Ich prüfe mal deine Theorie: Wenn mich ein Mensch als respektlos bezeichnet, weil ich beim Betreten eines Raumes nicht grüße, kann ich - deiner Theorie nach - ihm entgegnen, dass in Wahrheit ER respektlos ist, weil er versucht, mir seine Erwartungen aufzuzwingen. Sorry, überzeugt nicht.
Ein zweiter Versuch: Du schreibst, dass die Frau zwar gepflegt und halbwegs passend gekleidet erscheinen soll, verwehrst mir aber "das Recht" zu verlangen, "mehr zu liefern" - dh, solange ich von einer Frau das gleiche erwarte, was du erwartest, bin ich nicht respektlos - sobald ich aber mehr erwarte, bin ich es. Überzeugt noch weniger, ist aber ein Paradebeispiel von Selbstherrlichkeit.
Mit deiner Argumentation könnte ich jedwedes Fehlverhalten rechtfertigen, weil du verkennst, dass es keine Defintion von Gut, Böse, Richtig bzw Falsch gibt. Es sind stets gesellschaftliche Konstrukte, die auf einem gesellschaftlichen Konsens beruhen. Auch meine Einstellung zum Schminken ist bloß ein Konstrukt oder eine Erwartung, wie du es bezeichnest. Nach deiner Logik wäre aber jede Erwartung eines Menschen eine Respektlosigkeit. Meinst du das echt ernst? Wir "zwingen" unseren Menschen fortwährend das Verhalten auf, weshalb wir nie frei sind - darüber gibt es unzählige Bücher. Wollen wir uns ernsthaft über das Offensichtliche unterhalten?
Und um den Kreis zu schließen - zum Thema "aufzwingen": Ich kann eine Frau zu nichts zwingen und das tue ich auch nicht. Eine Frau ist ein freies Individuum und kann sich so verhalten, wie sie es möchte - genauso wie ich. Wenn es eine Frau nicht möchte, muss sie sich nicht schminken und ich kann sie dazu nicht zwingen - und das ist gut so. Ich kann aber ihr Verhalten so werten, wie ich es möchte, weil ich auch ein freier Mensch bin. Damit wären wir wieder am Anfang des Kreises und was ich oben schon geschrieben habe: Wir sollten uns auf ein Mindestmaß an Verhalten einigen und dieses einhalten. Ob das Schminken zum Mindestmaß gehört - müsste die Mehrheit demokratisch entscheiden. Da es diese Einigung offenkundig nicht gibt bzw sie mir nicht bekannt ist - schildere ich das Verhalten, das ich als Unhöflich betrachte. Du siehst es anders. Auch gut. Deshalb bin ich aber noch lange nicht respektlos und ich zwinge niemanden etwas auf. Ich drohe lediglich Konsequenzen auf, zu denen ich wohl berechtigt sein werde - oder muss ich eine Frau lieben, die sich nicht so verhält wie ich es möchte, nur weil sie sich so verhält wie es dir passt? Du kannst sie gerne daten. Wenn ich so wählerisch bin, bleiben mehr Frauen für dich zur freien Wahl. Worüber regst du dich genau auf?
Zum Thema Kommunikation Nr. 1: Bevor du mir unterstellst, dass eine Frau meinen Schönheitsidealen entsprechen muss und ich das erwarte, solltest du dich vergewissern, dass wir nicht über das gleiche Thema reden. Was du als gepflegt bezeichnest, fällt bei mir - höchstwahrscheinlich - unter Kategorie "geschminkt". Auch lackierte Fingernägel fallen schon unter Kategorie "Schminke" - manche fürwitzige Näschen halten sich für besonders originell, wenn sie Schminke unter "gepflegt" subsumieren, damit sie sagen können, dass sie überhaupt nicht erwarten, dass Frau geschminkt sein soll, aber sehr wohl erwarten (dürfen!), dass sie gepflegt ist. Sie muss zwar geschminkt sein, aber es heißt nicht so, was die Sache natürlich viel besser macht. Aber da ich nicht weiß, was du unter "gepflegt" subsumierst und du keinen blassen Schimmer hast, was ich unter "geschminkt" subsumiere, wäre eine Diskussion obsolet. Ich vergewissere dir aber, dass ich unter "geschminkt" nicht viel erwarte und dies bei den meisten Männern unter Kategorie "gepflegt" fallen würde. Ich bezeichne die Sachen aber gerne so, dass es klar ist, was ich meine. Von Euphemismen halte ich wenig.
Zum Thema Kommunikation Nr. 2: Wo habe ich erwähnt, dass eine Frau meinen Schönheitsidealen entsprechen soll? Du unterstellst mir etwas, das ich nirgends geschrieben habe. Aus meinem Post geht eindeutig hervor, dass ich den bloßen Umstand, dass sie geschminkt ist als Respekt werte. Dass es mir gefallen soll, habe ich mit keinem Wort erwähnt und erwarte es auch nicht. Es geht nicht darum, dass die Frau für mich schön sein soll, sondern um die Arbeit und die Mühe, die sich eine Frau macht, um mich zu beeindrucken. Und vice versa - wer sagt, dass meine Erwartungen nur eine Einbahnstraße sind? Und wer sagt, dass ich nicht bereit bin, einer Frau viel mehr zu geben als du - "do ut des" lautet meine Devise. Männer, die wenig erwarten, tendieren auch wenig zu geben. Das macht sie noch lange nicht zu besseren Menschen. Da wären wir wieder bei der Selbstherrlichkeit.