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Wer ist alle?
Ein paar, die sich das erlauben können. Finanziell und weil sie eh lieber vor sich hin nerden oder zuhause Mutti die Arbeit überlassen.
Was hast denn Du die letzten Jahre von den Menschen und ihren Lebens- und Arbeitssituationen mitbekommen?

Natürlich mag es in Teilen Vorteile bringen. Aber nicht derart absolut.
Für sehr viele dürfte das von Dir geschilderte Szenario ein Desaster sein. Ständige Erreichbarkeit, mehr Arbeit, mehr Zeitdruck (was ist mit denen, die nicht so flott sind oder mit 90% zufrieden) weniger Abschalten, soziale Isolierung, weniger Familien- und Paarzeit, höhere Kosten (welcher Arbeitgeber zahlt denn die größere Wohnung wegen eines Büros?). usw. Kann ich hier alles nur anreißen.

Die Allermeisten haben die Freiheiten so wie so nicht, weil sie für ihren Job vor Ort sein müssen.
Oder willst Du Pflege, Handwerk, usw. usw. auch alles digitalisieren?

Da kannst Du die Menschheit gleich ganz abschaffen.

Ist ein komplexes Thema. Geh davon aus, dass das in meinem Umfeld gerade auch von Jüngeren sehr kritisch gesehen wird.
 
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  • #72.632
Jüngstes Beispiel sind die zahlreichen Entlassungen in der Dienstleistungsbranche während Corona. Ein Teil wird nie wieder in diesen Beruf zurückkehren und hat längst andere berufliche Perspektiven aufgetan. Nicht selten im digitalen Bereich mit flexiblen Arbeitszeiten und besserem Einkommen.
Die meisten sind in den Einzelhandel gegangen.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/gastgewerbe-personal-abwanderung-iw-101.html
 
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z.B. spricht dafür, dass sie mehr Sozialversicherungsbeiträge bezahlen und im Fall der Arbeitslosigkeit mehr bekommen.
Viele haben in der Gastro schwarz dazu gearbeitet und extrem wenig Geld vom Staat deswegen bekommen. Davon möchten viele keine Wiederholung.
Okay, so habe ich das nicht betrachtet. Habe gedacht, dass sie im Handel auch nicht üppig bezahlt werden.
 
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  • #72.636
Zumindest haben sie im Handel bessere Arbeitszeiten als in der Gastro.
 
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  • #72.637
Ständige Erreichbarkeit, mehr Arbeit, mehr Zeitdruck [...] weniger Abschalten, soziale Isolierung, weniger Familien- und Paarzeit, höhere Kosten (welcher Arbeitgeber zahlt denn die größere Wohnung wegen eines Büros?).
Danke für deinen Beitrag. Man sieht darin deutlich, wo die Problematik liegt. Flexibilität und bessere Arbeitsbedingungen heißt nicht, dass man ständig und immer erreichbar ist. Das sind Fehlvorstellungen, die sich in vielen Köpfen gebildet haben.
Die Argumente "weniger Familienzeit" und "höhere Kosten" oder auch die "soziale Isolierung" kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Ich schrieb von Modellen, die z.B. in Finnland sehr gut funktionieren. Dort hat sich die "Familienzeit" verbessert.
Die "soziale Isolation", wie man sie vermeintlich im Homeoffice zu finden glaubt, muss in der Form nicht stattfinden, gerade auch, weil das "Netzwerken" ja sehr nativ ist bei den jüngeren Generationen. Wenn jemand während Corona im Homeoffice sich sozial isoliert gefühlt hat, dann vielleicht auch, weil es ungewohnt war und eine neue Situation erstmal gestaltet werden muss.
Die Allermeisten haben die Freiheiten so wie so nicht, weil sie für ihren Job vor Ort sein müssen.
Oder willst Du Pflege, Handwerk, usw. auch alles digitalisieren?
Was für ne Frage. xD
Natürlich kann man diese Berufe nicht in diesem Sinne digitalisieren.
Das Handwerk ist ein Bereich, der in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig Wertschätzung erhalten hat. Es ist ja leider wie bei fast allem: Erst wenn es etwas nicht mehr gibt, wird es plötzlich wertgeschätzt und vermisst. Viele Handwerksberufe sterben langsam vor sich hin. Zum Beispiel der Raumausstatter. Ein Ikea-Sofa wird nicht neu aufgepolstert und neu bezogen, weil diese Arbeit den Wert des Sofas übersteigen würde. Um die Arbeitsbedingungen im Handwerk zu verbessern, müsste u.a. die Gesellschaft wieder dazu bereit sein, Geld für Qualität auszugeben. Und das ist leichter gesagt, als getan. Der Überfluss in den Geschäften, die billige China-Ware und Kleidung Made in Taiwan sind dabei nur ein Faktor. Vorallem fehlt es an entsprechenden Kennzeichnungen. Der Markt sie unübersichtlich und wenig transparent. Nur wer sich informiert - und auch erstmal die Zeit dafür findet - kann hier bewusstere Entscheidungen treffen. Der "Zeitfaktor" geht also auch Hand in Hand mit der Work-Life-Balance und einem Leben bevorzugt mit Qualitätsprodukten.

