Ich möchte Dich (und einige andere) erleben, wenn wir hier "amerikanische Verhältnisse" bekommen hätten !
Was soll denn das heißen, amerikanische Verhältnisse? Die Verhältnisse in Amerika, sie sind halt so. Da bist Du Deines Glückes Schmied. Wer keine Kohle hat, ist selber schuld und vermutlich sowieso ein schlechter Christ. Denn wen der Herr liebt, dem schiebt er auch was zu. Wer nicht mal eine Versicherung hat, weil er das Geld für schmackhafte Mischungen aus Fett und Zucker ausgeben muss, ist erst recht selber schuld. So freiheitsliebend sind wir hier nicht, sondern erwarten vom Staat Vorsorge und Fürsorge. Von amerikanischen Verhältnissen wären wir auch dann weit entfernt, wenn die Sache ganz krass gelaufen wäre.
Sie läuft aber immer noch irgendwie krass. Stadt und Kreis hier haben ungefähr 750.000 Einwohner. Seit vier Tagen keine Neuinfektion. Vier Tage, das will etwas sagen. Da kann man doch den Bürgern wirklich die Verantwortung für sich selbst zurückgeben. Meinen Optimismus lasse ich mir nicht nehmen: habe Urlaub gebucht für die letzte Maiwoche. Im Lande. In der Hoffnung, dass bis dahin wieder etwas Vernunft in die Politikergehirne eingezogen ist.
Warum muss im Saarland erst das Verfassungsgericht die Landesregierung darauf hinweisen, dass es "aktuell keine belastbaren Gründe" für die besonders strengen Ausgangsbeschränkungen dort gibt?
Das weiß ich nicht, aber das Verfassungsgericht im Saarland hat ja eine besondere Stellung und einen besonderen Ruf. So hat es zum Beispiel entschieden, dass ein Betroffener bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung einen Anspruch darauf hat, dass ihm die Überschreitung auch bewiesen wird. Da ging es um ein bestimmtes Messgerät, das nicht genug Daten gespeichert hat, um die Richtigkeit der Messung nachvollziehen zu können.
Die Sonderstellung der Saarländer sieht man daran, dass sich die Gerichte in den anderen Bundesländern einen feuchten Kehricht um diese Entscheidung scheren. Die sind halt schon sehr rechtsstaatlich aufgestellt dort.