AW: Datingfrust für Singelfrauen in der Hauptstadt??
Hallo Lisalustig,
meine Mail-Adresse immer noch nicht bekommen?
Als nicht echter Berlinerin, aber seit 1991 hier lebend habe ich ganz interessiert einen TV-Bericht gesehen, wo psychogisch angehaucht berichtet wurde, was der Grund sein könnte, warum Berlin die Single-Hauptstadt ist.
Viele Männer kamen früher nach Berlin, unsere Generation liebe Lisa, die nicht zum Bund wollten und hier das freie, tolerante Leben in Berlin suchten. Solche Männer sollen dann irgendwie stehen geblieben sein, ewig jung geblieben, Familie usw. nicht gründend wollen und das soll auch mit ein Grund sein, warum so viele jüngere Ausländer die Stadt so lieben. Hier kann man noch relativ frei leben, ohne große Konventionen, Verbindlichkeit und Spiessigkeit, obwohl es die in Berlin natürlich auch gibt, weil hier kann man ja alles finden, wonach es einem steht. Das macht ja die Vielfältigkeit und die Toleranz der Stadt aus.
Viele Männer in unserem Alter suchen zwar eine Beziehung, aber haben nicht das, was man dazu braucht. Beständigkeit, emotionale Reife, Bodenständigkeit, ein Psychologe sagte in diesem Bericht: Der Dienst als Zivi und beim Bund lässt Männer erwachsen/männlich werden und sich wirklich von der Mutter abnabelnd, wer diese Zeit nicht erlebt hat, dem fehlt was in der persönlichen Entwicklung, was später schwer nachholbar ist.
Auf deutsch gesagt, als ich den Bericht im Fernsehen sah, machte es irgendwie klick bei mir und ich verstand, warum die Stadt voller Single ist und warum so viele auf der Suche sind und nicht das Finden, was sie suchen. Viele denken, dass sie in Berlin, weil sie voller Single ist, eher fündig werden, aber den Trugschluss bekommt man dann nach gewisser Zeit von selber mit.
In meinem Freundes-Bekanntenkreis, der aus echten West-Berliner besteht, bin ich z.B. die Einzige, die ein Kind hat. Alle Anderen waren entweder nie verheiratet, oder sind jetzt geschieden, oder schon länger Single. Berlin ist eine Stadt der besonderen Individualisten, ich bin ja selber auch eine. Die Mauer und die Wende und der massive Umbruch hat dazu bei den Westberlinern genauso Spuren hinterlassen, wie bei den ehem. Bürgern der DDR. Der Arbeitsmarkt hat sich komplett verändert, viele Westberliner haben direkte Konkurrenz aus Ost-Berlin erfahren, nicht wenige haben ihren Job verloren und haben das angenehme sichere Leben in Westberlin bis zum Mauerfall nie wieder zurück bekommen.
Die Stadt ist ewig im Umbruch, ständig Veränderungen, man braucht innere Beständigkeit, um diese ständigen Veränderungen aushalten zu können. Vielen Menschen raubt das zusätzlich, neben dem Alltag die Kraft, sich intensiv um sich selbst und auch um die Partnersuche zu kümmern. Viele Menschen sehnen sich nach Ankommen, Ruhe, manche ziehen im Alter aus Berlin wieder raus, weil sie woanders zur Ruhe kommen wollen und dann klappt es vielleicht mit der Partnersuche von ganz alleine viel schneller. Wer weiß?
In meinem Mietshaus kommen z.B. alle Pärchen in unserem Alter nicht! aus Berlin. Sind zugezogene aus Westdeutschland. Das deckt sich irgendwie mit der Aussage des TV-Berichts. In der ehem. Schule meines Kindes wurden bis zum Abitur immer mehr Frauen zu AE-Müttern. Die Berichte derer ähnelten leider meiner Erfahrungen.
Ich habe oft überlegt, was wäre wenn...., ich viel Geld hätte, ob ich dann aus Berlin wegziehen würde. Derzeit kann ich es mir nicht vorstellen, dazu liebe ich die Stadt zu sehr, dazu habe ich hier eine zu hohe Lebensqualität, die ich woanders, wie z.B. in Köln nicht hätte. Da nützt mir auch nichts das höhere Gehalt, was ich dort bekommen würde.
Ich denke, auch in Berlin muss man noch differenzieren zwischen West- und Ost-Berlin. Die Mentalität der Ost-Männer unserer Generation ist oft anders. Eine Arbeitskollegin aus Köln, ne echte Kölnerin, schwärmte von ihrem Mann und dessen Verwandschaft aus Leipzig, und wie emanzipiert und unkompliziert die Ost-Männer wären. Sowas hat sie in Köln nie erlebt.
Ich mache meine Lebensqualität vom Vorhandensein eines Mannes an meiner Seite nicht mehr abhängig. Was kommt, das kommt, was nicht, dann ist es auch in Ordnung.