Frauen wird immer noch weniger zugestanden, stark auf Sex aus zu sein. Deswegen wird es dann auch, sozusagen ganz konsequent, als größere Beleidigung aufgefaßt, wenn jemand Frauen unterstellt, sie wollten nur Sex, als wenn das Männern unterstellt wird. Denn zu deren natürlichem Wesen gehöre das ja hinzu.
Zum anderen dürfen Frauen, gewissermaßen zum Ausgleich, dann auch mal umso befreiter äußern und die damit verbundene Laune wird dann eher akzeptiert.
Was die Geschlechterverachtung anlangt, ist meine Einschätzung, daß die Männerverachtung bei Frauen in einem Forum wie diesem eher toleriert wird als die Frauenverachtung bei Männern. Das hat sicherlich was mit der Geschichte zu tun und spiegelt teilweise auch gesellschaftliche Verhältnisse. Dabei sind es nicht nur Frauen, sondern ebenso Männer, die bezüglich des Frauenhasses bei Männern kritischer sind als bezüglcih des Männerhasses bei Frauen. Foristinnen, die schreiben, sie halten es für gerechtfertigt, dem nächsten Mann, der ihr nicht zurückschreibt, mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, weil das ja nur eine körperliche Verletzung sei, während er ihr eine viel stärkere seelische Verletzung zugefügt habe, werden weniger ausgegrenzt. Es wird inhaltlich nicht so buchstäblich genommen, sie wird als Opfer gesehen, und es wird gutgeheißen, daß sie sich nicht verkriecht, sondern den Weg nach vorne wählt und ein gutes aggressive girl sein will. Manch einer findet das auch geil und würd sie gerne auf einen Kaffee treffen. Schreibt ein Mann das, gibts weniger Trost und Kaffeeeinladung, sondern werden Moderation oder Polizei gerufen.
Es ist ja nicht so schwer zu verstehen, woher diese Asymmetrie kommt. Gesamtgesellschaftlich. Und in so einer Einrichtung wie einem so sehr auf Heteronormativität getrimmten Partnerschaftssuchforum mit seinem ewig pubertären Frauen gegen Männer, Männer gegen Frauen eben besonders. Und selbst innerhalb dessen war dann noch mal im Forum so etwas wie ein Abbild des gesellschaftlichen populistischen Rechtsrucks zu spüren. Manch einer hat da, wie du mal schriebst, erst zu sich selbst gefunden. Das ist dann sicherlich nicht einfach: sich zum einen darüber zu freuen, daß die Leute endlich mal zu sich und ihren eigenen Meinungen finden und sich auch trauen, die zu äußern, weil das wieder hoffähig geworden ist, und dann aber zugleich hören zu müssen, was sie da so in sich finden und von sich geben.
Wenn ich mir Manus-Threads durchlese, interessiere ich mich recht schnell weniger für seine Performance als die des Forums. Also man kriegt doch eigentlich schnell mit, wie es läuft. Hier wird ja sonst so gerne Einstein zitiert,verrückt sei, wer immer das Gleiche tue und aber andere Ergebnisse erwarte oder so ähnlich. Gilt doch nicht nur den Threadstarter, sondern auch für die Mitschreiber. 90% von deb Hilfsversuchen wie von den Angriffen treten doch genauso im Hamsterrad wie das, worauf sie sich beziehen.
Verständlich, daß man, wenn man zehn Seiten Scheitern gelesen hat, es doch auch mal selbst probieren möchte. Aber wieso dann auf die immer gleiche Weise, die doch zehn andere vorher schon probiert haben? Und wenn man schimpfen will, weshalb dann zehnmal dasselbe schimpfen, ohne zusätzlichen Analysegewinn? Wenn man schon so gebannt dem Thread folgen muß und immer wieder schreiben muß, weshalb dann nicht wenigstens diese Sucht nutzen, um das eigene Reflektieren und Analysieren zu trainieren? Warum nicht versuchen, mal die nächste Treppenstufe zu erklimmen statt auf der gewohnten stehen zu bleiben? Wird das dann zu anstrengend?
Ich kann mir sogar vorstellen, daß die Heftigkeit so mancher Reaktion auf Manus Mechanik auch was damit zu tun hat, daß man irgendwo spürt, daß seine Performanz sogar konsistenter sein könnte als die eigene. Er hat ja gar nicht so sehr um Hilfe gebeten. Er will halt seine Litanei runterbeten und dafür Ohren, Augen, Aufmerksamkeit haben. Die kriegt er. Und wenn er sie ein paar Posts nicht kriegt, weil es um was anderes geht, legt er heftiger nach, in der Gewißheit, daß sich dann wieder mit ihm beschäftigt wird. Und das wird es dann auch brav. Dann kommen wieder zig Posts, die sich mit ihm als Person beschäftigen. Und zugleich ihm das vorwerfen. Ist das nicht irgendwie grotesker, dieses VErhalten?
Und es wird da auch viel Unsinn geschrieben. Und Manu geht, das ist vollkommen verständlich, gerade auf den jeweiligen Unsinn ein und nicht auf das weniger Unsinnige. Was stünde in der eigenen Verantwortung? Weniger Unsinn schreiben. Wird aber nicht gemacht.
Ich glaub, es sind nicht nur die häßlichen Worte, die Manu oftmals wählt, die dafür verantwortlich sind, daß man anders mit ihm umgeht als mit Claudi seinerzeit. (Die aber auch stark angegriffen wurde, etwa von den Fofas, die ja so gar nicht abhaben können, wenn jemand anders als marienhaft über Sex spricht.) Sondern es ist wohl auch diese Unerreichbarkeit, also daß man nicht rankommt, daß das Rad einfach weiterläuft, egal was man tut. Darin eingeschlossen womöglich auch einiges an Ärger über einen selbst, daß man da so rum tut und es keine Wirkung hat und man aber weiterhin gebannt schaut und dabeibleibt. Man kommt nicht los und man kommt nicht weiter, bleibt selbst stecken, und dann beschimpft man halt nicht selbst, sondern den, bei dem es leichter und gefahrloser wahrzunehmen ist, wie er steckenbleibt.