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  • #1

Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hey @all.

Ich würde euch gerne von meinem Freund schreiben. Jedes Mal wenn ich darüber nachdenke, kommen mir die Tränen, denn diese Geschichte berührt mich sehr.

Vor ca. 14 Jahren war er beim Bund in Oberbayern. Sein Bruder hatte damals Kontakt zu einer jungen Frau und war nur mäßig an ihr interessiert. Eines Tages telefonierte sein Bruder mir ihr, die Gesprächsthemen waren eher öde. Da hat er sich den Hörer geschnappt und sich vorgestellt. Sie haben sich sofort verstanden und es folgten einige Briefe und Telefonate in beiden Richtungen.

Nach einer kurzen Zeit haben Sie sich am Bodensee verabredet. Er verstand sich ja schon super mit ihr, war aber trotzdem sehr aufgeregt und als er sie dort das erste Mal gesehen hat, war auch von ihrem Äußeren sehr angetan. Sie waren Kaffee trinken und haben viel miteinander gelacht.

Der Abend wurde immer später und sie gingen Richtung Bodensee spazieren. Sie umarmten sich bei Mondlicht und es war ein sehr schöner Moment für beide. Danach wollte sie zu sich, doch ihre Mum war Zuhause und sie wollte etwas Privatsphäre. Also sind sie auf einen Parkplatz gefahren. Beide haben stundenlang miteinander geknutscht, es hätte mehr laufen können, aber es hat so gepasst wie es war.

Nun musste er ja noch ca. 500 km heimfahren, also kam der Abschied immer näher. Er hat sie nach Hause gebracht und beide haben sich noch ein letztes Mal geküsst. Nun hat er sich überlegt umzuziehen, damals hatte er noch einen Beruf, der ihn unglücklich gemacht hat und er konnte sich nicht vorstellen zum Bodensee zu ziehen, um den Beruf dort auszuüben. Er hatte Gefühle für die junge Frau, dann aber kalte Füße bekommen und sich einfach nicht mehr gemeldet. Diesen Fehler bereut er bis heute.

Es hat einige Jahre gedauert, bis er sich auf eine Frau eingelassen hat. Irgendwie war die Beziehung jedoch schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Dieser Frau konnte er nicht die Gefühle entgegenbringen wie einst ihr. Trotzdem haben sich beide um die Beziehung bemüht, zumindest anfangs und waren 9 Jahre zusammen.

Drei Jahre vor Ende der Beziehung, es lief schon recht schlecht, hat er die Frau von damals über Facebook gesucht und auch gefunden. Da es für ihn aber nicht in Frage kam anderen Frauen zu schreiben, solange er noch in einer Beziehung war, hat er es bleiben lassen. Er ist wirklich ein sehr ehrlicher und treuer Mensch mit Prinzipien und Werten, die man heutzutage kaum noch findet, er fand es schon falsch überhaupt nach ihr zu suchen, aber es hat ihm keine Ruhe gelassen.

Nachdem diese Beziehung beendet war, vom Kopf und vom Herzen war sie es schon längst, hat er sie wieder bei Facebook gesucht, leider ohne Erfolg. Er dachte vielleicht hat sie ihr Profil gelöscht und hat in der Stadt in der sie damals gewohnt hat, in sämtlichen Bars, Kneipen, Diskotheken, usw. auf die Pinnwände geschrieben und sie gesucht.

Es hat etwas gedauert, aber irgendwann hat sich eine junge Frau bei ihm gemeldet, die ihr verdammt ähnlich sah. Sie war es tatsächlich. Nach ein paar Nachrichten über Facebook haben sie sich über Whatsapp geschrieben und bald darauf telefoniert. In den 14 Jahren in denen sie sich nicht gesehen haben ist viel passiert. Leider hat sie viel Leid erlebt, besonders mit ihrem letzten Ex. Sie haben fast jeden Tag telefoniert und sich immer etwas zu erzählen gehabt. In den Gesprächen wurde klar, dass sie ihre Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet hat, sie keinen Partner möchte und sich auf ihre Zukunft konzentriert. Sie hat viel geweint und auch ihn haben diese Geschichten sehr mitgenommen, schließlich hat er damals nie gesagt, warum er den Kontakt abgebrochen hat.

Nun gab es bald ein großes Ereignis. Der Freund meines Freundes sollte bald an einem schönen Maitag heiraten. Und da ihm eine Begleitung fehlte wünschte er sich sie. Was er ihr jedoch erst so nebenbei erzählt hat. Ich kann leider nicht auf alle Inhalte eingehen, aber es gab eine Nachricht von ihr, die ihn dazu veranlasst hat sie anzurufen und ein Date auszumachen, der Inhalt war aber eher negativ auszulegen. Sie stimmte zu und er fuhr schnell in den Blumenladen und machte sich auf den Weg zu ihr.

An dem Ort an dem er sie vor 14 Jahren abgesetzt hatte, haben Sie sich getroffen, er fand sie noch immer wunderschön, natürlich und mit keiner anderen Frau zu vergleichen. Er musste noch Geld abheben, also fuhren sie zu einer Bank. Im Auto haben sie sich dann über damals unterhalten. Er hat sich aufrichtig dafür entschuldigt sich damals nicht mehr gemeldet zu haben und die Situation erklärt. Aus meiner Sicht dumm, aber er hat es trotzdem getan, aufgrund ihrer Gespräche am Telefon hat er sich in sie verliebt, das hat er ihr gestanden. Sie meinte sie habe noch viel zu verarbeiten, mit ihrem Dad, ihrem Ex (kann und darf nicht schreiben, was er alles gemacht hat, aber er ist ein Schwein) und sie kann sich im Moment keine Beziehung mit irgendeinem vorstellen, sie möchte sich auf die Uni konzentrieren (sie hat sich dazu entschlossen in der Schweiz zu studieren) und ihr Leben leben.

Trotzdem wollte sie mit ihm was Essen gehen und beide gingen in ein Lokal und hatten Spaß miteinander. Nach diesem Tag haben sich beide wieder geschrieben, jeden Tag und oft stundenlang telefoniert. Sie meinte in einer Nachricht, dass sie davon geträumt hat, auf einer großen Festlichkeit zu sein. Er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sie offiziell mit zur Hochzeit eingeladen. Sie hat zugesagt. Bis zu dieser Hochzeit haben beide viele intensive Gespräche geführt, sehr intime Details ausgetauscht und er hat ihren Schmerz geteilt. Das nimmt ihn bis heute sehr mit, denn sie hat viele schlimme Dinge erlebt und er hat sich auch etwas die Schuld gegeben, denn das wäre vermutlich nicht passiert, wenn er sich damals anders entschieden hätte.

