Tja, was wäre so als Ü50-Tante oder Ü50-Onkel einer Nichte in höherem Teenageralter zu raten?
Würde ich ihr sagen: "Es ist ganz egal, wie du dich verhältst, wie du dich bewegst in welchen Vierteln, wie du dich anziehst und welche Art von Blicken du anderen zuwirfst, mach das ganz so wie dir gerade ist, denke nicht nach, spüre keinerlei Verantwortung, denn du bist ja nach Gesetz frei und wenn dir was geschieht, dann warst ja nicht du schuld, und das ist alles, was wichtig ist: wer schuld ist, nicht etwa das Leid, was dir zustößt!"?
Nein, das würde ich nicht.
Würde ich ihr sagen: "Alle Männer sind böse, ziehe dir drei Kartoffelsäcke über, sieh in jedem Mann den Vergewaltiger, bewege dich nur unter Frauen oder habe bei Männerkontakt immer einen Beschützer mit dabei, fühle dich völlig hilflos und unmündig, sei von Mißtrauen und Hass allen gegenüber zerfressen, die dich nicht nur als Opfer sehen, denn das ist, was du im Wesen bist: ein Opfer!"?
Nein, das würde ich auch nicht.
Ich würde unterscheiden, auf reale Gefahrensituationen verweisen, beklagen, dass es ein Risiko gibt, dazu ermuntern, es weder zu leugnen noch sich davon jede Rationalität, Fairness und Lebenslust nehmen zu lassen. Ich würde zu Verantwortung ermuntern, also zur Einschätzung des Gefahrenpotentials von Situation und entsprechendem Verhalten.
Davon unberührt bleibt, daran mitzuwirken, dass Gefahren verringert und reale Freiheiten stärker gewährleistet werden können.
Das geschieht nun nicht durch die Unmündigerklärung und das Überdieklingespringenlassen, also den Fehlschluß, dass wer nicht schuld ist, auch keine Verantwortung hat: Sie hat sich doch einfach nur die Freiheit herausgenommen, die sie hat - dass es dann Übergriffe gab, daran sind doch die übergriffigen Männer schuld! Wieso sollte sie denn was ändern, die Männer müssen sich ändern! - Das mag für das schlichte Ohr menschenfreundlich klingen. Und Fehlschluß klingt recht theoretisch. Aber wenn man schaut, was das bedeutet und wohin das in der Urteilspraxis so gelangt und wozu es in der Praxis führte, ists doch eher widerlich.
Und nein, mit Widerlichkeit muß man sich nicht solidarisieren, ganz gleich, ob sie von Mann oder Frau kommt. Ich respektiere sie auch nicht sonderlich.
Aber wie gesagt, wir sollten nicht den Bock zum Gärtner machen. Und nicht das Symptom zur Meinung.
Ob man über solche heiklen Themen hier überhaupt schreiben sollte, wäre ne Frage. Also es gibt ja Themen, die bestimmte Foristen mit ziemlicher Sicherheit in die völlige Abstrusität treiben. Sollte man sich davon, aus Rücksichtnahme die Themen kaputt machen lassen? Analog: Sollte man nichts mehr zur Flüchtlingsfrage sagen, weil einige Menschen unter Flüchtlingen gelitten haben und da so irrational reagieren, dass sie alle erschießen wollen? Kommt darauf an, in welchen Kreisen man gerade unterwegs ist.
Und analog hier: welche Art Viertel soll das Forum sein: eines, bei der man als sich frei fühlender Mensch damit rechnen muß, ungerechtfertigten irrationale diffamierenden Übergriffen ausgesetzt zu sein, wenn man bestimmte Themen anspricht (wie: Männer, Sex, schlanke/vollschlanke Figur oder eben Altersunterschied usw.), oder möchte eine Mehrheit doch, dass es anders zugeht?