punkte, wo es nicht optimal verläuft. Z.b. würde ich ihn gerne noch öfter sehen als es der Fall ist. Und wenn nicht alles perfekt zusammenpasst, sondern an mancher Stelle auch mal was hakt, ist halt die Frage, ob man dann deswegen gleich alles wieder in die Tonne gibt und den noch besseren, noch tolleren Partner sucht (keiner ist gut genug und deshalb sucht man ewig weiter, kommt ja durchaus bei manchen vor). Oder ob man bereit ist, sich daran zu gewöhnen, sich in Toleranz zu üben und zu akzeptieren, dass der andere ein Mensch aus Fleisch und Blut ist und nicht nur die Erfüllung all meiner Wunschvorstellungen.
Also, lange Rede kurzer Sinn: nicht jeder passt und für ne Beziehung sollte man schon zusammenpassen in einigen Punkten, aber niemand passt zu hundert Prozent und Unpassendes muss man auch aushalten und annehmen, sonst sortiert man alle aus, bis niemand mehr übrig ist und man wundert sich, warum es so schwer ist, fündig zu werden.
Ein anderer Mensch mit seinen anderen Lebensgewohnheiten ist eine Herausforderung, die man auch wirklich wollen muss. Wenn alles außerhalb der eigenen Wunschvorstellungen bäh ist, bleibt man besser Single.
Traum vs Wirklichkeit. In echt ist halt nicht alles wie im Traum oder Märchen. Man muss Kompromisse machen. Solange nicht die ganze Beziehung nur ein Kompromiss ist und man noch gemeinsam träumen kann, liegt ein Zauber in der Luft. Das ist es, woran ich entscheide, ob ich wirklich mehr vom anderen will. Wenn ein Zauber in der Luft liegt. Nicht mehr. Nicht weniger. Gemeinsam träumen können, sich aneinander erfreuen können, trotz aller Unterschiede und Herausforderungen. Dann ist es der Richtige bzw hat das Potential dazu, dass ich mich auf ihn einlasse und mit ihm zusammen einen gemeinsamen Weg finden will.