D.h. in meinen Augen, man könnte sich vielleicht auch vorstellen, dass Epiktet gar nicht unbedingt vom online-Dating abgeraten hätte, sondern einfach davon, wegen einer Absage oder auch, wenn es längerfristig nicht funktioniert, in Weltschmerz und Jammern zu verfallen, sondern weiterzumachen und daran zu glauben, dass es schon so kommen wird, wie es muss, dass das, was passiert, einen Sinn hat. Und daraus das Beste zu machen.
Naja, man muß einen Philosophen ja auch nicht so weit abschleifen, bis nur kantenloses banales Mittelmaß übrigbleibt. Also das Überlieferte spricht halt ne radikalere Sprache als nur, man solle nicht gleich in Weltschmerz verfallen, wenn man nicht gleich fündig wird.
Das Ideal ist schon, nichts aufs Spiel zu setzen, kein Wagnis einzugehen. Wenn also Dating, dann so, daß man da keine Gefühle aufs Spiel setzt. Die anvisierte Gleichmut heißt nicht: keine negativen Ausschläge, dafür nur positive, sondern: überhaupt keine merklichen Ausschläge. Sofern sie auf etwas Äußers und nicht auf den inneren Seelenfrieden ausgerichtet sind. Also keine Leidenschaft, keine Lust usw.
Sondern vielmehr Kontrolle über alles. Und Wünsche im Idealfall halt nur, sofern man für ihre Erfüllung nicht auf etwas oder jemand anderen angewiesen ist, sondern wie geschrieben, sie sich ganz selbst erfüllen kann.
Und vermutlich hat er nicht gewollt, daß man ihm sein Bein gebrochen hat.
Einzelne Sätze landen ja nicht unbedingt deshalb in den Einkaufskörben, weil sie am besten einen ganzen Gedankenkomplex auf den Punkt bringen.