Der große Tag rückte näher und sie hatte vor ein paar Tage zu bleiben um ihn näher kennenzulernen. Er war zu dem Zeitpunkt schon unsterblich in sie verliebt. Hat seine Wohnung renoviert, teilweise neu eingerichtet, damit sie sich wohl fühlt. Sogar sein Auto hat er verkauft, falls es was werden sollte, dass er umziehen kann. Selbst sein Wunschkennzeichen hatte Bezug zu ihr. Er hat aber nicht groß ein Thema daraus gemacht, er hat es gerne getan und wollte alles richtig machen. Die Tage vor der Hochzeit haben beide täglich miteinander telefoniert. Und dann kam der große Tag.

Sie haben sich auf halber Strecke getroffen, sie kam mit der Bahn und er hat sie vom Bahnhof mit dem Auto abgeholt. Er war unglaublich aufgeregt und sie auch. Den Weg zu ihm haben sie sich ohne Unterbrechung unterhalten. Das Herz schlug immer schneller und der Wagen wurde geparkt. Dann ging es die Treppen hoch. Die Tür ging auf und der Flur mit dem für sie ausgerollten roten Teppich (hat er tatsächlich gemacht) war zu sehen. Sie war sichtlich aufgeregt und es hat sich denke ich auch gefreut so viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Im Schlafzimmer hatte er Sterne an die Decke geklebt (die im Dunkeln leuchten), die ihr Sternbild zeigten, beide haben dasselbe Sternzeichen. Natürlich hat er im Wohnzimmer geschlafen, das Schlafzimmer gehörte ihr alleine.

Am nächsten Tag ging es zur Hochzeit. Sie war etwas aufgeregt, denn sie wusste nicht, ob sie so akzeptiert wird, wie sie ist. Aber er hat sie beruhigt und ihr versichert, dass seine Freunde sie nicht ausquetschen werden. Beide haben die Hochzeit genossen, es war einfach ein schöner Abend. Sie meinte danach zu ihm, „zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir wer Du bist.“, was er mit der Frage erwiderte, was seine Freunde über ihn aussagen. Sie meinte „dass Du ein guter Mensch bist“. Da musste er etwas schlucken, denn das hat noch niemand zu ihm gesagt.

Die nächsten Tage haben beide was unternommen und Zeit miteinander verbracht. Er hat Kaffee geholt und war bei Bäcker, wie es eben jemand tut der verliebt ist.

Bei der Fahrt zum Bahnhof kam das Gespräch auf, dass sie lange bräuchte um sich zu verlieben. Er meinte zu ihr, dass sie sich nicht in ihn verlieben werde, wenn sie sich nicht sehen. Daraufhin hatte sie ihm im Monat darauf ein Wochenende genannt, an dem es klappen könnte. Der Abschied am Bahnhof viel ihm schwer und er weinte auf dem Heimweg, denn er wusste, dass er jetzt in eine Wohnung fährt, in der sie nicht ist.

Die nächsten Wochen vergingen und beide haben weiterhin miteinander telefoniert und sich geschrieben. Er meinte irgendwas von einer unsichtbaren Mauer, da sie keine oder kaum emotionale Nähe zulässt, aufgrund ihrer Erfahrungen aus der Vergangenheit. Aber trotzdem wollten das Treffen beide. Und so kam es dann auch.

Nur war bei diesem Treffen die emotionale Distanz schon größer geworden, warum hat er nicht gefragt, er wollte einfach das Beste daraus machen. Hat sogar eine Kaffeemaschine gekauft, da sie früh gerne Kaffee trinkt. Es war warm, also haben sie auf dem Balkon gefrühstückt, er fand es sehr schön. Da sie viel für die Uni lernen musste haben beide nachmittags für die Uni gelernt, ihm hat das auch gefallen. Dann waren beide am See, spazieren, usw. Dennoch war diesmal was anders, sie war distanzierter als sonst und teilweise verletzend mit ihren Kommentaren. Er hat das überspielt und wollte einfach eine schöne Zeit mit ihr haben. Beide haben sogar im selben Bett geschlafen, mit der Auflage, dass nichts läuft, was er respektiert hat. Der Abschied am Bahnhof war recht kühl.

Trotzdem haben sich beide weiter geschrieben und telefoniert. Aber er konnte seine Gefühle nicht mehr unterdrücken und hat das auch in den Nachrichten und Telefonaten gezeigt, ohne Druck ausüben zu wollen. Daraufhin stellte sie klar, dass daraus nie mehr als eine Freundschaft werden kann, was ihn sehr mitgenommen hat. Da er mir noch mehr Details erzählt hat, kann ich nachvollziehen, dass er sich Hoffnungen gemacht hat. Das erste Mal nach über 4 Monaten haben sie sich nicht mehr jeden Tag geschrieben. Das hat ihn dazu veranlasst sich auf eine Art Selbstfindungstrip zu begeben, er hatte eine Woche lang den Kontakt zu allen abgebrochen und die Zeit genutzt herauszufinden, was er im Leben möchte.

Er hat daraufhin wieder Kontakt zu ihr aufgenommen. Sie flog in den Urlaub und danach hat er sich noch zwei Wochen Auszeit gegönnt. Sie hat ihm geschrieben und versucht ihn telefonisch zu erreichen, weil sie sich Sorgen um ihn gemacht hat, ohne Erfolg. Nach der Auszeit hat er sich bei ihr gemeldet, sie war auch wieder auf dem Sprung zu einem Kurztrip in die Berge mit ihren Freundinnen. Also machten beide kurzerhand aus, dass er zu ihr in die Schweiz fährt, zum Kaffee trinken. Sie meinte in den Bergen hat sie kaum Empfang und schreibt ihm, wenn sie auf dem Heimweg ist.