Die Menschen haben oft keine Zeit und auch keine Lust mehr, sich mit Produkten länger zu beschäftigen vor dem Kauf.
Zum Beispiel wissen nur wenige, dass Technisat der letzte deutsche TV Hersteller ist. Und das zu einem unfassbar gutem Preis-Leistung-Verhältnis. Oder Severin - ein deutscher Hersteller von Haushaltsgeräten. Severin findet man häufig im günstigen Preissegment. Viele kaufen lieber (weil unwissend) überteuerte Importware.
Die Menschen gehen nicht mehr zum Schuster, weil sie ihre (Plastik)Schuhe billig bei Deichmann gekauft haben. [hier Liste ergänzen].
Was ich damit sagen will: Viele Jüngere sind davon genervt. Die Sehnsucht nach Produkten, die Qualität haben und eine gute Lebensdauer, wird immer größer. Manchen ist dabei die ökologische Nachhaltigkeit wichtig, anderen einfach nur die Qualität. Kochlöffel bestehen nicht mehr aus Plastik, sondern aus Olivenholz. Und weniger ist mehr! Niemand will sich heutzutage noch sein Haus mit Krimskrams bis oben hin vollstellen - schon gar nicht mit Plastik-Zeugs.
Mit ein bisschen Glück, reguliert sich der Markt von selbst in den nächsten Jahrzehnten. Sofern das Prinzip "Die Nachfrage regelt das Angebot" einigermaßen funktioniert.
Das Handwerk und auch die Pflegeberufe müssen vorallem aus dem gesellschaftlichen Kontext wieder mehr Wertschätzung erhalten. Durch ein Miteinander, den Austausch und Hilfe - und auch die Bereitschaft wieder angemessen für Qualität zu zahlen - kann hier viel gewonnen werden.

Edit: Kennst du "Momo" von Michael Ende? Die grauen Herren, die fortwährend ihre Zigarren rauchen, die aus der Lebenszeit (Stundenblume) der Menschen bestehen? Im Laufe der Geschichte verliert Momo ihre wichtigsten Freunde. Sie alle sind damit beschäftigt, Geld zu verdienen, in der Hoffnung, sich dadurch Zeit zu kaufen. Sie haben ein "Zeitkonto" bei der "Zeitsparkasse".
Für mich zählt Momo zu den größten Kindergeschichten, die je geschrieben wurden. Selbst kleine Kinder verstehen sehr nativ den Inhalt. Und nur weil Momo klein ist, ein Kind, unglaublich naiv - heißt es nicht, dass sie im Unrecht ist oder ihre Ansichten falsch. Die "Zeitsparkasse" (das Leben bis zur Rente aufschieben) versteht sie nicht. Sie stellt nur fest, dass niemand mehr glücklich ist und ihre Freunde immer weniger Zeit haben, immer fahlere Gesichter bekommen und nur noch selten lachen.
Deine Bedenken verstehe ich, aber sie sind wie die Argumente der "grauen Herren", die die Menschen um ihre Lebenszeit und ihre Zufriedenheit bringen.
Die Generation y wird auch Generation why genannt. Sie stellen Fragen - manchmal auch unangenehme. Nichts anderes macht Momo in ihrer Geschichte. Sie hinterfragt die "Zeitsparkasse".
 
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Nein. Das sind die Ergebnisse wissenschaftlicher Erhebungen zu, und Betrachtungen über, diese Arbeitsformen.


Deutschland unterscheidet sich von Finnland.


Dann informiere die umfassender.
 
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Gerne. Wobei ich dem Thema hier per Handytipperei nur ungenügend gerecht werde. Braucht an manchen Stellen etwas um die Ecke mitdenken.

Man sieht darin deutlich, wo die Problematik liegt. Flexibilität und bessere Arbeitsbedingungen heißt nicht, dass man ständig und immer erreichbar ist. Das sind Fehlvorstellungen, die sich in vielen Köpfen gebildet haben.
Widerspruch. Es bildet n.m.E. die aktuelle Situation ab, die schon jungen Menschen sehr zu denken gibt.

Die Argumente "weniger Familienzeit" und "höhere Kosten" oder auch die "soziale Isolierung" kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Ich schrieb von Modellen, die z.B. in Finnland sehr gut funktionieren. Dort hat sich die "Familienzeit" verbessert.
Muss ich erst einmal so stehen lassen.

Die "soziale Isolation", wie man sie vermeintlich im Homeoffice zu finden glaubt, muss in der Form nicht stattfinden, gerade auch, weil das "Netzwerken" ja sehr nativ ist bei den jüngeren Generationen. Wenn jemand während Corona im Homeoffice sich sozial isoliert gefühlt hat, dann vielleicht auch, weil es ungewohnt war und eine neue Situation erstmal gestaltet werden muss.
Nope. Ich mag nicht so viel über meinen Job erzählen. Aber egal welchen Alters, versch. Branchen: alle freuen sich über das persönliche Treffen. Nicht immer, aber endlich wieder regelmäßig. Virtuell klappt vieles super, in Teilen auch effizienter - aber die Ressourcen eines Team (im positiven Sinn) schöpfst Du nicht aus. Unternehmensspirit vermitteln, Inspirationen, Integration, dynamische Entwicklungen - werden immer wieder ausgebremst, eine wirklich authentische Bindung, Emotionen, Seele - Fehlanzeige. Und ja, all das braucht man auf Langstrecke für einen zufriedenstellenden persönlichen und unternehmerischen Erfolg auf allen Ebenen [bitte selber übertragen].
HO hat m.E.n. absolut seine Grenzen, für Jung und Alt.

