AW: Dialektsprecher und Lehrer - wer traut sich, sich zu "outen"?
Zitat von Dreamerin:
Hallo Baier,
generell würde mich der Beruf Lehrer überhaupt nicht abschrecken.
Doch du wirkst schon sehr belehrend auf mich. So als stündest du vor einer (Forums-)klasse.
Mit Dialekten ist es ähnlich. Wieso betonst du eigentlich immer wieder so sehr deine Herkunft? Schreibt jemand "bayrisch", belehrst du sofort, dass es "bairisch" heißt, du willst, das deine Partnerin diesen Dialekt spricht. Du willst, dass sie zu dir zieht usw. Das kommt mir oft so dominant vor. Eine Sächsin hätte wahrscheinlich nicht ansatzweise eine Chance bei dir.
Aus meiner Sicht kommt es auch darauf an, wie stark der Dialekt ausgeprägt war. Ich hab schon Menschen getroffen, die sprachen sowas von Bairisch, dass ich kein Wort verstanden habe! Und obwohl sie wussten, dass es so war und ich dauernd nachfragen mußte, wechselten sie nicht in ein vermeintliches Hochdeutsch. Das nenne ich dann schon Ignoranz.
Wenn deine frage aber wirklich nur war, ob hier jemand Lehrer ist UND Dialekt spricht muss ich passen, kein Lehrer und höchstens einen klitzekleinen Norddeutschen Slang.
PS: und wenn du nun doch noch einen Schreibfehler gefunden hast, darfst du ihn behalten...;-)
Hallo Dreamerin,
da hast du ein paar Sachen doch falsch verstanden; eventuell gelingt es mir auch nicht wirklich, so zu schreiben, dass es bei allen so ankommt, wie ich es meine.
Warum ich weniger meine Harkunft als vielmehr meinen Dialekt betone, hat natürlich etwas mit meiner grundsätzlichen Weltanschauung zu tun. Ich finde es einfach wirklich schrecklich, dass die Welt immer mehr an Vielfalt verarmt. Überall sterben Tier- und Pflanzenarten aus, vielerorts wird immer mehr versucht, sich der Mehrheit anzupassen, das Programm der verschiedenen Fernsehsender wird immer ähnlicher, weit über die Hälfte der Sprachen und Dialakte weltweit sind akut vom Aussterben bedroht... Die Vorstellung, dass irgendwann alle Menschen auf der Welt die gleiche Sprache sprechen, die selbe Musik hören, das gleiche Essen essen und dann vielleicht noch alle die gleiche Meinung haben und die gleiche Partei wählen, ist mir ein absoluter Horror. Das finden manche jetzt eventuell maßlos übertrieben, aber (um diesen heftigen Vergleich zu wagen) 1923 hätte auch niemand geglaubt, was aus ein paar obskuren Putschisten mit sonderlichen Anschauungen aus München noch werden würde. Menschen in irgendeiner Weise "gleich" machen zu wollen (und zwar nicht gleichwertig, was sie meiner Ansicht nach ganz sicher sind, sondern wirklich gleich) empfinde ich als menschenverachtend. Deshalb ist mir der Erhalt meiner Sprache (und jeglicher anderen Sprache weltweit) so wichtig. Ich weiß nicht, ob das für jeden jetzt so nachvollziehbar ist...
Es stimmt, ich fände es ganz nett, wenn ich eine Partnerin finden würde, die auch Bairisch spricht. Ich habe aber auch schon geschrieben, dass das keine Voraussetzung für mich wäre. Ich könnte und würde für die richtige Frau auch jederzeit an einen anderen Ort in Bayern ziehen, aber eben nicht in ein anderes Bundesland, weil ich dann arbeitslos würde. Das sollte doch ein ausreichender Grund sein. Oder würdest du deinen Beruf für einen Mann einfach mal aufgeben? Dass ich ein dominanter Mensch wäre, hat wirklich noch nie jemand zu mir gesagt. Aus meiner eigenen Lebens- und Beziehungserfahrung muss ich vielmehr davon ausgehen, dass genau das Gegenteil der Fall ist (und, obwohl ich ihm nicht so recht traue, ist das auch das, was der Parship-Persönlichkeitstest über mich behauptet.)
Nun, jetzt müsste mich nur noch eine Sächsin anschreiben...
Ich bin übrigens durchaus fähig und bereit, mit Menschen, die kein Bairisch verstehen, Hochdeutsch zu reden und ebenso, mit solchen, die kein Deutsch können, Englisch. Allerdings finde ich es auch etwas sonderbar und auch arrogant, wenn Menschen, die seit 50 Jahren in Bayern wohnen, ihrerseits nicht die geringste Bereitschaft zeigen, wenigstens zu versuchen, Bairisch verstehen zu lernen (vom selbst sprechen rede ich ja sowieso nicht!)
Ich mache selbst auch Tippfehler und manchmal auch Rechtschreibfehler aus Unwissen, das gestehe ich jedem anderen auch zu.
Rechtschreibfehler von anderen kritisiere ich im Forum übrigens nur bei solchen Schreibern (genau genommen nur einem), die das in beleidigender Weise bei anderen machen und gleichzeitig selbst ein sehr niedriges Sprachniveau zeigen. Und nach dem Unterschied zwischen "bairisch" und "bayerisch" wurde ich ja gefragt, also habe ich das beantwortet - finde ich nicht belehrend, sondern eher höflich. Naja, es kommt nicht immer alles so an, wie man es meint.
Viele Grüße
Ein Baier (vielleicht hätte ich doch einen anderen Nick wählen sollen, irgendwas unauffälliges mit meinem Geburtsjahr hinten oder so...)