Mitten in ihrem Urlaub hat sie sich bei ihm gemeldet und gefragt, ob er gerade erreichbar ist. Sie hat eben Netz und würde gerne anrufen. Gesagt, getan. Er hat sie in dem Gespräch darauf angesprochen, warum es diese Kälte gab als sie bei ihm war. Sie meinte sie habe geglaubt es wird wieder so wie bei ihren anderen Dates, die Kerle haben sie immer im Stich gelassen. Sie hat ihm aber gesagt, dass er keinen Fehler gemacht habe. Das Gespräch ging über 2,5 Std., also wie in „alten“ Zeiten. Das Treffen stand und er ist in die Schweiz gefahren.

Nach ca. 4 Monaten also haben sich beide wieder gesehen. Sie meinte ob er spazieren gehen möchte, da schönes Wetter war, was er bejahte. Danach gingen sie was Essen und haben sich gut unterhalten. Er hat sie heim gefahren und wollte sich mit ihr noch im Auto unterhalten. Leider mit schlechtem Ausgang. Sie hat geweint, gemeint, dass sie ihre Ruhe möchte, ihr Leben leben möchte. Verliebt sein bringt sie vom Kurs ab und sie werde nie wieder jemanden so lieben können wie ihren Ex (der sie enttäuscht und schlecht behandelt hat). Sie hat von ihrer inneren Trauer und Verzweiflung gesprochen und er musste auch etwas weinen, da es ihn sehr berührt hat. Er meinte zu mir, dass er versteht, wieso sie so denkt und handelt, aber auch, dass er nicht möchte, dass sie einsam und verbittert bleibt. Der Abschied war wortlos.

Nun haben sich beide weiter geschrieben. Er hat sich nochmal für damals (vor 14 Jahren) entschuldigt und auch für den Ausgang des Abends. Auch seine starke Schulter hat er ihr angeboten. Sie hat sich für die Nachricht bedankt. Weitere Nachrichten wurden ausgetauscht, blieben aber eher oberflächlich. Deshalb hat er ihr noch ein paar Nachrichten mit persönlichem Inhalt geschrieben. Ob sie ihm nicht vertraut, weil er ein Mann ist (aufgrund ihrer Erfahrungen), dass er sich wünsche, dass sie wieder so intim reden wie am Anfang, dass er sie weiter kennenlernen möchte, dass er sie versteht und die Gespräche mit ihr vermisst.

Sie schrieb, dass es Zeit braucht, aber dass nie was aus ihnen werden wird, nicht mehr als eine Freundschaft. Sie wisse, dass er ihr nicht schaden möchte und glaube ihm das, was er ihr sagt. Worauf er geantwortet hat, „Dann lass uns gemeinsam an unserer Freundschaft arbeiten, alleine kann ich das nicht“. Seitdem ist Funkstille.

Ich kenne alle Details. Sie ist ein wundervoller Mensch. Wunderschön innen und auch außen. Aber sie hat leider sehr viele schlimme Dinge erlebt, was sie eben so handeln lässt. Er liebt sie, da bin ich mir sicher, ein aufrichtiger und ehrlicher Mensch mit viel Herz. Er liebt den Menschen der sie ist und möchte ihre Last teilen. Sie ist leider nicht dazu bereit, möglicherweise niemals. Da er weiß wie sie sich fühlt möchte er für sie da sein, wenn auch nur als Freund. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sein Leben für sie geben würde, wenn es so sein müsste.

Dass sie eine Beziehung mit ihm ausschließt nimmt ihn natürlich sehr mit, wer kann schon sagen, wie sie in ein paar Jahren denken wird. Was meinen Freund angeht. Er ist Ende 30 und war bisher erst zwei Mal ernsthaft verliebt, wobei das hier nochmal etwas Besonderes ist.

Beides sind wundervolle Menschen die sich vermutlich nur zum falschen Zeitpunkt begegnet sind. Ich kenne alle Details und mir kommen immer wieder die Tränen, denn beide kommen nur wegen den Umständen und Erfahrungen nicht zueinander. Ich mache mir um beide große Sorgen. Denn sie hat bereits mit den Männern abgeschlossen, er jedoch liebt sie aufrichtig und kommt nicht über die Mauer die sie errichtet hat. Dabei hat es so gut mit den beiden angefangen. Irgendwann gab es diesen Knick…

Ich wünsche beiden, dass sie das Verhältnis von Anfangs wieder herstellen können. Auch wenn es im Moment keine Hoffnung gibt, dass daraus noch etwas wird, spielt das Leben vielleicht noch ein Ass aus.

Das musste ich einfach mal schreiben… Es nimmt mich jedes Mal mit, wenn ich mich darüber unterhalte. Es sind zwei besondere Menschen, die sich verdient hätten. Und jeder soll wissen, dass es solche Menschen noch gibt.

Viele Grüße
Michael
 

hmm

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  • #2
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Du hast dir sehr viel Mühe mit dem Aufschreiben der Geschichte gegeben. Warum aber nimmt dich das so mit?, Kann ich nicht wirklich verstehen, auch nicht warum das wahre Liebe sein soll. Die beiden kennen sich doch kaum, sie hat mehrmals deutlich gesagt, dass sie ihn nur als Freund möchte. Er mag sie ja lieben, aber sie ihn doch nicht. Traurig ist sowas immer... für den Liebenden. Vielleicht steigert er sich da in was rein.
 
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authentisch_gelöscht

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  • #3
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hey Michael

Die Geschichte ist wirklich traurig. Sie hat mich sehr berührt, vielleicht auch, weil ich selbst manchmal ein wenig einem Mann nachtrauere, den ich nie zu lieben gewagt habe und mich manchmal frage, ob ich nach ihm suchen sollte...

Die Geschichte zeigt, dass es zu spät sein kann, wenn man die Liebe im Moment, in dem sie kommt, abweist. Zu spät für eine gelebte Liebe mit dieser Person. Niemand weiss jedoch, was geschehen wäre, wenn dein Freund damals mutiger gewesen wäre und sich für seine Gefühle entschieden hätte. Niemand weiss, ob daraus die grosse Liebe geworden wäre oder nicht. Daher frage ich mich, was du mit "wahrer Liebe" genau meinst. Irgendwie war die Liebe, die dein Freund mit seiner Ex gelebt hat, realer. Er hat sie vielleicht nicht so stark empfunden, aber vielleicht wollte er auch nicht wirklich, vielleicht wollte er lieber der verlorenen Liebe nachtrauern?