Was für ne Frage. xD
Natürlich kann man diese Berufe nicht in diesem Sinne digitalisieren.
Das Handwerk ist ein Bereich, der in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig Wertschätzung erhalten hat. Es ist ja leider wie bei fast allem: Erst wenn es etwas nicht mehr gibt, wird es plötzlich wertgeschätzt und vermisst. Viele Handwerksberufe sterben langsam vor sich hin. Zum Beispiel der Raumausstatter. Ein Ikea-Sofa wird nicht neu aufgepolstert und neu bezogen, weil diese Arbeit den Wert des Sofas übersteigen würde. Um die Arbeitsbedingungen im Handwerk zu verbessern, müsste u.a. die Gesellschaft wieder dazu bereit sein, Geld für Qualität auszugeben.
"Die" Gesellschaft ist so heterogen ...

Mit 1300 Euro netto trotz Ausbildung und Vollzeitjob, 700 Euro Miete und dem Wunsch sich was aufzubauen, braucht es schon ne Menge Disziplin nicht nach der Chinaware zu greifen.

Du siehst das m.E. aus einer sehr theoretischen und komfortablen Warte. Deine Ansätze klingen fein - aber ich lese Wünsche, keine Lösungen.

Und das ist leichter gesagt, als getan. Der Überfluss in den Geschäften, die billige China-Ware und Kleidung Made in Taiwan sind dabei nur ein Faktor. Vorallem fehlt es an entsprechenden Kennzeichnungen. Der Markt sie unübersichtlich und wenig transparent. Nur wer sich informiert - und auch erstmal die Zeit dafür findet - kann hier bewusstere Entscheidungen treffen. Der "Zeitfaktor" geht also auch Hand in Hand mit der Work-Life-Balance und einem Leben bevorzugt mit Qualitätsprodukten.

Die Menschen haben oft keine Zeit und auch keine Lust mehr, sich mit Produkten länger zu beschäftigen vor dem Kauf.
Zum Beispiel wissen nur wenige, dass Technisat der letzte deutsche TV Hersteller ist. Und das zu einem unfassbar gutem Preis-Leistung-Verhältnis. Oder Severin - ein deutscher Hersteller von Haushaltsgeräten. Severin findet man häufig im günstigen Preissegment. Viele kaufen lieber (weil unwissend) überteuerte Importware.
Die Menschen gehen nicht mehr zum Schuster, weil sie ihre (Plastik)Schuhe billig bei Deichmann gekauft haben. [hier Liste ergänzen].
Alles richtig. Was ist die Lösung?

Mit ein bisschen Glück, reguliert sich der Markt von selbst in den nächsten Jahrzehnten.
Das wäre schön. Dauert mir persönlich zu lange. Das erlebe ich nicht mehr.

Sofern das Prinzip "Die Nachfrage regelt das Angebot" einigermaßen funktioniert.
Das wäre fein. Woher soll es kommen.

Ergänzend (Nebenschauplatz, das andere Thema geht unten weiter ;-) ) alles ein bisschen überspitzt, ärgert mich dennoch:
- Unfassbar die Diskrepanz zwischen Gesellengehältern und Einstiegsgehältern von (oft sog.) Akademikern.
- Studium auf Steuerzahlerkosten, Azubis bekommen nicht mal ein reduziertes Bahnticket, tragen aber durchaus zum BSP bei. 600 Euro Azubigehalt reichen in Städten wie Köln nicht zum Wohnen, geschweige denn zum Leben, wer nach dem Vollzeitjob noch einen Minijob annimmt hat zum Lernen gar keine Zeit mehr. Ja, ich weiß, Studenten haben rs auch nicht leicht. Aber anders. Und meist eine gute Perspektive.
- Abiprüfungen werden jährlich sogar im Radio erwähnt - Gesellenprüfungen u.ä.. nie. Warum?
- Sprache schafft Wirklichkeit. Achtet mal darauf, wie speziell über Handwerker, Friseurinnen, Installateure, Erzieherinnen, Verkäuferinnen etc. gesprochen wird, wie ihr selber formuliert ...
tbc


Wer zahlt die (durchaus gerechtfertigten) Mehr-Kosten? Zumal viele dieser Berufe wirklich relevant sind für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Haben wir doch gelernt.

Oder besser: Wer kann das zahlen?
Wie konnte sich so ein Gefälle zwischen der Bewertung systemrelevanter (und ja, auch die Behebung eines Rohrbruchs gehört dazu) und nicht so relevanter Tätigkeiten entwickeln?

Wer hat in den letzten Jahren freiwillig ein wenig mehr bezahlt für Bio und Regional, für Ökostrom und Biobaumwolle (Kurzfassung). Hat die Putzfrau offiziell angemeldet, das Auto stehengelassen? Jedenfalls deutlich weniger, als es sich hätten leisten können.

