Ja, aber man könnte überlegen, auch mal andere Fronten zu ziehen als die zwischen Mann und Frau. Etwa zwischen denen, die glauben, daß es so etwas wie verzerrte Wahrnehmung gibt, und solchen, die das nicht glauben, weil Wahrnehmung immer im Auge des Betrachters liegt und es ne Realität ja gar nicht gibt.
Ich schlage auch schon mal die Lösung vor: Jeder nimmt einfach an, (1) daß die Wahrnehmung anderer, wenn sie von der eigenen abweicht, verzerrt ist, während (2) die eigene Wahrnehmung, wenn andere glauben, daß sie verzerrt ist, nicht verzerrt sein kann, weil es ja keine Realität gibt, und die Quantenmechanikwissenschaft hat festgestellt, daß, und die Konstruktivistenwissenschaft hat festgestellt, daß, und überhaupt, wenn es eine Realität gäbe, dann wäre es furchtbar arrogant zu meinen, man hätte sie erkannt, und eine Anmaßung zu behaupten, die eigene Wahrnehmung sei irgendwie besser als die anderer.
Klingt nach Widerspruch? Macht doch nichts, ist umso stabiler und friedlicher. Problem nur: um zu sehen, daß dieser Selbstwiderspruch jeden Konflikt auflöst, müßte ihn jeder bemerken. Die Regel ist eher, daß er nicht bemerkt wird und deswegen gerade das den ewigen Streit aufrechterhält: jeder kann andere für das beschimpften, was er selbst an den Tag legt.
Am schlimmsten werden allerdings die beschimpft, die das aufdecken oder die sich darüber lustig machen. Was ein Hinweis darauf sein könnte, daß dieser Streit gewollt ist.