AW: mollig = chancenlos
Zitat von winzling:
Warum? Warum denkst du so? Denken viele so?
Ich nutze jetzt einfach mal die Gelegenheit und frage einen, dem es im Blut liegt, geduldig zu erklären. Warum möchtest du keine hübsche Frau kennenlernen, die an einem Gegenstand ihres Interesses dranbleiben und da selbstständig ein bisschen wissenschaftliche Forschung betreiben durfte/darf? Was ist daran so abschreckend?
Hallo winzling,
natürlich würde ich gerne auch hübsche Frauen kennenlernen, die an einem Gegenstand ihres Interesses dranbleiben und da selbstständig ein bisschen wissenschaftliche Forschung betreiben durften. (Meine Diplomarbeit beinhaltete außerdem sicher mehr selbständige wissenschaftliche Forschung als eine übliche Doktorarbeit bei Medizinern, nur so nebenbei.)
Darum geht es nicht. Das Problem ist, dass ich solche Frauen auf einer online-Partnerbörse nicht kennenlernen werde, weil sie mir gar nicht erst antworten werden. Meiner Erfahrung nach wird hier (zumindest von Frauen des für mich relevanten Altersbereichs) sehr viel "vorsortiert" und zwar fast nur nach Äußerlichkeiten (meiner Meinung nach vor allem nach Aussehen und Beruf sowie vielleicht auch dem Wohnort). Ich habe keine Lust, da weiterhin sinnlos Zeit und Mühe zu investieren.
Im "echten Leben" kann man einen Menschen auch einfach nur kennenlernen, ohne dass dieser sich sofort überlegt, ob man ins "Traumprinz(essinn)en-Schema" passt. Dann besteht auch die Möglichkeit, mit charakterlichen Vorzügen zu punkten oder auch seine Intelligenz und seine tatsächlichen Fähigkeiten zu zeigen. Bei der Online-Partnersuche ist das zumindest für Männer meines Alters von vornherein nicht möglich, man wird schon vorher "aussortiert". Ich habe auch keine Zweifel, dass ich im Abitur und im Studium bessere Noten als die meisten der Frauen hatte, die ich anschreibe und die mir nicht antworten, weil ich ihnen "zu wenig" bin. Aber darum geht es ja auch nicht, sondern nur um den (äußerlichen) Sozialstatus.
Es wundert mich nicht wirklich, dass gerade die beruflich erfolgreichen und vielleicht auch die besonders hübschen Frauen oft allein bleiben. Das liegt dann aber doch nicht daran, dass Männer solche Frauen nicht mögen, sondern daran, dass es kaum Männer gibt, die diesen Frauen gut genug wären. Es gibt halt weniger männliche Professoren als promovierte Frauen und weniger promovierte Männer als Frauen, die studiert haben. Ich weiß, dass viele Frauen (und nach meinen bisherigen Forumserfahrungen erst recht Männer!) jetzt denken werden, dass das doch so nicht stimmt und viele Frauen doch gar nicht unbedingt einen Mann suchen, der "mehr" als sie ist. Die unbestreitbare Tatsache, dass Frauen signifikant häufiger dann unverheiratet und kinderlos bleiben, wenn sie studiert haben, spricht aber eine andere Sprache.
Übrigens kenne ich durchaus einige glückliche Paare, bei denen die Frau ein höheres Bildungsniveau als der Mann hat oder die Frau deutlich hübscher als der Mann ist. Die haben sich aber alle im "echten" Leben zunächst mal nur kennengelernt und erst später verliebt. Bei diesen Paaren ist es dann auch überhaupt kein Problem für die Frauen gewesen, Karriere zu machen und trotzdem zwei oder auch mehr Kinder zu bekommen.
Auf dem Weg "Erst ohne Gedanken an eine potentielle Partnerschaft kennenlernen - dann vielleicht verlieben" könnte ich vermutlich auch zu einer Frau kommen, die online nicht erreichbar wäre. Nach drei Monaten Parship denke ich mir allmählich auch, dass es (zumindest für mich) viel sinnvoller wäre, meine Bemühungen auf das echte Leben zu konzentrieren.
Ansonsten können bei Parship ja auch Frauen Männer anschreiben...
Noch etwas, weil es hier irgendwie dazupasst: Ein Bekannter von mir ist Arzt und liest auch so eine Zeitschrift für Ärzte (ich habe mir nicht gemerkt, wie sie heißt). Er hat mir erzählt, dass es in dieser Zeitschrift sehr viele Kontaktanzeigen gibt, in denen Frauen, die keine Ärztinnen sind und oft nicht mal studiert haben oder als "Qualifikation" "Arzttochter" (kein Witz!) angeben, Ärzte als Mann suchen. Er und ich waren uns sofort einig, dass es deshalb aber nicht wünschenswert ist, ein Arzt zu sein (hätte ich ja auch werden können). Wer will denn schon eine Partnerin, die einen gar nicht als Mensch will, sondern nur eine an Fetischismus grenzende Vorliebe für eine Berufsgruppe zeigt?
Entschuldigung, dass ich so viel geschrieben habe - ich schreibe eben, was mir in den Sinn kommt. (In Kontaktanfragen schreibe ich viel weniger - die werden aber auch sicher nicht so oft gelesen wie das, was ich hier so schreibe...)
Viele Grüße
Ein Baier