Das ganze System ist in Schieflage. Freiwilligkeit, Eigenverantwortung, soziales Verhalten - im Großen maßlos überschätzt, im Kleinen der Kitt, der alles zusammen hält.

Was ich damit sagen will: Viele Jüngere sind davon genervt. Die Sehnsucht nach Produkten, die Qualität haben und eine gute Lebensdauer, wird immer größer. Manchen ist dabei die ökologische Nachhaltigkeit wichtig, anderen einfach nur die Qualität. Kochlöffel bestehen nicht mehr aus Plastik, sondern aus Olivenholz. Und weniger ist mehr! Niemand will sich heutzutage noch sein Haus mit Krimskrams bis oben hin vollstellen - schon gar nicht mit Plastik-Zeugs.

Aber @Julianna. Das ist doch nicht neu.
Du magst die Grünen nicht mögen, aber so viel anders als Du (für Dein Thema) klangen die vor 40 Jahren auch nicht. ;-) Und schau wie lange es gebraucht hat, bis Umwelt endlich alle auf dem Zettel haben. Es hat sich manches bewegt - aber bei weitem nicht schnell genug.

Das Handwerk und auch die Pflegeberufe müssen vorallem aus dem gesellschaftlichen Kontext wieder mehr Wertschätzung erhalten. Durch ein Miteinander, den Austausch und Hilfe - und auch die Bereitschaft wieder angemessen für Qualität zu zahlen - kann hier viel gewonnen werden.
Der gesellschaftliche Kontext?
Das sind wir!
Wir(!) müssen verzichten auf nicht Notwendiges, um das von Dir Genannte besser WERTzuschätzen, mehr dafür zu bezahlen. Manch Reiseunternehmen, Spieledesigner, Eierkocherhersteller wird das nicht lustig finden.

Edit: Kennst du "Momo" von Michael Ende? Die grauen Herren, die fortwährend ihre Zigarren rauchen, die aus der Lebenszeit (Stundenblume) der Menschen bestehen? Im Laufe der Geschichte verliert Momo ihre wichtigsten Freunde. Sie alle sind damit beschäftigt, Geld zu verdienen, in der Hoffnung, sich dadurch Zeit zu kaufen. Sie haben ein "Zeitkonto" bei der "Zeitsparkasse".
Für mich zählt Momo zu den größten Kindergeschichten, die je geschrieben wurden. Selbst kleine Kinder verstehen sehr nativ den Inhalt. Und nur weil Momo klein ist, ein Kind, unglaublich naiv - heißt es nicht, dass sie im Unrecht ist oder ihre Ansichten falsch. Die "Zeitsparkasse" (das Leben bis zur Rente aufschieben) versteht sie nicht. Sie stellt nur fest, dass niemand mehr glücklich ist und ihre Freunde immer weniger Zeit haben, immer fahlere Gesichter bekommen und nur noch selten lachen.
Deine Bedenken verstehe ich, aber sie sind wie die Argumente der "grauen Herren", die die Menschen um ihre Lebenszeit und ihre Zufriedenheit bringen.
Die Generation y wird auch Generation why genannt. Sie stellen Fragen - manchmal auch unangenehme. Nichts anderes macht Momo in ihrer Geschichte. Sie hinterfragt die "Zeitsparkasse".
Wer kennt Momo nicht.

Jede Generation stellt Fragen. Jede! Jede Generation stellt die Fragen ihrer Zeit.
Meist sind die Fragen ihrer Zeit voraus. Von daher finden sich die Jungen meist recht schlau und revolutionär. Zu recht ;-)
Die Antworten brauchen von daher gefühlt sehr sehr lange (Jahrzehnte, siehe oben).

Und viele schlaue Gedanken sind dann auch gar nicht so neu. Nur eben ... Gedanken. Es braucht Lösungen! Und das Handeln von jedem Einzelnen.

Du bist wie ein Kaugummi, in den man versehentlich hinein gelatscht ist.
Und spätestens, wenn ich das lese, komm ich mir sehr sehr alt vor.
 
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  • #72.641
Danke für deinen Beitrag. Man sieht darin deutlich, wo die Problematik liegt. Flexibilität und bessere Arbeitsbedingungen heißt nicht, dass man ständig und immer erreichbar ist. Das sind Fehlvorstellungen, die sich in vielen Köpfen gebildet haben.
Fehlvorstellungen? Eher der Wunsch der Arbeitgeber. Wer nicht "spurt", wird entsorgt. Wird bei den Projektarbeiten dann auch so laufen, der billigste bekommt den Auftrag. So wird eine Preisspirale nach unten in Gang gesetzt. Es wird IMMER einen geben, der es noch zweifuffzig billiger macht. Gibt schon genug Beispiele aus der heutigen Wirtschaft.

Natürlich kann man diese Berufe nicht in diesem Sinne digitalisieren.
Das Handwerk ist ein Bereich, der in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig Wertschätzung erhalten hat.
Da geh ich mit.