Ich habe kürzlich etwas Weises gelesen, sinngemäss etwa so: Wir sollten uns immer für die Liebe entscheiden, auch wenn sie ein grosses Risiko ist. Doch selbst wenn das Herz dabei bricht, ist es besser als nichts riskiert zu haben, denn in den Ruinen eines gebrochenen Herzens verbergen sich grosse Schätze.

Wenn dein Freund also jetzt ein gebrochenes Herz hat, dann würde es sich vielleicht lohnen, sich mit den Ruinen und weshalb sie dazu geworden sind, zu beschäftigen. Warum hat er sich damals wirklich nicht wieder gemeldet? Ist die Begründung nicht vielleicht nur vorgeschoben? Warum hat er die Geschichte nicht richtig abgeschlossen, obwohl er eine andere Beziehung einging? Weshalb hat er nachher nach ihr gesucht? Hatte er wirklich Hoffnung (und wenn ja, worauf?) oder wusste er vielleicht eigentlich im Innersten, dass es zu spät war? Wollte er vielleicht lieber ein "wahrer" unglücklicher Liebender sein, als einfach ein gewöhnlicher Liebender, mit gelegentlichen Unsicherheiten und Zweifeln?
Aber vielleicht sind das (auch) Fragen für mich, und vielleicht braucht sich dein Freund andere, eigene zu stellen. Aber wichtig wäre es wohl, sich Fragen zu stellen. Um die Schätze in den Ruinen auszugraben und sich die Chance auf eine gelebte Liebe zu geben. Was meinst du?

Und noch eine andere Frage, oder eher Feststellung: Es kam mir so vor, als ob du von dir selbst geschrieben hättest...

Wie auch immer, dir, deinem Freund und der Frau wünsche ich alles Gute!
 

monday

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  • #4
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Lieber Michael!

Die Geschichte ist wirklich traurig! Ich danke dir aber, für diese ehrlichen Worte. Keiner weisst, wie sie enden wird, ich hoffe nur gut! Was wäre wenn du nach Möglichkeit diese Geschichte ihr schickst? Vielleicht würde es helfen? Ich glaube sie hat eine Mauer um sich herum aufgebaut, denn sie wäre nicht die einzige damit. Ich hoffe auch sie hat eine Therpie nach ihrer schlimmen Beziehung angefangen, denn das hilft. Es ist keine Schande sich dadurch helfen zu lassen. Es wäre eine schande, sich dauerhaft mit den Ängsten zu verstecken. Bitte glaube mir, denn ich rede aus eigener Erfahrung. Euch alles Liebe!
 
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  • #5
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hi authentisch,

"wahre Liebe" deshalb, weil er dazu bereit war und selbst jetzt noch ist, sein Leben aufzugeben um bei ihr zu sein. Es hat mal jemand gesagt "je mehr man von sich aufgibt, desto wahrer ist die Liebe". Da ich die Geschichte recht gut kenne, behaupte ich jetzt, dass diese Liebe nicht wahrer sein könnte. Er hat bisher noch nie zu einer Frau gesagt "Ich liebe Dich", da es für ihn eine Lüge gewesen wäre. Hier war er bereit es zu sagen, nur sie war nicht bereit es zu hören.

Er war damals einfach dumm und nicht mutig genug. Es stimmte eigentlich alles, nur hat dieser letzte Schritt gefehlt. Er hatte einfach Angst, auch deshalb, weil es seine erste Beziehung gewesen wäre. Eine wunderschöne Frau (modelt neben der Uni für ein Label am Bodensee), aber eben auch innen wunderschön und jede Liebe wert.

Seine Ex war nett und zumindest am Anfang hat es ganz gut geklappt, aber es war von Anfang an der Wurm drin. Eben weil mit der anderen alles gestimmt hat fragte er sich ständig, was gewesen wäre wenn und hat es immer bereut sich nicht gemeldet zu haben. Damit abschließen konnte er nie, sie hatte es auch nicht verdient so behandelt zu werden, vielleicht deshalb. Aber er konnte sich noch immer vorstellen mit der Frau von damals zusammen zu sein, auch wenn sie jetzt natürlich reifer ist als damals.

Selbst jetzt in dieser aussichtlosen Situation hofft er mit Geduld sie glücklich zu machen, ihr zu zeigen, dass nicht alle Männer Schweine sind, nicht alle gleich sind.

Ich muss dazu sagen, dass er nur Sex mit seiner Ex hatte, hat sich nie durchgevögelt, obwohl er wirklich viele Chancen gehabt hat. Auf eine schnelle Nummern war er nie aus. War immer anständig. Natürlich hat er mal mit ein paar Frauen "rumgemacht", aber geschlafen hat er mit keiner von ihnen. Er glaubt noch an die einzig wahre Liebe und glaubt diese in ihr gefunden zu haben. Durch die Erfahrungen die sie gemacht hat, kann sie diese Liebe nicht erwidern. Den Fehler von damals wollte er nicht wiederholen, nicht mit ihr, und es hat wirklich gut ausgesehen am Anfang. Ein schönes Paar waren beide auf der Hochzeit.

Ob sich in seiner Ruine Schätze befinden weiß nur er selbst. Sie sagt sie wird nie wieder jemanden so lieben können wie ihren Ex. Ich denke, dass trifft auf ihn in Bezug auf sie auch zu. Somit wäre jede künftige Beziehung für ihn wie eine Lüge.

Ich möchte nicht, dass er einsam bleibt, er hat soviel Liebe zu geben und verdient es selbst ebenso geliebt zu werden. Und sie hat eigentlich genauso jemanden verdient, der sie so liebt wie sie ist, mit voller Hingabe. Aber sie weiß glaube ich nicht mehr wie sich Liebe überhaupt anfühlt, wenn ich die Geschichten so höre, wurde sie bisher noch nicht wirklich geliebt. Umso trauriger macht es mich, dass die beiden vermutlich nie zueinander finden werden. Verdient hätten sie es.

Schönen Abend
Michael
 
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  • #6
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Zitat von monday:
Ich hoffe auch sie hat eine Therpie nach ihrer schlimmen Beziehung angefangen, denn das hilft.

Hey Hi

und Danke für Deine Anteilnahme.

Die Mauer ist da, keine Frage. Soweit ich weiß, hat sie Therapien versucht, allerdings haben ihr die Psychoonkel erklärt, dass das nichts Besonderes ist und es abgetan. Tja, die Uhren in der Schweiz ticken anders, das hab ich auch schon feststellen müssen.

