Hallo, liebe Forumskollegen!
Bin neu hier, habe aberwomöglich auch eine Geschichte beizusteuern, die zum Thema des Threads (keine Kiddies etc.) passen könnte. Werde sie nachher mal vernünftig aufschreiben und posten.
Davon ganz abgesehen würde ich vorher gern mal eine Antwort auf die Frage des Eröffnungsstatements versuchen: Wie schafft man es mit der Perspektive des dauerhaften Alleinseins klarzukommen?
Ich bin ja - wenig überraschend hier im Forum - nun selber auch Single und stehe mit Mitte 40 vor dem gleichen Problem wie Viele hier: Als bekennender Flirtlegastheniker und Einer, der die potenziellen Schiwegereltern immer eher umhaute als die jeweiligen Töchter

, gab es für mich eigentlich stets nur die Optionen "Single" oder "Vernunftbeziehung". Ich probierte beides im Wechsel und denke jetzt, dass Ersteres die sinnvollere, glücklich machendere Art ist, um klarzukommen.
Und dies - das Klarkommen - funktioniert jetzt bei Weitem besser als noch vor, sagen wir, 10, 15 Jahren!
Ich denke, das liegt daran, dass auch Typen wie ich, die - partnerschaftstechnisch - zu denen gehören, mit denen man sich zufrieden gibt, nicht pausenlos mit Leichenbittermienen herumlaufen. Wir tun doch - ob wir nun Partner haben oder nicht - im Grunde alle das Gleiche: Wir versuchen, glücklich zu werden. Eine erfüllende Beziehung ist da sicher ein wesentlicher Baustein, aber er ist nicht der Einzige. Es gibt wahnsinnig viele Sachen, die ich mir damals, als ich noch jung war, ausgemalt habe. Dinge, die ich mit meiner künftigen Partnerin sehen und erleben würde. Jetzt habe ich all das gesehen und erlebt, was ich seinerzeit auf dem Zettel hatte - ohne sie. Dafür sind andere Dinge auf dem Zettel hinzugekommen, die als Nächstes anstehen und auf die ich mich freue wie ein Schneider.
Und wir reden hier nicht von Dingen, die dazu dienen sollen, das Fehlen eines Partners zu kompensieren - könnte immerhin schwer werden: Es ist schön, stundenlang Neuengland mit dem Auto zu erkunden, sich am Strand von Kennebunkport in den Sand zu setzen, den Wellen zuzusehen und erst kurz nach Sonnenuntergang wieder aufzustehen und heim ins Motel zu fahren.
Es ist schön, sich für ne Handvoll Dollar mehr an den Regler einer steinalten Getriebedampflok zu stellen und nen 400-Tonnen-Zug voller ausgelassener Passagiere zu steuern.
Stonehenge. Die Niagarafälle. Grand Central Station.
Sagrada Familia. Florenz. Sankt Petersburg. Spitzbergen.
John Williams' Soundtracks in der Waldbühne. Eisgekühltes Dr. Pepper hier neben mir.
Wäre es schöner, wenn neben mir Jemand gewesen wäre, der mich zwanzig Jahre später fragt "Schatz, weißt Du noch..."?
Unbedingt!
Wäre es schöner, wenn, sagen wir, 50% dieser Begebenheiten auf dem Mist dieser Person gewachsen wären und ich auf ihre Frage antworten würde: "Ja, ich weiß! Und danke, dass Du mir das gezeigt hast!"?
Na aber hallo!
Aber der Punkt ist: Auch allein waren all diese Erlebnisse zu schön, um nicht erlebt zu werden. Schön genug insbesondere, um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich bisher - von diesem doofen Partnerschaftsdefizit abgesehen - eigentlich ein Leben hatte, das wirklich ok ist. Das auch ok wäre, wenn ich, sagen wir, nur die Hälfte verdienen würde und es nicht nach Übersee, sondern stattdessen eben "nur" ein Trip an die Ostsee oder nach Österreich gewesen wäre.Das ist alles keine Frage des Aufwandes.
Ich denke, "wir" Beziehungsphantome, denen eine Facette zum Glücklichsein fehlt, sind ein bisschen wie Blinde, die lernen, ihre anderen Sinnesorgane zu schärfen: Wir schätzen das mehr, was wir haben können und was das Leben ebenfalls lebenswert macht: Reisen, Freunde, Musik, all das.
Ich denke außerdem, dass unsere Gehirne außerstande sind, beliebig lange unglücklich zu sein: Früher oder später passen sie sich an und finden das Glück dort, wo es zugänglich ist: Nicht in einem Partner, sondern in allem außer ihm.
Der olle Proust hatte wahrscheinlich schon den Durchblick, als er schrieb:
"Wenn Uns das Leben mit Mauern umgibt, dann verschafft uns der Verstand eine Öffnung darin: Es gibt für ihn kein Eingeschlossensein ohne Ausweg."
Zugegeben: Mit Fünfundzwanzig, Dreißig konnte ich mir überhaupt ncht vorstellen, wie das sein soll:
NICHT irgendwann ne Partnerin zu haben.
NICHT irgendwann Hand in Hand mit klopfendem Herzen wortlos neben ihr vor nem Haus zu stehen, bis einer von uns sagt: "Jetzt ist es Unseres: Auf geht's!"
NICHT zu wissen, wer meine Augen schließen wird, wenn es so weit ist.
Eins ist mir dann aber - selbst in den letzten Sekunden - garantiert klar: Dass ich ein ziemlich gutes Leben hatte und dass ich das mir Mögliche getan habe, um auch noch diese Partnersache irgendwie gewuppt zu bekommen. Wird zwar erwartbar nicht geklappt haben, aber es lag nicht an meiner Fauheit.
Das ist übrigens ein wesentlicher Grund, weshalb ich bei PS angemeldet bin: Nicht, weil ich die Erwartung habe, dass hier irgendwann die große Partnerschaft ausbricht. Sondern weil ich mir nicht vorwerfen will, nicht Alles versucht zu haben.
P.S. Was mir beim Auch-so-glücklich-werden überraschend viel geholfen hat, war es, Anderen zu helfen, weiterzukommen und ihre Ziele zu erreichen. Ist eine wirklich tolle Erfahrung, die - auch, wenn man damit nie gerechnet hätte - einem extrem viel zurückgibt. Es gab da so ein, zwei Begebenheiten, von denen ich diesbezüglich noch heute zehre und die dann auch den Bezug zum Kiderthema herstellen.
Aber das, liebe Mitstreiter, ist eine andere Geschichte und soll auch ein andermal erzählt werden.