Viele Handwerksberufe sterben langsam vor sich hin. Zum Beispiel der Raumausstatter. Ein Ikea-Sofa wird nicht neu aufgepolstert und neu bezogen, weil diese Arbeit den Wert des Sofas übersteigen würde. Um die Arbeitsbedingungen im Handwerk zu verbessern, müsste u.a. die Gesellschaft wieder dazu bereit sein, Geld für Qualität auszugeben.
Geld, das die Gesellschaft nicht mehr hat. Die Lebenshaltungskosten sind in den Jahrzehnten stärker gestiegen als die Löhne. Mit dem verfügbaren Geld kann man sich also nicht mehr so viel kaufen wie früher.

Und das ist leichter gesagt, als getan. Der Überfluss in den Geschäften, die billige China-Ware und Kleidung Made in Taiwan sind dabei nur ein Faktor.
Nunja, man kann ja nicht mehr im nächsten Sommer das nochmal anziehen, was man diesen Sommer schon getragen hat - "Kannst du dir keine neuen Klamotten leisten?" Warum also viel Geld hinlegen? Man nimmt halt das billige Zeug. Dem trägt der Markt Rechnung. Billig produzieren kann man halt nur noch (noch...) in China und Taiwan und Bangladesh etc. Früher ist man nur einmal pro Jahr in den Urlaub gefahren. Heute muss es ja vier mal sein, und möglichst weit weg. Das Geld dafür muss irgendwo herkommen.

Vorallem fehlt es an entsprechenden Kennzeichnungen. Der Markt sie unübersichtlich und wenig transparent. Nur wer sich informiert - und auch erstmal die Zeit dafür findet - kann hier bewusstere Entscheidungen treffen. Der "Zeitfaktor" geht also auch Hand in Hand mit der Work-Life-Balance und einem Leben bevorzugt mit Qualitätsprodukten.

Die Menschen haben oft keine Zeit und auch keine Lust mehr, sich mit Produkten länger zu beschäftigen vor dem Kauf.
Keine Zeit mehr. Was machen die Leute eigentlich mit ihrer Zeit? Alles muss schnell schnell schnell gehen, "ich hab doch keine Zeit" - sie arbeiten weniger Stunden als frühere Generationen und haben dennoch keine Zeit. Komisch.
 
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  • #72.643
"Kannst du dir keine neuen Klamotten leisten?"
In welchen Kreisen bewegst du dich?
Wurde das jemals zu dir gesagt, oder hast du jemals gehört, dass das zu irgendjemandem gesagt wurde (außer vielleicht im Trash TV)?


Heute muss es ja vier mal sein, und möglichst weit weg.
Nochmal: in welchen Kreisen bewegst du dich?
 
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  • #72.646
Nunja, man kann ja nicht mehr im nächsten Sommer das nochmal anziehen, was man diesen Sommer schon getragen hat - "Kannst du dir keine neuen Klamotten leisten?" Warum also viel Geld hinlegen? Man nimmt halt das billige Zeug. Dem trägt der Markt Rechnung.
Seit Corona gibt's da aber ein Umdenken. Man konnte ja während der Lockdowns zeitweise keine Kleidung kaufen . Zu unseren seltenen Dienstbesprechungen sah man dann die Kollegen in den immer gleichen Kleidungsstücken, die man schon kannte. Auch der fehlende Friseurbesuch wurde nicht bemotzt. Erfreulicherweise wurde dieses Denken bei meinen Kolleginnen beibehalten.
Ein Onlinekontakt bemängelte mal meine Fotos in dem immer gleichen Kleid. Eindeutig nicht der richtige Mann für mich. In den letzten zwei Jahren gabs nur ein neues Kleid und eine neue Jacke für mich, ich hab andere Ziele. Wem das nicht passt, der ist eh nicht auf meiner Wellenlänge.
 
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  • #72.648
In welchen Kreisen bewegst du dich?
Wurde das jemals zu dir gesagt, oder hast du jemals gehört, dass das zu irgendjemandem gesagt wurde (außer vielleicht im Trash TV)?
Nicht in diesen Kreisen.
Es wurde auch nicht zu mir gesagt (würde auch nichts bringen) noch hab ich es gehört. Allerdings ist es wohl in finanziell gut gestellten Kreisen durchaus üblich. Da wird es von der Klatschpresse sogar extra erwähnt, wenn jemand etwas anhat, was er oder sie schon mal anhatte.
Oder andere Richtung: Jugendliche auf Youtube, die regelmäßig zeigen, was sie Neues erworben haben. Die müssen einen großen Kleiderschrank haben... Man gehe nur mal zu Primark und schaue, welche Altersgruppe dort herumläuft.

Auch nicht in diesen Kreisen. Hat meine Mutter schon erzählt, daß es Kollegen/innen gab, die jedes Jahr aufs neue ihre Urlaubstage passend zu den Feiertagen/Brückentagen legten, um möglichst viel rauszuschlagen. Oder schau dir die PS-Profile an. Reisen steht häufig ganz oben.
 