Sie ist mittlerweile sehr verschlossen und distanziert. Wundert mich, dass sie ihn überhaupt emotional soweit herangelassen hat. Ich würde ihr den Text gerne schicken, aber ich denke sie würde da noch mehr dicht machen.

Da besonders ihr Ex immer gesagt hat, dass sie es zu nichts bringt und nichts kann, was sie sehr mitgenommen hat, fährt sie jetzt den harten Kurs und zieht ihr Ding mit dem Studium durch. Sie möchte sich nicht mehr durch eine Beziehung beeinflussen lassen. Das ist verständlich und traurig zugleich.

Bleibt zu hoffen, dass mein Freund es schafft mit der Situation klarzukommen. Er meint es ernst und hält sie für die Liebe seines Lebens. Aber ich denke nach dem was sie zuletzt gesagt hat, gibt es eher keine Hoffnung für die beiden. Wirklich traurig, wie äussere Umstände dazu führen, dass zwei Menschen, die wie füreinander geschaffen scheinen, nicht zueinander finden.

Er hat ihr das nie gesagt, aber selbst beim spazierengehen muss er sich zusammenreissen um nicht zu weinen. Es kommt immer wieder hoch. Er fühlt auch mit ihr, denn anfangs hat sie ihn in ihr Herz blicken lassen. Soviel Trauer und Verzweiflung erträgt kein Mensch alleine ohne seelischen Schaden zu nehmen.

Mich zieht das auch immer wieder runter, es kostet sehr viel Kraft.

Das Leben hält nicht für jeden Menschen ein "Happy End" bereit.

Michael
 
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monday

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  • #7
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hey, dass was sie jetzt macht ist "normal" nach diesem Erlebnis! Dass Ärzte ist nicht geholfen haben ist nicht normal und auch nicht gut. Ihr erlebtes und diese Situation nimmt mich mit, da ich mich aufgrund meiner Vergangenheit in sie hineinversetzten kann. Ich komme leider nicht auf ein bestimmtes Wort, welches du dann hättest ergooglen können :-/ Ihr Denkmuster hat einen speziellen Begriff. Es fängt mit "A" an (Dinosaurier denken- umgangssprachlich genannt) und auch ohne sie zu kennen, sag ich dir sie leidet darunter. Ich hoffe sie bekommt noch irgendwie die Kurve und endet nicht vereinsamt und alleine. Auch wünsche ich deinem Freund und natürlich dir eine passende und tolle Parterin.
 
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  • #8
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hi monday,
vielen Dank, vielleicht kommst Du noch auf das Wort, hab bei Google leider nichts passendes gefunden. Ich würde gerne beiden damit helfen. Aber ich denke sie muss das auch wollen. Sobald sie das Gefühl hat manipuliert zu werden, macht sie dicht. Ich hoffe Du hast Deine Situation verarbeiten können. Ich bin sehr Nahe an den Geschehnissen dran und bin sehr berührt von der ganzen Situation der beiden. Ich kann mir nur vorstellen wie sich Menschen fühlen die das durchgemacht haben und durchmachen und wünsche so etwas keinem. Und ich frage mich, warum Menschen sich das antun müssen.
Danke
Michael
 

Ninamaus

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  • #9
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Ich möchte nicht viel dazu sagen. Es hat mich berührt, diese Geschichte zu lesen.

Man kann – aus welchem Umstand auch immer – nicht immer das bekommen, was man will. Und es gibt sowas wie den falschen Zeitpunkt im Leben. Aber: man kann (und sollte) das annehmen und behüten, was man bekommt. Und dass sie ihm etwas zu geben bereit ist, ist deutlich. Wenn er dies sehen kann, hat er doch schon gewonnen. Vielleicht nicht die Liebe, die es mal gegeben hat und die sich – aus ihrer Sicht - für eine Weile sehr gut versteckt haben wird. Aber den Menschen, der zu dieser Liebe gehört. Dass sie sich nach so vielen Jahren noch ein Mal wieder begegnen konnten zeigt doch, dass es eine Bindung gibt und alleine das ist es, was zählt, zu schützen und aufrecht zu erhalten gilt. Und es hat doch überhaupt keine Eile mit dem Wachsen einer Freundschaft. Die beiden haben noch so viel Leben vor sich, wenn sie sich „nur“ als Freunde begleiten können und wollen dann ist das ein sehr kostbares Geschenk.

In einem anderen Thread schrieb mal eine Foristin „Statt zu sagen: geht nicht solltest Du dich fragen: wie kann es denn gehen“. Ich finde, in diesem Satz ist sehr viel Wahrheit, Hoffnung und Zuversicht.
 

Chichi

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  • #10
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hallo Michael,

diese Geschichte erinnert mich an mich selbst. Ich habe in jungen Jahren viel Mist mit Männern erlebt, die echt Schweine waren und ich mußte meine Freundin schützen, die von ihrem eigenen Vater sexuell mißbraucht wurde, mit mir hat er's auch versucht aber ich konnte mich erfolgreich wehren und das Ganze spielte sich in Rom ab obwohl ich da ja nur zu Besuch damals war. Aber das war und ist nur eine Geschichte von mehreren. Mir ging das sehr unter die Haut, habe Männer gehaßt und konnte höchstens mit ihnen befreundet sein. Auf keinen Fall mehr, ich habe eine Mauer um mich herum gebaut und diese sogar immer wieder aufs Neue erfolgreich verteidigt. Nach dem Motto"mehr geht nicht". Nur war da ein sehr wichtiger Freund, der mir genauso zuhörte wie Dein Freund ihr zuhört. Ich habe nur geredet, wollte nie mehr und habe ihm auch zu verstehen gegeben, dass nie mehr laufend wird. Fast wie die junge Dame von der Du erzählst in Deiner traurigen Geschichte. Aber eines Tages nach langjährigem Zuhören meiner Geschichte wußte ich, dass ich zu dem Mann gehöre, der mir immer so lieb und aufrichtig zuhörte.
Wir liebten uns eines Tages, heirateten und waren 22 Jahre verheiratet. Wir sind immer noch die besten Freunde, aber zusammen leben geht aus einem anderen Grund nicht mehr, der diesmal nicht an mir liegt. Was ich damit sagen will, ist gebt niemals die Hoffnung auf, es wird sich noch in ihr ändern und vielleicht entdeckt sie ihn genauso wie ich meinen Freund als meinen Mann entdeckt habe. Es lohnt sich weiter an die beiden zu glauben. Nur Zeit braucht das Ganze. Ich habe auch Therapien hinter mir, habe diesbzgl. auch meine Odyssee erleben müsssen mit den Therapeuten. Aber jetzt nach 30 Jahren kann ich wirklich sagen mir gehts verdammt gut und ich freu mich des Lebens. Ich wünsche Euch allen dreien, besonders ihr, weil sie mich an mich selbst erinnert viel, viel Glück und die nötige Zeit sich zu entwickeln. Alles Gute!
 
