@authentisch. Danke für Deine Antwort. Fast alles Handeln kommt aus dem Unterbewusstsein, da stimme ich Dir zu.
Nein, längst nicht alles Handeln. Dort, wo man keine Probleme hat oder wo man Bewusstheit über sie erlangt hat und sich unabhängig davon entscheidet, handelt man durchaus auch bewusst.
Ich hatte von Fantasien gesprochen.
Wogegen ich mich erwehre, ist, die Ansicht der Mehrheit per se als Maßstab zu setzen (nach dem Motto, alle machen das so, also ist es richtig/normal). Ich versuche anderen Ansichten erstmal wertfrei zu begegnen und zu versuchen, sie zu verstehen. Deswegen diskutieren wir hier ja auch ;-)
Ich richte mich ja genau gegen die Ansicht der Mehrheit, dass im Bereich der Sexualität all das vollkommen gut und sinnvoll ist, was alle beteiligten Menschen anzieht.
Problematisch wird für mich ein Verhalten abseits des Mainstreams an dem Punkt, wenn entweder andere darunter leiden (Du nennst Gewalt oder Kriminalität) oder man sich damit selbst schadet (hier führst Du Süchte an). Da bin ich also ebenfalls ganz bei Dir.
Gerade Süchte sind ein gutes Beispiel, dass die meisten davon Betroffenen es lange gänzlich gut finden und auch wenn sie dann stellenweise merken, dass es nicht gut ist und ihnen an anderen Orten Probleme zu verursachen beginnt, noch immer sehr davon angezogen werden und sich kaum dagegen zu wehren vermögen.
Nur: Ich stelle die Prämisse infrage, dass beim Cuckolding zwingend eines von beidem gegeben ist. Hältst Du es für komplett undenkbar, dass alle Beteiligten damit einverstanden sind und es genießen? Ich nicht, was auch immer für psychische Mechanismen da eine Rolle spielen mögen, aber ich bin keine Fachfrau.
Ich glaube, ich habe nun teilweise schon erklärt, wie ich es meine.
Da es in Liebesbeziehungen ja auch (oft zumindest) um anfänglich verliebte oder auch um einsame Menschen geht und um viele, denen es schwer fällt jemanden zu finden, mit dem/der sie wirklich glücklich sein können, und da sich Menschen nicht selten auf Beziehungen oder Sex einlassen, gerade weil sie sehr bedürftig sind, gerade weil sie sich als Menschen (oder zumindest als Mann oder Frau) in Frage gestellt fühlen, wenn sie niemanden finden, sind Menschen in diesen Themen auch leichter manipulierbar, neigen sie eher dazu, ihre eigenen Bedenken und Zweifel zu wenig zu beachten. Dazu kommt noch, dass Menschen, die früher Opfer wurden, vor allem wenn es in der Familie war, sich nicht selten auch weniger gut abgrenzen und/oder eigene Übergriffigkeit nicht gut bemerken können. Sie kennen ja z.T. nichts anderes, vor allem in nahen Beziehungen.
Ich stelle mir vor, dass solche ungleichen und irgendwie nicht so gegenseitig "liebevollen" Sexpraktiken problematische Prägungen und Verhaltensweisen verstärken, statt ihre Überwindung zu ermöglichen oder zu unterstützen, weil die Bedürftigkeit und die Sehnsüchte den Betroffenen die Sicht darauf vernebeln, was sie wirklich brauchen würden. Sie bekommen dann (ähnlich wie z.B. bei der Sucht) etwas, das im Moment auch etwas Gutes für sie hat, und merken nicht, wie sie sich dadurch in etwas verstricken, das die Probleme langfristig verschärft.
Das heisst nun aber nicht, dass ich jemanden verurteilen würde, den solche Dinge anziehen, sondern eher dass ich dahinter eine schwierige Leidensgeschichte vermute, von der wohl oft leider auch eine Restproblematik zurückbleiben wird, die aber, wie andere schwierige Prägungen auch, irgendwann von den Betroffenen (hoffentlich ohne grossen Leidensdruck!) einfach nur noch bewusst wahrgenommen werden kann und nicht mehr handlungsrelevant werden muss.
aber ich bin keine Fachfrau.
Ich auch nicht. Ich würde aber auch nicht einfach allen Fachpersonen oder fachlichem Mainstream vertrauen. Solches Wissen verändert und verbessert sich auch im Verlauf der Zeit. Es braucht meines Erachtens auch geäusserten Zweifel und Debatten darüber, sonst gäbe es keinen Fortschritt!