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Zitat von Tim1987:Das sehe ich so wie ErwinD. Viele, besonders mein Alter oder jünger, leben schon offen nach dem Motto "Genieße den Moment" oder "Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter". Das ist nicht nur bei PS oder in Beziehungen allgemein so, sondern praktisch überall.
Ich hatte es auch einmal, habe es aber gelernt, nachdem ich so richtig auf die fr*** gefallen bin. Erst seitdem denke ich langfristig
Meine erste ernsthafte Beziehung hatte ich mit 19, die dauerte drei Jahre an. Danach folgte eine Beziehung+Ehe von 11 Jahren und eine Beziehung von rund zweieinhalb Jahren. Eine Beziehung ist für mich immer etwas langfristiges. Tauchen Probleme auf, so arbeitet man zusammen daran. Das ist mir der Mensch, mit dem ich zusammenlebe wert. Deshalb lebe ich ja mit ihr zusammen. Diese Entscheidung treffe ich spätestens damit, dass ich mich für ein Zusammenleben entscheide. In dem Moment unabhängig der Rechtsstellung der Beziehung übernehme ich Verantwortung für meine Partnerin. Verantwortung sie nicht plötzlich fallen zu lassen, Verantwortung sie nicht plötzlich aus der gemeinsamen Wohnung herauszuwerfen, damit sie einen Warmwechsel nicht bemerkt. Und wenn man sich eine solch lange Zeit nicht mal ernsthaft gestritten hat ( ersparen wir uns die psychologischen Deutungen ) heisst das für mich zumindest, dass man auch noch genug Respekt füreinander haben sollte um einer gemeinsamen sehr schönen Zeit eine Chance zu geben.
Heutzutage scheint eine Beziehungsflaute von zwei Monaten nach einer solchen Zeit bereits auszureichen um das alles zu vergessen und das Gemeinsame rücksichtslos über Bord zu werfen.
Der nächste steht ja schon willig vor der Tür. Wenn der dann schon nach zwei Monaten nicht mehr der Traumprinz ist und das in die Brüche geht fehlt für das Zurück aber schon jegliche Vertrauensbasis. Und dann kommt gelegentlich doch die Reue über das Verlorene. Dass nicht nur mit der Beziehung oder dem gemeinsamen Leben komplett rücksichtslos umgegangen wurde, sondern auch jedes Bisschen Menschlichkeit fallengelassen wurde, damit man sich bloss nicht rechtfertigen muss für die eigenen Handlungen. Man muss sich ja heutzutage nur vor sich selbst rechtfertigen ... bis man merkt, dass man etwas verloren hat, was vielleicht doch wichtiger war als man es im Moment der Frustration andachte. Und plötzlich will der andere nichts mehr von einem wissen.
Mit ein bisschen Vorraussicht wären die Reue ausgeblieben und man hätte an einer Krise wachsen können. Heute haben viele darauf keine Lust mehr. Probleme wälzen, wofür? Das Internet hält doch tausende potentieller Kandidaten bereit, das reinste Schlaraffenland! Bis man feststellt, dass die vermeintlichen Traumprinzessinnen und Prinzen auch alle nur Menschen sind. Nicht mehr und nicht weniger - Menschen mit ihren Stärken und Schwächen. Und dann wird die nächste Beziehung nach dem gleichen Schema gestartet und wieder beendet. Anschliessend Jammern: "Ich finde niemanden, der noch echte Gefühle zeigt.", "Ich habe noch nie wirklich geliebt".
Wie denn auch? Wenn man bei der ersten Chance zu wachsen die Flinte ins Korn wirft. Wenn man vor ernsthafter Beziehung und Beziehungsverantwortung immer davonläuft. So reduzieren wir Beziehung auf "Es ist schön wenn jemand zu Hause wartet wenn ich komme","Ich hab jemanden zum Spass haben" oder auch einfach nur auf "Ich habe meinen Sexpartner" so lange es Spass macht wohlgemerkt. Und unkompliziert ist. Und nicht mit Problemen behaftet. So wiederholt sich das ganze Spiel oft alle ein bis zwei Jahre.
Und das gleiche Symptom erleben wir im Kleinen schon in der Verbindlichkeit jemanden zu antworten, der sich Mühe gibt zu schreiben. Einfach ignorieren, der wird schon kapieren, daß ich nicht will. Und falls es dann mit anderen nicht klappt, vielleicht taugt der ja doch als zweite Wahl.
Das ist es was ich an unserer Zeit zunehmend vermisse. Verbindlichkeit, Commitment, Bereitschaft anzupacken und Probleme aus dem Weg räumen. Nicht nur in Beziehungen. Nicht nur im Kleinen hier auf Parship.Es scheint ein Gesamtgesellschaftliches Phänomen zu sein.
Wie Du schon sagst:"Lebe für den Augenblick", "Gebe wenig und nehme was du bekommen kannst", "Hauptsache ich habe meinen Spass"
Langfristigkeit, Stabilität - Etwas schaffen, das Bestand hat.
Unwichtig - leider viel zu oft!