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  • #11
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Vielen lieben Dank für eure offenen Worte.

Wie bleibt man einem Menschen nahe, der eine Mauer um sich herumgebaut hat? Sie hat ihn anfangs emotional sehr dicht an sich herangelassen und geht jetzt aus irgend welchen Gründen auf Abstand, hält aber trotzdem Kontakt. Meinem Freund fällt das sehr schwer, da er nicht mehr weiß, wie es in ihr drin aussieht. Nach seiner letzten Nachricht hat sie sich nicht mehr gemeldet. Er möchte sie nicht unter Druck setzen und schreibt sie seinerseits nicht an.

Er macht ihr deshalb keine Vorwürfe, da er weiß, wieso sie ihr Verhalten geändert hat und vermutlich auch ändern musste um sich selbst zu schützen. Aber er ist verzweifelt, richtig verzweifelt. Da er nicht weiß, was er falsch gemacht haben soll, warum sie sich so geöffnet hat und jetzt eben dicht macht. Das Schlimme ist, dass man nur spekulieren kann. Darauf ansprechen möchte er sie eigentlich nicht, er möchte sie nicht ganz verlieren.

Ich denke, dass mein Freund nicht nur Angst hat sie ganz zu verlieren oder, dass sie sich selbst aufgibt. Er hat auch Angst, keine Hoffnung mehr zu haben, selbst so verzweifelt zu werden, nie wieder jemanden an sich ranzulassen, einsam zu bleiben, ihr nicht helfen zu können.

Um mich nimmt das auch sehr mit, denn ich verliere damit vielleicht die zwei wunderbarsten und wertvollsten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Soviele Emotionen auf einem Fleck, soviel aufrichtige Liebe, Trauer, Verzweiflung,... das haut jeden um.

Natürlich geht das nicht, aber ich würde euch gerne Fotos von den beiden zeigen, wie glücklich beide auf der Hochzeit ausgesehen haben, wie schön die beiden als "Paar waren. Von schlechten Schwingungen keine Spur, keine Verzweiflung, keine Trauer, nichts davon.

Nun hat er das Gefühl, dass das anfängliche Vertrauen nicht mehr da ist und weiß nicht warum. Er fühlt sich hilflos und einsam. Ihm geht es sonst recht gut, keine Probleme, keine Altlasten, sie war die perfekte Ergänzung zu seinem Glück, das Sahnehäubchen mit Kirsche. Er will sie glücklich machen, sie von ihrer Last befreien, ein gemeinsames erfülltes Leben mit ihr führen. Und er hatte das Gefühl, dass sie sich das zumindest eine Zeit lang vorstellen konnte. Aber das ist nur wilde Spekulation.

Und ich stehe ebenso nebendran, kann nicht helfen, nichts weiter tun als zuhören und einen Teil der Geschichte ins Forum schreiben.

@Chichi
Deine Geschichte wird ihm etwas helfen nicht die Hoffnung aufzugeben, sie nicht aufzugeben, ihr Zeit zu geben.

Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie manche Menschen andere so behandeln können. Und somit auch anderen Menschen ihr Glück verwehren oder es erschweren ihr Glück zu erkennen. Ich verstehe das nicht.

Ich sage das weil ich beide kenne. Sie gehören zusammen, beide besitzen soviel emotionale Tiefe, haben dieselbe Einstellung in Bezug auf Partner, beide tragen soviel Liebe in sich. Und sie verstehen sich, wenn sie nicht gerade einen ihrer Momente hat, in dem sie Männer hasst, aber er hat das immer ertragen, aus Liebe.

Das Ganze könnte als Liebesdrama verfilmt werden, ehrlich.

Ich würde gerne beiden Hoffnung geben. Aber es scheint unmöglich.

Traurige Grüße
Michael
 

Nick

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  • #12
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Der Freund bis doch Du ?
 

Heike

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  • #13
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Der Freund kann nicht der Schreiber sein, weil der Freund ja der aufrichtigste, ehrlichste und tollste Mensch ever ist, und das zu sein wohl ausschließt, sowohl sich als jemand anderes auszugeben noch sich derart mit Wertungen zu überfrachten, wie der Schreiber das mit dem Freund tut.
(Wohl könnte der Schreiber aber meinen, dieser Freund zu sein. Das ist nicht unmöglich, sondern wäre einfach nur eine Unstimmigkeit der Geschichte.)

Mir ist beim Lesen folgendes aufgefallen:

1. Die beiden Figuren sind recht flach, die haben kein Fleisch, kein Blut und keine Individualität. Das liegt daran, dass sie und ihr Tun nicht so dargestellt, sondern sie so sehr in ein Schema gezwängt werden, das von Bewertungen dominiert ist. Das ist die bekannte Superlativlogik. Indem man immer wieder schreibt, jemand sei der liebevollste und tollste Mensch ever, der nur das Liebevollste und Tollste ever an seiner Seite verdient hätte, erfahren wir nahezu nichts über die Figuren, aber eine Menge über das Bestreben des Schreibers.
Die Figuren sind flasch und eignen sich deswegen als Projektionsfläche. Man kann dann über die eigenen Projektionen und Erinnerung gerührt sein. Durch etwas anderes gerührt zu sein, gelingt mir da nicht, da ich eben nichts anderes präsentiert bekomme, sondern nur ne Fläche und ne Wertung.