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  • #72.652
So ne klitzekleine erläuternde Bemerkung würd mich vielleicht abholen ... Ich weiß ja nicht, von wo Du draufschaust
Nach einem Studium hat man weder unbedingt ein festes oder hohes Einkommen. Wenn eine Weiterqualifikation draufgesetzt wird, die keinen BAföG Anspruch mehr hat, sieht es sogar richtig schwarz aus.
Da sehe ich die Zeit nach einer Ausbildung als beständiger, sicherer und planbarer.
Und dann bin ich mir nicht sicher, ob nicht vielleicht sogar schon während der Ausbildung mehr zurückgelegt werden kann für die Rückzahlung, weil die Lehrgegenstände einheitlicher und besser organisiert sind. Wobei es im Studium freier ist (vor Bachelor und Master "war") und dadurch für viele unterschiedliche Kurse viele unterschiedliche Materialien besorgt werden mussten.
 
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  • #72.653
Unfassbar die Diskrepanz zwischen Gesellengehältern und Einstiegsgehältern von (oft sog.) Akademikern.
- Studium auf Steuerzahlerkosten, Azubis bekommen nicht mal ein reduziertes Bahnticket, tragen aber durchaus zum BSP bei. 600 Euro Azubigehalt reichen in Städten wie Köln nicht zum Wohnen, geschweige denn zum Leben, wer nach dem Vollzeitjob noch einen Minijob annimmt hat zum Lernen gar keine Zeit mehr. Ja, ich weiß, Studenten haben rs auch nicht leicht. Aber anders. Und meist eine gute Perspektive.
Nur mal so:
1. Ich habe von meinen Eltern die Miete fürs Studentenwohnheim bezahlt bekommen und die Bücher. Ab und zu noch Klamotten. Ich habe also neben meinem Vollzeitstudium 15-20h nebenbei arbeiten müssen um mir Essen, Getränke, etc leisten zu können. Dazu gehörten Tätigkeiten als HiWi, Kellnerin in einem Biergarten, Pflegeaushilfe, Putzfrau, Inventuren in Supermärkten, etc.
Zu jedem Monatsende habe ich Thrombozyten in der Blutbank gespendet ( gab mehr Geld als für Blutkonserven) und ca 1 Woche lang von Pellkartoffeln und Quark gelebt. Völlig unvorstellbar heute, aber da wir alle damals so drauf waren und hart im Nehmen, war es eben unsere Lebenswirklichkeit. Mit "alle" und "uns" meine ich die eingeschworene Gemeinschaft ( deutlich in der Minderheit, dafür umso cooler :cool:,) die keine Arztkinder waren.
2. Ich habe als Akademikerin mit fast Studienabschluss 1 Jahr ohne jedes Entgelt als vollwertig eingesetzte Assistenzärztin arbeiten müssen, um meinen Abschluss letztgültig anerkannt zu bekommen. Nannte sich PJ (praktisches Jahr)
3. Danach habe ich 18 Monate auf einer Intensivstation als Stationsärztin gearbeitet zum Gehalt einer "Krankenpflegehilfeschülerin". Ja, genauso steht es auf meinen immer noch aufbewahrten Gehaltsabrechnungen. Nannte sich ÄiP (Ärztin im Praktikum).
Gibt es übrigens nicht mehr, da auch das Gericht es als Ausbeutung enpfand und daher abgeschafft wurde.
4. Nachdem ich dann mit 26 Jahren endlich mal ein normales Einstiegsgehalt hatte, habe ich mir meinen ersten Gebrauchtwagen auf Raten gekauft. Davor war nur ein Fahrrad drin.

Aber man sollte sich da noch nicht zu früh freuen, da man regelhaft in der anschliessenden Facharztausbildungszeit (bei mir 5 Jahre) nur befristete Einjahresverträge bekommen hat. Hat bei mir insgesamt mit Studium, PJ und ÄiP zu 5 Umzügen in 5 Jahren geführt.
Und hat, nebenbei, allen Kollegen/Kolleginnen, die schon (mit 30!!!) verheiratet waren und Kinder hatten, den kalten Schweiss auf die Stirn getrieben.

Nur mal so...
 
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Lou Salome

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  • #72.654
Nur mal so (@himbeermond): ich hatte damals mit bald Mitte 30 meinen allererstes sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Natürlich befristet. Mit tatsächlichen Unsicherheiten über Weiterbeschäftigung nach Fristende - nach wie vor..... Mal sehen, ob ich es vor 50 mal zu einem unbefristeten Arbeitsverhältnis schaffen werde....
Ich drücke dir die Daumen!
Hab es selber lange genug mitmachen müssen, aber das, was du beschreibst ist hart!
Und dann wundert man sich, warum Akademikerinnen so wenig Kinder in die Welt setzen ?
 
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  • #72.655
@Lou Salome und @Hängematte - ja, das sind harte Lebensläufe, sie verdienen Respekt. Mir war klar, dass solche Erfahrungen kommen. Ich habe weder gesagt, dass es leicht ist, noch dass es gerecht ist.

Ausgangsthema war @Julianna s Bemerkung zum Aussterben von bspw. Handwerksberufen und deren mangelnde Wertschätzung in der Gesellschaft. Und dem stimme ich zu.
Es ist (ich erlebe das häufiger) interessant, wie schnell so ein Thema kippen kann, weil die eigenen Mühen und erlebten Ungerechtigkeiten in den Vordergrund treten wo es doch einmal darum geht, die Situation anderer anzuerkennen.

Das Thema war nicht, wer den härtesten Weg hat. Da käme sicher einiges zusammen!
 
