Nein. Seit ersten Erfahrungen des dazu Gehörens und dank vieler anderer Veränderungen, schaffe ich es in der Zwischenzeit ganz gut, mich an vielerlei Orten, die mir irgendwie wichtig sind, zugehörig zu fühlen (z.B. in den Teams, in denen ich arbeite oder nun sogar auch in meiner Familie, wo sich seither einiges in der Beziehung verändert hat). Ich gehöre aber gerne auch z.B. im Kreis der Foristinnen und Foristen hier irgendwie dazu. Das Zugehörigkeitsgefühl ist aber noch etwas wackelig und bedroht (an allen Orten, wo ich mich zugehörig fühle) und verflüchtigt sich manchmal (temporär). Dies hat meist mit gewissen Themen zu tun, bei denen ich mich wohl noch ungenügend irgendwo überhaupt verstanden fühle.
Natürlich möchte ich mich nicht allein fühlen, sondern (an verschiedenen Orten) zugehörig, akzeptiert und je nach Ort auch geliebt. Das sich zugehörig fühlen Wollen ist aber nicht dasselbe wie das sich tatsächlich zugehörig Fühlen. Da ich den weitaus längsten Teil meines Lebens verzweifelt danach gesucht habe, ohne es finden zu können, sind für mich die psychologischen Mechanismen von Gruppenzugehörigkeiten nichts Selbstverständliches und es macht für mich keinen Unterschied, ob jemand z.B. durch dieselbe Staatsangehörigkeit oder dasselbe Geschlecht einer gleichen Gruppe angehört wie ich. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass das für das gegenseitige Verständnis, für die Empathie, für die Solidarität, die Geborgenheit etc. einen Unterschied macht. Ich glaube, das hat sowohl negative Seiten (weil mein Wohlfühl-Gefühl ständig bedroht ist und ich deshalb vielleicht schneller in eine Verteidigungshaltung komme oder auch weil ich mich immer und überall, wo mir das Messen mit unterschiedlichen Ellen - vielleicht übertrieben oder auch nicht? - ins Auge springt, zur Anwältin der unfair Behandelten machen muss/will, damit anecke und mich auspowere) als auch positive (weil ich weniger automatisch in Eigen- und Fremdgruppen unterscheide oder deren Angehörige unterschiedlich wahrnehme und behandle).
Vielleicht schaffe ich dies ja jetzt. Es hat mich halt immer geplagt, dass die meisten so anders ticken und meine Gedankengänge und Gefühle, die für mich einfach normal und unausweichlich sind, nicht nur nicht nachvollziehen, sondern irgendwie auch noch als lächerlich oder unauthentisch empfinden.
Kriegerin meiner ethischen Werte sein, ohne in "gut" und "böse" einzuteilen, klingt nach einer interessanten, stimmigen Sache. Danke!