2. Die Situation soll als Geschichte, gar als Film funktionieren. Das finde ich eine verständliche und gute Strategie. Statt sich zu sehr abzuarbeiten, tritt man mal zurück und nimmt es als quasi-ästhetisches Phämomen. Das kann partiell Erlösung, zumindest Erleichterung verschaffen.
Die Flachheit der Figuren könnte damit zusammenhängen. Märchenfiguren haben ja auch keine Individualität. Das sichert Allgemeingültigkeit und Distanz. Allerdings kommt dann eine Unstimmigkeit. Die Geschichte will allem Anschein nach sich ja gerade nicht als Märchen geben, sondern real sein. Auch das mit der “wahren Liebe” hat weder ein märchenhaftes noch ein ironisches Augenzwinkern, sondern ist völlig distanzlos ernst gemeint bemüht. Das Konstruierte möchte sich selbst vertuschen, und das tut es eben nicht überzeugend. Dafür müßte einfach mehr Fleisch und Blut her.
Im Text ist ja ständig die Rede davon, dass die beiden was “verdienen”. Mein Impuls war: wenn ich sie für real nehmen möchte, dann verdienen sie vor allem eine andere Geschichte. Eine, die sie weniger in ein Korsett zwängt. Die sie weniger zu Gipsfiguren verwandelt, die zu offensichtlich als Vorlage für ne Selbstrührung dienen.
Diese ganzen Stilisierungen a la wahre Liebe und die platten Erklärungsansätze a la zwei reinste Herzen, füreinander bestimmt, weil die beiden reinsten und tollsten Menschen auf der Welt, aber verhindert durch die Bösen, irgendwelche Schweine, und das Schicksal, diese Zeitesmacht, sagt “Ach!” dazu, und wir alle nehmen uns ein Taschentuch, das ganze appelliert ja in der Aufmachung eher an niedere Gefühle. Sorry, dass ich da etwas streng bin. Aber es geht ja um eine Geschichte oder sogar einen Film.

3. Ich habe mich gefragt, wo denn nun die wahre Liebe sei. Schon in einem anderen Thread hat sich der Schreiber ja als militanter Verfechter der wahren Liebe gegeben, indem mit einer gewissen Gewalttätigkeit einem Abwesenden die Liebe abgesprochen wurde. Schon da dachte ich: ah, keine Ahnung von der Liebe. Also, ich probiers noch mal neu. Die wahre Liebe, die nach dem Schreiber ja das totale Annehmen der anderen Person, wie sie ist, ausmacht. Wo kommt die vor? Nimmt die Frau den Freund total an, wie er ist? Naja, nicht so recht. Sie kann halt nicht, sagt der Schreiber. Der Freund, nimmt er die Frau total an, wie sie ist? Schwer zu sagen, ich hab den Eindruck: nein. Vermutlich macht er es wie der Schreiber: er teilt diese Frau auf in die gute und herzensreine Seite und in die böse Seite, die ihr von bösen Menschen angetan wurde. Und sie scheint ihm ja ohnehin entzogen zu sein, er wirkt eher ratlos, was genau sie denn so ist - und bemüht dann eben diese Zerlegungen und Abspaltungen und das wirkt nicht so sehr nach gelassener annehmender Liebe. Bleibt noch der Schreiber, der ja so von den beiden schwärmt: nimmt vielleicht er sie total an? Also er verwandelt sie eher in Klischees, so mein Eindruck. Und das ist nicht das, was ich unter Annahme und wahrer Liebe verstehe.
Also unterm Strich bleibt die wahre Liebe eher als Behauptung, aber nicht dargestellt.

4. Die Rahmenstruktur ist unplausibel und führt schnell dazu, den Schreiber mit dem männlichen Protagonisten zu identifizieren. Der Schreiber ist sozusagen partiell allwissend. Er weiß alles aus der Perspektive des Freundes, aber irgendwie nichts aus der Perspektive der Frau. Wir wissen nicht, wieweit er die Frau auch kennt, oder nur aus den Erzählungen des Freundes, das bleibt nebulös, und es ist nicht klar, weshalb. Und ja, er ist ja der Buddy des Freundes. Nur: er nimmt halt keinerlei Haltung zur Perspektive des Freundes ein. Seine Einstellung zu ihm beschränkt sich auf Durchgangsverkehr einerseits und superlativverliebte Bewertung andererseits. Wären Schreiber und Freund nun eine Person, wäre das ja äußerst unsympathisch und unanständig. Wenn sie zwei verschiedene Personen sind, fragt man sich, warum der Schreiber aber so durchrutscht und keine Einstellung zu seinem Freund einnimmt und nicht mal näher hinschaut. Und dann bekomme ich den Eindruck, dass in diesem ganzen Arrangement insgesamt nicht so hingeschaut wird, sondern die Berauschung an der Vergeblichkeit der wahren Liebe unter realen Bedingungen im Vordergrund steht.

Der Schreiber hat von den bisherigen Kommentaren nur übernommen, was der Aufrechterhaltung seines Arrangement diente. Tut mir leid, sollte sich mein Feedback dazu weniger eignen. Aber vielleicht hilft es ja was.
 

lone rider

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  • #14
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

How romantic.
 

lisalustig

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  • #15
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Mir erschließt sich nicht, wie man nach nur einem Treffen so haltlos über alles verliebt sein kann und andererseits den Kontakt danach vollständig abbricht. Da stimmt doch schon was nicht. Es ist im Nachhinein doch nur eine Illusion, die man auf die andere Person projeziert, Wunschdenken eben. Die wäre so oder so und auf jeden Fall 1000 Prozent passend und auch noch wunderschön....

Ich habe den Eindruck, dass bei der Frau die Gefühle nicht ausreichen, um eine Beziehung mit Deinem Freund anzufangen. Sie hat vielleicht nur jemanden zum aussprechen und ausheulen gebraucht. Nun ist das vorbei und sie hat den Kontakt total abgebrochen.

Warum genau sie den Kontakt aber abgebrochen hat, kann man als Außenstehender und nur auf Deine Beschreibung Angewiesener schlecht eruieren. Vielleicht braucht sie einfach Zeit, zu sich zu finden, vielleicht merkt sie, dass sie Deinen Freund nicht wird lieben können, vielleicht gibt es auch jemand anderen. Wer weiß....

Die beiden sind noch jung und die Zeit heilt so ziemlich alle Wunden. Was macht es für einen Sinn für Deinen Freund, sich an der Frau festzuklammern, die doch offensichtlich nicht will? Daran zu glauben, dass steter Tropfen den Stein höhlt, halte ich für gewagt. Kann vielleicht mal im Einzelfall funktionieren, wie bei Chichi. Ist aber eher nicht der Normalfall.