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Lou Salome

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  • #72.657
@Lou Salome und @Hängematte - ja, das sind harte Lebensläufe, sie verdienen Respekt. Mir war klar, dass solche Erfahrungen kommen. Ich habe weder gesagt, dass es leicht ist, noch dass es gerecht ist.

Ausgangsthema war @Julianna s Bemerkung zum Aussterben von bspw. Handwerksberufen und deren mangelnde Wertschätzung in der Gesellschaft. Und dem stimme ich zu.
Es ist (ich erlebe das häufiger) interessant, wie schnell so ein Thema kippen kann, weil die eigenen Mühen und erlebten Ungerechtigkeiten in den Vordergrund treten wo es doch einmal darum geht, die Situation anderer anzuerkennen.

Das Thema war nicht, wer den härtesten Weg hat. Da käme sicher einiges zusammen!
Ich nehme das eher anders herum war, auch wenn ich deine Argumentation verstehe.
Angebot und Nachfrage! Was ich aus meinem Bekanntenkreis höre ( die meisten Nicht-Akademiker und Handwerker), welch goldene Zeiten bezüglich der Preise, die Sie ausrufen können, gerade herrscht. Krass!!!

P.S. da ich in meinem Leben immer 50:50 Akademiker und Handwerker hatte, beisst du da leider bei mir auf Granit. Ich kenne beide Lebenswirklichkeiten sehr genau!
Nur darf der einfache Arbeiter gerne jammern, während es mir bei Pellkartoffeln und Quark verboten war.
Darüber solltest mal nachdenken!
 
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Julianna

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  • #72.658
Widerspruch. Es bildet n.m.E. die aktuelle Situation ab, die schon jungen Menschen sehr zu denken gibt.
Eiegntlich nicht. Gen y und vorallem Gen z können sich deutlich besser abgrenzen wenn es um ewige Erreichbarkeit geht. Dazu gibt es schon ganze Memes und Witzvideos, die dieses Phänomen auf die Schippe nehmen.

Aber egal welchen Alters, versch. Branchen: alle freuen sich über das persönliche Treffen.
Und warum sollte das in Zukunft wegfallen? Klar gibt es auch Stellenausschreibungen, die drauf hinweisen, dass der Job ausschließlich im Homeoffice stattfindet. Aber das ist bei Weitem nicht die Regel. Es sind genau diese "Annahmen", die fast schon automatisch kommen. Also doch so eine Art Fehlvorstellung - vielleicht, weil man es sich einfach nicht anders vorstellen kann?
Unternehmensspirit vermitteln, Inspirationen, Integration, dynamische Entwicklungen - werden immer wieder ausgebremst, eine wirklich authentische Bindung, Emotionen, Seele - Fehlanzeige.
Wie oben schon geschrieben, das eine schließt das andere nicht aus. Wir sprechen ja über "flexible Arbeitszeiten". Dazu gehört z.B. auch, dass Pausen nicht kontrolliert werden. Manche Firmen haben sogar Aufenthaltsräume mit Billardtisch o.ä.
stimmt
Mit 1300 Euro netto trotz Ausbildung und Vollzeitjob, 700 Euro Miete und dem Wunsch sich was aufzubauen, braucht es schon ne Menge Disziplin nicht nach der Chinaware zu greifen.
Sehe ich anders. Und damit bin ich auch nicht allein.
Du siehst das m.E. aus einer sehr theoretischen und komfortablen Warte.
Wie kommst du zu dieser Annahme?
Ergänzend (Nebenschauplatz, das andere Thema geht unten weiter ;-) ) alles ein bisschen überspitzt, ärgert mich dennoch:
- Unfassbar die Diskrepanz zwischen Gesellengehältern und Einstiegsgehältern von (oft sog.) Akademikern.
- Studium auf Steuerzahlerkosten, Azubis bekommen nicht mal ein reduziertes Bahnticket, tragen aber durchaus zum BSP bei. 600 Euro Azubigehalt reichen in Städten wie Köln nicht zum Wohnen, geschweige denn zum Leben, wer nach dem Vollzeitjob noch einen Minijob annimmt hat zum Lernen gar keine Zeit mehr. Ja, ich weiß, Studenten haben rs auch nicht leicht. Aber anders. Und meist eine gute Perspektive.
- Abiprüfungen werden jährlich sogar im Radio erwähnt - Gesellenprüfungen u.ä.. nie. Warum?
- Sprache schafft Wirklichkeit. Achtet mal darauf, wie speziell über Handwerker, Friseurinnen, Installateure, Erzieherinnen, Verkäuferinnen etc. gesprochen wird, wie ihr selber formuliert ...
tbc
Ich sehe es nicht ganz so schwarz-weiß.
Aber @Julianna. Das ist doch nicht neu.
Du magst die Grünen nicht mögen, aber so viel anders als Du (für Dein Thema) klangen die vor 40 Jahren auch nicht. ;-) Und schau wie lange es gebraucht hat, bis Umwelt endlich alle auf dem Zettel haben. Es hat sich manches bewegt - aber bei weitem nicht schnell genug.
Die Grünen sind keine Technokraten! Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Jede Generation stellt Fragen. Jede! Jede Generation stellt die Fragen ihrer Zeit.
Meist sind die Fragen ihrer Zeit voraus. Von daher finden sich die Jungen meist recht schlau und revolutionär. Zu recht ;-)
Die Antworten brauchen von daher gefühlt sehr sehr lange (Jahrzehnte, siehe oben).
Ich versuchs mal kurz zusammenzufassen:

Die Boomer sind auf einen Arbeitsmarkt gekommen, der viele freie Stellen hatte, man hat sich um jeden einzelnen gerissen - Gehaltsverhandlungen waren auch nicht selten unüblich. Gutes Gehalt, schneller Aufstieg. Dazu gab es weniger kapitalistische Strukturen in den Firmen und Betrieben, war insgesamt familiärer. Arbeitskollegen haben sich gegenseitig unterstützt und waren nicht selten Freunde.

