Das ist eine schöne Idee, dann will ich auch eine kleine Geschichte preisgeben - ich nenne sie...
Die Lokalprominente
Ich hatte die Frau durch Zufall in einem Café kennengelernt; es war relativ voll, sodass wir uns als zwei "Einzelbesucher" gezwungen sahen, einen Tisch zu teilen, was erfreulich war, wir waren uns spontan sympathisch.
Leider hatte ich noch einen Termin, aber ich wollte mich noch ganz gern weiter mit ihr unterhalten, darum habe ich sie freundlich gefragt, ob wir uns noch einmal treffen wollen, und sie war sofort einverstanden. Sie schlug vor, dass wir uns in der nahegelegenen Großstadt treffen, und einfach spontan die Stadt erkunden (was ich persönlich sehr schön finde als erstes Date).
Ich war einverstanden und ja - wir haben uns getroffen.
Anfangs war es sehr schön. Sie kannte sich offenbar deutlich besser aus als ich, da sie in der Stadt aufgewachsen war, folglich hat sie mir, neben anderen Gesprächsthemen, die wir im Café schon angeschnitten hatten, ein wenig die Stadt gezeigt.
So weit - so gut, nun kamen aber die seltsamen Dinge zum Vorschein.
Sie meinte, ich solle mich nicht wundern, wenn sie auf der Straße von Fremden angesprochen werden würde, da sie modele und daher stadtbekannt sei. (Wir waren etwa sechs Stunden in der Stadt unterwegs, angesprochen oder auch nur seltsam angesehen wurde sie nie). Sie sei in der Stadt oft auf Plakaten und dergleichen zu sehen gewesen (sie ist der Frage, für was sie geworben hat, elegant ausgewichen; und auch wenn ich die Stadt nicht so gut kannte wie sie, war ich doch schon oft dort, und habe sie noch nie auf Plakaten gesehen). Ehrlich gesagt - das klingt jetzt vielleicht böser als es klingen soll - ich fand sie zwar sympathisch und auch äußerlich attraktiv, aber es hat mich schon gewundert, dass sie gemodelt haben soll, denn eine "klassische" Schönheit war sie nicht.
Aber gut, das hat mich verwundert, aber ich überging es. Nun ging es allerdings damit weiter, dass sie einen Cousin habe, der Architekt sei. Besagter Architekt hatte gefühlt die Hälfte der Gebäude in der Innenstadt entworfen oder anderweitig mitgewirkt, was ich dann doch... etwas befremdlich fand, insbesondere da die Gebäude auch für mich, der ich mich nur rudimentär mit Architektur auskenne, mit... extrem unterschiedlichen Stilrichtungen erbaut und in extrem unterschiedlichen Epochen zu stammen schienen.
Ich hielt mich zurück, das zu kommentieren, und versuchte das Gespräch wieder auf angenehmere Themen zu lenken, in denen wir uns beide wohlfühlten.
Nach einiger Zeit dachte ich mir, könnten wir doch Mittagessen gehen, doch da kam eine weitere Überraschung - sie ist Muslimin, und es ist momentan Ramadan, darf also zur Zeit gar nichts essen, was sie mir unglücklicherweise bislang verschwiegen hatte. Aber ich könne natürlich etwas essen, wenn ich wolle. Sie würde dann warten.
Jaaaa.... das Bild, wie ich mit vollem Teller ihr gegenüber sitze und Essen in mich hineinstopfe erschien mir dann doch nicht so erstrebenswert, weshalb ich dankend ablehnte, und unsere Erkundungstour mit knurrendem Magen fortsetzte.
Es schloss sich an ein netter, spontaner Museumsbesuch (wobei "Nationalsozialismus, geil!" nicht unbedingt mein Lieblingszitat von ihr an diesem Tag war, sowie, ja...
Sie hatte schon vorher angedeutet, dass sie gerne durch die Kaufhauspassagen laufen würde um sich dort umzusehen. Das ist jetzt nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung als Mann, was ich ihr auch mit einem Lächeln gesagt habe. Na ja, sie hat das immer mal wieder eingeworfen, bis ich dann schließlich nachgegeben habe (vielleicht zu meiner Schande, aber mittlerweile hatte sich in mir dann doch der Entschluss festgesetzt, dass sie wohl nicht ganz die Richtige für mich war, nicht nur wegen der oben genannten Vorkommnisse, aber auch)
Den Rest des Dates verbrachte ich also damit, vor Umkleidekabinen herumzustehen und Einkaufstaschen nachzutragen. "Umschauen" dann doch etwas anders.
Es war eine nette Verabschiedung mit Umarmung, mehr habe ich auch gar nicht versucht, und auf meine Nachricht, in der ich mich für den Tag und die Stadtführung bedankt habe, hat sie nicht geantwortet.
Vielleicht auch besser so.