Liebe
@Ariadne_CH , vielen Dank für diese schöne Rückmeldung!
Ich lese deine Aussagen mal bewusst schwarz-weiß, dann ist das was du bist:
bin ich aber auch jemand, die es wichtig findet, dass man alle Wünsche zu berücksichtigen versucht, Kompromisse findet und im gemeinsamen Gespräch zu einer Einigung findet.
, was natürlich sehr schön ist.
Und das, was du sein (tun) möchtest:
dass es wirklich wichtig ist, dass ich meine Grenzen aufzeige und mich gegen Übergriffe klar zur Wehr setze.
Ich verstehe das, aber finde es trotzdem auch wert, näher beleuchtet zu werden...
Grenzen gegenüber übergriffigen Menschen aufzuzeigen, ist ja an sich nicht das, was sein sollte. Der andere sollte normalerweise deine Grenzen sehen und respektieren. Trotzdem kann es passieren, dass andere deine Grenzen verletzen. Vermutlich liegt das selten daran, dass sie es nicht besser wissen, sondern i. d. R. daran, dass sie verletzt, wütend, egoistisch (oder vieles anderes) sind. (Wichtige Frage an der Stelle: Wer hat eigentlich ein Problem?). Es stellt sich nun die Frage, ob du anders sein musst als du bist, um dem zu begegnen...? Das Problem dabei ist u. U., dass du jemand anderem die Macht gibst, deine Grenze zu verletzen. Es liegt letztlich an dir, ob das geschieht; ob du sein Verhalten als Grenzverletzung ansiehst oder nicht. Ist jetzt bisschen schwierig zu erklären, wenn man nicht weiß, worum es geht, aber ich denke, du verstehst schon. Stell dir vor, ein vierjähriger Junge stampft auf dem Boden auf und trotzt seine Mama an. Wenn er nicht bekommt, was er will, dann verhält er sich trotzig. Hier siehst du klar, wer ein Problem hat und stehst drüber, du wirst das nicht als Grenzverletzung ansehen. Genauso kannst du mit dem Verhalten eines Erwachsenen umgehen. Du begegnest ihm mit Verständnis. (Das bedeutet ja nicht, dass du nicht sagen darfst, dass es dich verletzt. Oder dass ihn sein kindisches Verhalten sehr unattraktiv macht. Oder...)
Wehren musst du dich vielleicht dann, wenn dir etwas weggenommen oder du körperlich angegriffen wirst. Und natürlich musst du nicht mit Menschen zusammensein, die deine Grenzen ständig verletzen. Aber von dir zu erwarten, sich anders zu verhalten, weil ein anderer ein Problem hat, ist nicht das, was du tun MUSST (du kannst natürlich, wenn du willst).
Mit diesem zweiten Grundsatz kann es vorkommen, dass ich gewisse Ziele nicht erreiche. Das bedeutet aber vielleicht gar nicht, dass es der falsche Weg für mich ist. Vielleicht bedeutet es auch einfach, dass ich meine Grundeinstellungen und Wertvorstellungen über meine Ziele stelle.
Es könnte auch eine Illusion sein, zu glauben, dass du auf anderem Wege deine Ziele besser erreichst. Nach meiner Erfahrung erreicht man mit Freundlichkeit und Verständnis noch immer am meisten. Man kann ohnehin nicht alle Ziele erreichen. Ist das so wichtig?
Ich habe das bisher eher als Schwäche angesehen, es kann aber auch eine Stärke sein.
Ganz genau, das hängt nämlich von der Situation ab.
Und vielleicht ist auch die Zuschreibung von Stärke oder Schwäche gar nicht sinnvoll, da es letztendlich darum geht, so zu sein, wie man ist. Und das war vermutlich das, was du aussagen wolltest?
Ja, so ungefähr. Du hast das jetzt viel schöner gesagt.
Ich glaube, jeder Mensch trägt jede Eigenschaft in sich, nur mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Und je nach Ausprägung bzw. auch je nach Blickwinkel wird sie anders bewertet. Ein Beispiel ist der Umgang mit Ressourcen. Da ist auf der einen Seite Sparsamkeit bzw. Geiz, auf der anderen Seite Großzügigkeit bzw. Verschwendungssucht. Man kann also jede Eigenschaft (sogar bis zu einem gewissen Extrem) positiv sehen. Warum soll man nicht die Summe aller Eigenschaften (bei sich selbst und bei anderen) auch positiv sehen.
Oder anders gesagt: Es ist doch schön, wie du bist. Warum willst du anders sein?