Wenn es mein Freund wäre, würde ich versuchen, ihn abzulenken und ihn nicht noch in seinem Glauben an diese einzig wahre Liebe im Leben zu bestärken. Es macht ihn nur weiter unglücklich....
 
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  • #19
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Zitat von MichaelX:
Hi authentisch,

"wahre Liebe" deshalb, weil er dazu bereit war und selbst jetzt noch ist, sein Leben aufzugeben um bei ihr zu sein. Es hat mal jemand gesagt "je mehr man von sich aufgibt, desto wahrer ist die Liebe".

In meinen Augen eine wahrlich gruselige Vorstellung. "Bei jemandem sein" und dafür den Wohnort wechseln - okay. Aber dieses theatralische "sein Leben aufgeben" erscheint mir wenig erstrebenswert und klingt mir so gar nicht nach Liebe.
Für mich hat Liebe viel mit dem Annehmen einer anderen Person zu tun - was tue ich ihr denn an, wenn ich so selbstverständlich ein "Leben aufgeben" akzeptiere ?.... Selbst für eine Hollywood-Schnulze nicht überzeugend und eher ein wenig pubertär... Was nicht heißen soll, dass die Personen, die es so erleben, da für sich nichts mitnehmen....
 
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  • #20
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Die Geschichte der Scarlett o`Hara fand ich besser geschrieben und auch unterhaltsamer. Das ist aber nur meine persönliche Meinung.
 
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  • #21
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Hallo Michael,

nachdem die Damen sich nun ihrer emotionalen und intellektuellen Befindlichkeitsstörungen entäußert, bei der Gelegenheit dich zerpflückt haben, was ich überwiegend off topic erachte, noch ein möglicherweise nützlicher Tipp.

Das Studium wird bei ihr höchsten Stellenwert haben, das wird Sie nicht im Ansatz durch irgendetwas gefährden wollen, Es könnte sein, dass er das abwarten muss.

Mit der freundlichen, rücksichtsvollen Zurückhaltung ist das so eine Sache. Mir ist das eine grazile Form des Aufgebens. Sie ist nicht aus Zucker und er braucht sich nicht bei etwas zurück zu halten, was ihr gefallen könnte. Er kann durchaus deutlich werden, was nicht gleich aufdringlich ist. Mit Klarheit kann Sie besser umgehen, ihr fehlen bei ihrem Männerbild brauchbare Maßstäbe - und wenn es ihr nicht gefällt, dann ist es für beide auch eine Lösung.

Mit freundlichem Gruß, DbC
 
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  • #22
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

@DbC
Seite 1 war doch recht sensibel, die anderen Ergüsse interessieren mich nicht. Ich habe nicht viel für pseudointellektuelles Geschwafel übrig.
Dein Beitrag hat mich positiv überrascht und ich stimme Dir zu. Vielen Dank dafür.

Grüße
Michael
 
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  • #23
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Stellt ihr euch auch manchmal vor, ihr wäret tot, und wie dann alle eure Verwandten und Freunde, sogar selbst eure Feinde an eurem Grab stehen und mit Tränen in den Augen Abschied nehmen, ein "Er war wirklich der Beste und Tollste von allen, weshalb nur konnten wir ihm das nicht schon zu Lebzeiten sagen?" auf den Lippen? Da wird einem doch immer ganz warm ums Herz.
 

monday

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  • #24
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Zitat von Butte:
Stellt ihr euch auch manchmal vor, ihr wäret tot, und wie dann alle eure Verwandten und Freunde, sogar selbst eure Feinde an eurem Grab stehen und mit Tränen in den Augen Abschied nehmen, ein "Er war wirklich der Beste und Tollste von allen, weshalb nur konnten wir ihm das nicht schon zu Lebzeiten sagen?" auf den Lippen? Da wird einem doch immer ganz warm ums Herz.

????????

Ich weiss wir schweifeln oft ab, aber was möchtest du konkret damit sagen? Du kannst ja auch ein Thema eröffnen zum Thema "Tod" oder so.
Ich hoffe du hast auch sonst Menschen, die dir sagen, dass auch DU liebenswert bist!
 
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  • #25
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Zitat von MichaelX:
Seite 1 war doch recht sensibel, die anderen Ergüsse interessieren mich nicht. Ich habe nicht viel für pseudointellektuelles Geschwafel übrig.

Grüße
Michael

Ach, Entschuldigung ! Ich dachte, es geht hier um Austausch von Gedanken, Empfindungen, Meinungen.... Anscheinend wolltest du nur - ja, was eigentlich ?.......
 
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  • #26
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

@Schreiberin
Warum fühlst Du Dich angesprochen?
Hier kann jeder schreiben was er will.
Aber ich muss nicht alles "bearbeiten".
 
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Heike

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  • #27
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Nicht schlecht, eine pseudosensibel erzählte Geschichte, die von einem Pseudofreund und pseudowahrer Liebe handelt, pseudoehrlich, pseudooffen und auf Pseudoanteilnahme zielend, um sich selbst als Pseudogott beweihräuchern zu können.
Damit es nicht zu kompliziert ist: pseudo heißt dabei einfach "un". Und das Ganze ist irgendwie doch recht pseudoanständig.
 

monday

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  • #28
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Zitat von Heike:
Nicht schlecht, eine pseudosensibel erzählte Geschichte, die von einem Pseudofreund und pseudowahrer Liebe handelt, pseudoehrlich, pseudooffen und auf Pseudoanteilnahme zielend, um sich selbst als Pseudogott beweihräuchern zu können.
Damit es nicht zu kompliziert ist: pseudo heißt dabei einfach "un". Und das Ganze ist irgendwie doch recht pseudoanständig.


Heike, es gibt Momente wo ich mir vorstellen kann mit dir mal einen trinken zu gehen...ich glaub es wäre nicht pseudointeressant und teilweise gar pseudoanständig ;-) Na wie wärs?
 

Heike

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  • #29
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

Du möchtest unanständig mit mir sein und mir ein unmoralisches Angebot unterbreiten? Ich hoffe, es liegt nicht daran, daß der Rider gerade auf einem anderen Grün performt?
 

monday

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  • #30
AW: Eine traurige Geschichte über wahre Liebe.

:-D Mist der kanns schon wieder nachlesen. Wo steckt er eigentlich? Nein im ernst mit dir könnts bestimmt nicht pseudolustig werden.Ich meins ernst!
 
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