Dann kam Gen X. Die haben sich in dieses Modell noch eingewöhnt, waren aber schon vermehrt dem Leistungsdruck ausgesetzt. Spätgeborene der Gen X hatten schon eher Schwierigkeiten sich den Wertvorstellungen und der in den 70er und 80er Jahren mehr und mehr entstandenden Leistungsgestellschaft einzupassen.

Gen Y gilt als die best ausgebildet Generation überhaupt, zumindest nach Schulabschlüssen bewertet. Schon in der Schule wussten sie, dass der Arbeitsmarkt für sie eine ganz neue Herausforderung wird - weniger Arbeitsplätze, mehr Konkurrenz, höhere Ansprüche, noch größerer Leistungsdruck. Vor allem forderte man auch von ihnen die besagte "Flexibilität" - geistig wie mobil. Aus der Not entstand eine Tugend. Die Unstetigkeit und Unsicherheit wurde zur Unabhängigkeit erklärt. Sie machen nur 1-2 Projekte in einer Firma und wechseln dann freiwillig das Unternehmen - man hat es ihnen so beigebracht. Natürlich ist das durchwachsen, wie in jeder Generation, ich spreche von der Tendenz. Und dann kam Gen z. Und Gen z ist mit Abstand am meisten gelackmeiert. Viele Millennials hatten es schwer und kämpfen noch immer. Aber Gen Z kann einem wirklich leid tun.
 
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Lou Salome

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Ich nehme das eher anders herum war, auch wenn ich deine Argumentation verstehe.
Angebot und Nachfrage! Was ich aus meinem Bekanntenkreis höre ( die meisten Nicht-Akademiker und Handwerker), welch goldene Zeiten bezüglich der Preise, die Sie ausrufen können, gerade herrscht. Krass!!!

P.S. da ich in meinem Leben immer 50:50 Akademiker und Handwerker hatte, beisst du da leider bei mir auf Granit. Ich kenne beide Lebenswirklichkeiten sehr genau!
Nur darf der einfache Arbeiter gerne jammern, während es mir bei Pellkartoffeln und Quark verboten war.
Darüber solltest mal nachdenken!
P.S
Meine Handwerker-Freunde haben alle eigene Häuser. Ich kann mir das nicht leisten und viele andere meiner Kollegen auch nicht. Ja, da fragt man sich...
Aber egal. Ich gönne es ihnen.

Es spielt ja soviel dahinein: Grundstück oder Haus ( oder beides) von den Eltern geerbt? Eigenleistung durch die eigene berufliche Qualifikation und die der Freunde, die eine Bruchbude wieder auf Vordermann bringen...
Egal. Mein Fazit ist: höchste berufliche Qualifikation, jahrelang Pellkartoffeln, 3 Zusatzqualifikationen, 72h-Wochen -> bringt alles nix. Kannst dir von deinem Gehalt noch nicht mal ein Eigenheim finanzieren.
Aber all die Freunde von mir, deren Eltern damals mit einfachen Berufen Grund und Boden und Häuser angeschafft haben, ja, deren Kinder, meine Freunde schauen mich mitleidig an und wissen, dass ich das niemals erreichen werden.

....aber He!!!! Du rettet Leben!!!!
Pfffffffff...

Ja, ich bin deshalb deprimiert und traurig. Weil es für mich das Größte wäre, eigenes Land und ein Haus zu haben. Aber ich werde mir diesen Traum niemals aus eigener Kraft erfüllen können.
 
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Julianna

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Meine Handwerker-Freunde haben alle eigene Häuser. Ich kann mircdas nicht leisten. Ja, da fragt man sich...
Aber egal. Ich gönne es ihnen
Ja. Das hängt auch oft damit zusammen, wie viel Startkapital jemand von zu Hause aus mit auf den Weg bekommen hat. Das wird häufig unterschätzt.
Und am Ende weiß man auch nicht so genau, wie viel davon auf Pump gekauft wurde und noch abbezahlt werden muss. Aber eine Firma muss auch Schulden machen - drückt die Umsatzsteuer.
Letztlich müssen sie sich auch irgendwie absichern (z.B. mit Immobilien) weil Selbstständige nicht in die Rente einzahlen und privat für das Alter vorsorgen müssen.

Edit: Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wo. Gerade die Landbevölkerung in Westdeutschland hat oft mehr Geld, als man es vermuten möchte. Und dort eine Immobilie zu erwerben ist oft auch deutlich günstiger, als anderswo in den Städten.
 
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